Hochwaldort mit bewegter Historie

REINSFELD. Mit einer "historischen Straße" wollen die Reinsfelder bei ihrer 1025-Jahr-Feier am 1. und 2. Juli an die bewegte Geschichte ihres Heimatorts erinnern. Doch welche Marksteine wurden in dieser langen Zeitspanne gesetzt, welche Ereignisse haben die Entwicklung des Dorfes am Fuße des Rösterkopfs geprägt? Der TV wirft anlässlich des Gemeindejubiläums einen Blick in die Chronik.

Dass die Reinsfelder in zwei Wochen ihr großes Ortsjubiläum feiern, verdanken sie - genau wie das nahe Malborn - einer Urkunde des Trierer Erzbischofs Egbert aus dem Jahr 981. Darin wird die Siedlung "Reinonis campus" erstmals erwähnt. Aus dieser Quelle geht auch hervor, dass bereits zu Zeiten des Erzbischofs Hetti (814 bis 847) diese Güter an das Trierer Paulinstift übergeben wurden. Der Ursprung der Siedlung Reinsfeld kann also - so die Auffassung der Heimatforscher Johannes Lanser und Friedrich Reiber in der 1981 veröffentlichten Orts-Chronik - um das Jahr 800 vermutet werden. Dennoch gilt die urkundliche Ersterwähnung 981 als Gründungsdatum des Orts. Sie liefert auch den Anlass für die bevorstehende 1025-Jahr-Feier.Ruhiges Leben im Kurstaat Trier

Im Laufe der Jahrhunderte hat es viele verschiedene Schreibarten für den Ortsnamen gegeben. So sind die Bezeichnungen "Reynsvelt", "Reinsuelt" oder "Remesvelt" überliefert, ehe sich ab 1755 der heutige Name durchsetzte. Eins hat sich in dieser langen Zeitspanne jedoch nicht geändert: Die längste Zeit seiner Geschichte - nämlich rund 800 Jahre - gehörte Reinsfeld zum Kurstaat Trier. Zunächst hatte sich rund um Reinsfeld eine so genannte Hundertschaft, eine Art Gerichtsgemeinschaft aus mehreren Orten, zusammengeschlossen. Seit der Neuordnung des Erzbistums durch Kurfürst Balduin tritt zudem ab 1315 die Bezeichnung "Pflege Reinsfeld", die einen Verwaltungsbezirk kennzeichnet, in den Quellen auf. "Das verhältnismäßig ruhige Leben der Höhenbewohner", so heißt es in der Chronik, wurde erst zu Beginn der Frühen Neuzeit "empfindlich gestört". Sorgte zunächst - nach 1517 - das Vordringen der reformatorischen Lehre für Unruhe, folgte rund 100 Jahre später ein verheerender Waffengang, unter dem die Menschen im ganzen Hochwaldraum besonders zu leiden hatten: der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648. Diese Schreckenszeit haben in Reinsfeld nur wenige Menschen überlebt, wie alte Steuerlisten belegen. Hinzu kamen die Hexenverfolgungen im Hochwald, denen ebenfalls viele unschuldige Menschen zum Opfer fielen. Auch das 18. Jahrhundert blieb von andauernden Kriegswirren geprägt, ehe ein epochaler Einschnitt erfolgte: Der Kurstaat Trier wurde aufgelöst, und ab 1797 übernahmen die Franzosen für zwei Jahrzehnte die Herrschaft. Sie richteten den Kanton Hermeskeil ein, was die Reinsfelder Orts-Chronisten zu der Feststellung veranlasste: "Damit endete die Vorrangstellung unseres Ortes. Eine ruhmreiche Dorfgeschichte war Vergangenheit. Hermeskeil hatte die Führung übernommen." Nach den Niederlagen Napoleons bekamen die Menschen in der Hochwaldregion im Jahr 1815 neue Herren - die Preußen. Überbevölkerung und zu kleine Ackerflächen ließen jedoch damals auch in Reinsfeld Not und Armut anwachsen. Die Folge: Aus dem Hochwaldort wanderten viele Menschen - genannt wird in der Chronik die Zahl 91 - nach Amerika aus. Einen immensen wirtschaftlichen Aufschwung brachte für die Reinsfelder der Bau der Hochwaldbahn im Jahr 1889. Nun konnte beispielsweise Holz viel leichter verfrachtet werden. "Das war die Goldquelle des Hochwalds, an der die Gemeindefinanzen gesundeten", schreibt Heimatforscher Reiber. Für Reinsfeld bedeutsam war in diesem Zusammenhang vor allem die Entstehung des Sägewerkes Hammerstein, "dem der Ort zweifelsohne seinen sozialen Wohlstand verdankte".Früher Holzverarbeitung, heute Tourismus

Denkwürdige Ereignisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die von den beiden Weltkriegen überschattet wurden, waren 1908 der Neubau der heutigen Remigiuskirche in einem trocken gelegten Sumpfgelände in der Mitte des Orts und die Lokomotivexplosion im Reinsfelder Bahnhof im Jahr 1930. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Ansiedlung des "Romika-Textilwerks" (1957) und die Einweihung des damaligen "Burmah-Campingparks" (1977), die den Aufschwung des Fremdenverkehrs in Reinsfeld einleitete, wichtige Stationen. Seit der 1000-Jahr-Feier im Jahr 1981 hat sich in Reinsfeld zwar einiges verändert - so gehören "Romika" oder das Sägewerk inzwischen der Vergangenheit an. Auch die Hochwaldbahn tuckert schon lange nicht mehr über die Gleise. Gleichwohl hat Reinsfeld im zurückliegenden Vierteljahrhundert eine positive Entwicklung genommen. Die Bevölkerungszahl ist deutlich gestiegen und liegt derzeit bei rund 2500. Mit "Siegenia-Aubi" hat sich ein größerer Gewerbebetrieb und wichtiger Arbeitgeber auf dem früheren Romika-Gelände niedergelassen. Und schließlich schnaufen jetzt Radfahrer statt Lokomotiven über die alte Eisenbahntrasse und wecken die Hoffnung auf einen weiteren wichtigen Impuls für den Tourismus in Reinsfeld.

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