Henterner Schule soll im Sommer schließen

Kell am See · Der Verbandsgemeinderat Kell (Kreis Trier-Saarburg) hat weitere Details des Schulkonzepts geklärt. Ein Aus für Hentern im August wird immer wahrscheinlicher.

 Die Schule in Hentern (Archivbild)

Die Schule in Hentern (Archivbild)

Foto: Christa Weber

Die Bürger der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See haben am 26. März für das neue Grundschulkonzept gestimmt. Der VG-Rat hat nun weitere Beschlüsse nachgeliefert. Dabei ging es um Details, die laut Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier noch zu klären waren, bevor die Auflösung der Schule in Hentern eingeleitet werden kann.

Die Beschlüsse
Künftig soll es in VG-Trägerschaft nur noch die Grundschulen Schillingen und Zerf geben. Beschlossen wurde einstimmig, dass der Bezirk der Henterner Schule komplett in den Zerfer Bezirk übergehen soll. Das heißt: Alle Grundschüler aus Zerf, Vierherrenborn, Baldringen, Hentern, Paschel, Schömerich und Lampaden werden in Zerf unterrichtet.
Geklärt ist nun auch, was mit den verbleibenden Klassen in Hentern passiert. Sie sollen schon zum neuen Schuljahr im August nach Zerf umziehen. Der Platz dafür sei da, sagte Bürgermeister Martin Alten (CDU). Ließe man die Schule in Hentern noch drei Jahre bestehen, so die Verwaltung, bliebe wegen der aktuellen Kombiklasse aus erstem und zweitem Schuljahr in den letzten beiden Jahren nur noch eine Klasse dort. Ausführlich begründet wurde zudem, dass die VG wegen sinkender Schülerzahlen und besserer Ausstattungsmöglichkeiten in Schillingen und Zerf für Hentern und Mandern keinen schulischen Bedarf mehr sieht.

Debatte im Rat

Bei der Aussprache im Rat ging es zum Teil recht emotional zu. VG-Chef Alten verwies auf das "relativ knappe Ergebnis" des Bürgerentscheids (54,9 zu 45,1 Prozent), das der VG-Rat nun umsetzen müsse. Laut Alten gab es bereits Gespräche mit dem Kreis Trier-Saarburg als Träger der Grund- und Realschule plus Zerf/Kell über die notwendige Sanierung in Zerf. Sascha Kohlmann (CDU) hatte gefordert, diese so schnell wie möglich anzugehen. Laut Alten muss die VG nun "zeitnah" festlegen, in welchem Gebäudeteil sie die zweizügige Grundschule unterbringen will.
Alten verlas die E-Mail einer Mutter aus Lampaden, die ihr Kind nach Schillingen schicken möchte, weil sonst in der Kita geschlossene Freundschaften auseinanderbrächen. Alle drei Fraktionen sprachen sich aber gegen die Befragung der Lampadener Eltern aus. Eine solche Umfrage hatten sie mehrmals angekündigt. "Wir wollen jetzt eine klare Linie reinbringen", sagte Manfred Rauber (SPD). Dem Rat sei wichtig, die Kinder in den Klassen geschlossen nach Zerf zu schicken. Würden Lampadener Kinder in Schillingen aufgenommen, verschiebe sich der Umzug der Kinder aus Mandern/Waldweiler dorthin. Wann die Schule in Mandern aufgelöst werden soll, ist weiter offen.

Stimmen aus den Dörfern
Bernd Hermesdorf (FWG) aus Lampaden äußerte Bedenken, die Befragung abzublasen. Die Eltern hätten "schon jetzt das Gefühl, nicht ausreichend gefragt" worden zu sein. In Gesprächen mit Eltern habe er allerdings auch kein "eindeutiges Bild" bezüglich ihrer Wünsche erhalten. Lampadens Ortsbürgermeister Martin Marx zweifelte daran, dass die gesetzten Fristen für eine Schließung Henterns in diesem Sommer noch einzuhalten seien (siehe Info). Bislang sei "alles gegen den Elternwillen gelaufen". Erst auf Marx' Nachfrage hin informierte der VG-Chef über einen Brief des Henterner Elternbeirats, in dem Fragen an die VG gestellt wurden. Alten erklärte dazu, dass Fragen zu Schülertransport, Lehrerwechseln und künftigen Betreuungsangeboten erst später zu klären seien oder in Zuständigkeit von ADD und Kreis lägen.
Baldringens Ortschef Willi Emser betonte, dass Schulen im Dorf "weit mehr als nur Bildungseinrichtungen" seien. Zudem stellten die Landes-Leitlinien für ein wohnortnahes Grundschulangebot die Schulen in Hentern und Mandern nicht infrage. Für Michael Lehnen, erster Beigeordneter in Hentern, ging es nicht "um Eitelkeiten der Ortsgemeinden". Vielmehr seien Eltern, Lehrer und Kinder "sauer und verunsichert", weil bereits über Schließungen beschlossen worden sei, bevor der Rat "ein richtiges Konzept" vorgelegt habe.

