"Hilf mir, es selbst zu tun"

HERMESKEIL. Im Juni startet in Hermeskeil eine Montessori-Gruppe für Kinder bis drei Jahren. Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) bietet diese Gruppe unter der Leitung von Margret Barth und Elke Nettekoven an. Beide sind Erzieherinnen mit Montessori-Diplom.

 Spaß und Lernen zugleich: Der fünfjährige Lukas spielt mit geometrischen Körpern. Nach der Montessori-Lehre fördert das bereits bei kleinen Kindern das mathematische Denken.Foto: Denise Juchem

Spaß und Lernen zugleich: Der fünfjährige Lukas spielt mit geometrischen Körpern. Nach der Montessori-Lehre fördert das bereits bei kleinen Kindern das mathematische Denken.Foto: Denise Juchem

Den Begriff Montessori haben viele schon mal gehört. Doch was steckt dahinter? Margret Barth: Montessori ist eine besondere Form der Pädagogik, die auf die italienische Ärztin Maria Montessori zurückgeht. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sie sich mit der Entwicklung und Förderung von geistig behinderten Kindern beschäftigt. Ihre Methode entwickelte sie später auch für nicht beeinträchtigte Kinder weiter. Sie sagen, die Montessori-Pädagogik ist vor 100 Jahren entwickelt worden. Ist sie dann nicht längst veraltet? Margret Barth: Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben erkannt, dass die Montessori-Pädagogik wegweisend sein kann im Dschungel überfüllter Kinderzimmer. Durch die Klarheit in der Montessori-Pädagogik gelingt es den Kindern und ihren Eltern, den Anforderungen in unserer reizüberfluteten Umgebung gerecht zu werden. Es gibt Montessorieinrichtungen auf der ganzen Welt. In Trier befinden sich ebenfalls zwei Kinderhäuser und eine Kindergrippe. Können Sie die Grundprinzipien dieser Pädagogik kurz erläutern? Margret Barth: In der Montessori-Gruppe werden die Kleinkinder auf behutsame Weise an die Selbstständigkeit herangeführt. Beispielsweise wird schon mit den Kleinen das An- und Ausziehen geübt. In dem Alter machen das zu Hause normalerweise noch die Mütter oder in einer Krabbelgruppe die Erzieherinnen. Unsere Arbeit basiert auf dem Montessori-Grundgedanken "Hilf mir, es selbst zu tun." Wo und in welcher Form wird die Montessori-Betreuung in Hermeskeil angeboten ? Margret Barth: In einer Privatwohnung in Hermeskeil habe ich gemeinsam mit der KEB einen großen Gruppenraum eingerichtet und mit Montessori-Materialien ausgestattet. Zu Beginn soll die Montessori-Kinderstube einmal in der Woche für zwei Stunden geöffnet werden. Wenn genug Eltern sich melden, könnte ich mir auch vorstellen, das Ganze dreimal in der Woche anzubieten. Sie sprechen die Altersgruppe ein bis drei Jahre an. Werden die Kinder nicht überfordert? Margret Barth: Aber nein, wir gehen gezielt auf jedes einzelne Kind ein. Wir wissen, wo das Kind steht und fördern seine Entwicklung - allerdings ohne es zu überfordern. Haben Sie vor, Montessori-Pädagogik auch für ältere Kinder anzubieten? Margret Barth: Auch hier entscheidet wieder die Nachfrage. Bei Bedarf können wir die Montessori-Betreuung auch für Kinder von drei bis sechs Jahre und sechs bis zehn Jahre anbieten. Anders als in der Altersgruppe ein bis drei Jahre können dann besonders die Bereiche Sprachentwicklung und Mathematik beeinflusst werden. Man könnte auch variieren: Morgens Krabbelgruppe und nachmittags Mathematk nach Montessori. Welche Rolle spielen die Mütter und Väter in der Montessori-Pädagogik? Margret Barth: Die Eltern bekommen Gelegenheit, ihre Kinder auf eine neue Art zu beobachten und die gewonnenen Eindrücke mit in ihre Familie zu nehmen. Können Sie ein Beispiel nennen, was eine Mutter oder ein Vater aus ihrer Gruppe mitnehmen kann? Margret Barth: Wenn wir das Beispiel des überfüllten Kinderzimmers aufgreifen, spielen Ordnung, Übersichtlichkeit und Materialangebot eine entscheidende Rolle. Eltern sollen die Bedürfnisse ihrer Kinder erkennen. Spielsachen, die für das Kind nicht geeignet sind oder die das Kind nicht mag, sollen aus dem Zimmer geräumt werden. Was überzeugt Sie an der Montessoripädagogik? Wer übernimmt die Kosten für dieses Angebot? Margret Barth: Die Kosten müssen die Eltern selbst tragen. Im Gegensatz zu staatlichen Krabbelgruppen und Kindergärten gibt es für uns keine Zuschüsse vom Land. S Das Gespräch führte unserRedaktionsmitglied Denise Juchem. Info-Veranstaltungen für interessierte Eltern finden morgen um 20 Uhr im Johanneshaus in Hermeskeil und am Dienstag, 27. Mai, um 20 Uhr im Bürgerhaus Reinsfeld statt.

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