Erste Reaktion von Eltern
Eine handvoll Eltern war unter den Zuhörern, darunter Petra und Gerd Justinger aus Hentern. Sie sagten dem TV: "Wir sind nicht grundsätzlich gegen den Zusammenschluss mit Zerf. Aber wir erwarten, dass vorschnelle Entscheidungen nicht auf dem Rücken unserer Kinder durchgeboxt werden." Viele Eltern vermissten weiterhin "ein erkennbares pädagogisches Konzept". Ihre Kinder seien seit dem Bürgerentscheid "völlig verängstigt". Zwar sollten die Klassen nun laut VG-Rat geschlossen nach Zerf wechseln. "Aber das ist unwahrscheinlich, wenn man sich die Schülerzahlen der Parallelklassen anschaut." Auch ihre Lehrer könnten die Henterner Kinder wohl nicht behalten. Zudem wolle man sie in Zerf "ohne oder während einer Sanierung" unterrichten. "Da macht man den zweiten Schritt vor dem ersten."BEHÖRDE WILL VERFAHREN SCHNELL EINLEITEN

Auf TV-Anfrage teilt ADD-Sprecherin Miriam Lange mit, dass die Beschlüsse des VG-Rats Kell der Behörde zwar noch nicht vorlägen. Es habe aber im Vorfeld eine enge Abstimmung zu den noch zu klärenden Fragen gegeben. "Wenn die Beschlüsse nun so gefasst wurden, ist aus unserer Sicht alles vollständig." Sobald die Beschlüsse schriftlich bei der ADD eingingen, könne das Anhörungsverfahren zur Schließung der Schule Hentern eingeleitet werden. Daran zu beteiligen sind die betroffenen Elternbeiräte und Schulausschüsse, der Regionalelternbeirat sowie der Bezirkspersonalrat der staatlichen Lehrer an Grundschulen. Laut ADD ist ein Abschluss des Verfahrens bis zum Schuljahresbeginn "zeitlich machbar".Kommentar

Die betroffenen Eltern wird das nicht beruhigen

Nach dem positiven Bürgervotum zum neuen Grundschulkonzept hatten die Mitglieder des Keller VG-Rats versprochen, die noch offenen Fragen rasch zu klären. Das haben sie nun getan. Die Unzufriedenheit und Verunsicherung bei den betroffenen Eltern werden sie damit aber wohl kaum verringert haben.
Die angekündigte Befragung der Eltern in Lampaden, ob deren Kinder künftig in Zerf oder Schillingen zur Schule gehen sollen, wird nun doch nicht umgesetzt. Die Begründung ist zwar nachvollziehbar - aber dass man die Klassen nicht auseinanderreißen möchte, hätte man sich auch schon vorher überlegen können. Dieser Rückzieher kommt bei den Eltern sicher nicht gut an.
Nach wie vor kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier mit unnötiger Eile Dinge beschlossen und Tatsachen geschaffen werden. Wenn man die Schule in Hentern schließen möchte und der Sanierungsbedarf in Zerf schon seit langer Zeit klar ist: Warum lässt man die Kinder dann nicht so lange noch in der gewohnten und störungsfreien Umgebung der Henterner Schule, bis in Zerf alles entsprechend hergerichtet ist? Warum die Auflösung unbedingt schon in diesem Sommer? Dass die Ratsmitglieder das Thema möglichst vor Umsetzung der angestrebten Gebietsfusion mit der VG Saarburg aus den Füßen haben wollen, dürfte den betroffenen Eltern, Kindern und Lehrern als Begründung wohl kaum reichen … c.weber@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort