Humor, Heiterkeit und die Religion

Seine frühe Erkrankung an Kinderlähmung hat Paul Kohley, Mitbegründer der Hermeskeiler Sonderschule, nicht von einem Studium abhalten können und auch nicht von einem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement.

 Paul Kohley hat sich in seinem Wohnort Hermeskeil immer unermüdlich engagiert. TV-Foto: Ursula Schmieder

Paul Kohley hat sich in seinem Wohnort Hermeskeil immer unermüdlich engagiert. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. (urs) Sein Humor ist seine Stärke. Ohne seine Heiterkeit hätte Paul Kohley kaum das Schicksal gemeistert, das ihn als 20-Jährigen gnadenlos ausgebremst hat. Als der gebürtige Konzer drei Wochen nach dem Abitur an Kinderlähmung erkrankt, lässt ihn das nicht verzweifeln, sondern spornt ihn eher noch an. Mit 79 Jahren blickt er daher auf ein Leben mit Meilensteinen wie der Mitbegründung der Hermeskeiler Sonderschule.Doch die Hürden, die er Jahre zuvor hatte nehmen müssen, waren höher. Anfangs waren beide Beine gelähmt, so dass er das Gehen wieder mühsam erlernen musste. Ein Fortschritt war der Führerschein, den er in einem Spezialauto machen konnte. Nach einer mit 23 Jahren begonnenen Lehre als Industriekaufmann fügte er neun Jahre später ein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Trier an. Dass er dort seine Ehefrau kennenlernte, die spätere Schulrätin Franziska Kohley, war für ihn doppeltes Glück.Während des Studiums begnügte er sich nicht mit dem regulären Stoff. Auch sportlich gab er sein Bestes und legte eine Prüfung als Rettungsschwimmer ab. Für den Fall, dass er die Prüfung nicht schaffen sollte, absolvierte er auch eine Prüfung in "Handarbeit für Damen". Seine erste Lehrerstelle führte ihn 1962 nach Trittenheim. Nach der Hochzeit unterrichtete er ab Mitte der 60er Jahre am neuen Wohnort Hermeskeil. Damals habe er mit seinen Schülern 23-Kilometer-Wanderungen mit Krücken zurückgelegt. Was ihm dort weniger gefiel, war der fliegende Wechsel zu Gymnasium und Realschule: "Alles, was konnte, war nach dem vierten Schuljahr weg." Daher hängte er noch ein Studium der Heilpädagogik an und gründete 1968 mit einer Kollegin die Hermeskeiler Sonderschule. Als die Stadt eine Hauptschule bekommen habe, sei die St.-Martinus-Förderschule nach Reinsfeld umgezogen.Noch heute ist Kohley stolz darauf, dass seine Schüler durchweg einen Beruf erlernten. Dank der Unterstützung von Firmen seien sie Metzger, Bäcker, Koch oder Maurer geworden. Dennoch fand ihr Lehrer die Zeit, sich nebenberuflich zu engagieren. Wovon ihn auch die zunehmend schlimmere Arthrose nicht abhalten konnte oder die Tatsache, dass es irgendwann kaum mehr ohne Rollstuhl ging. Für sein Engagement, so auch als Sicherheitsbeauftragter für Senioren oder Lektor, erhielt er 1997 eine Urkunde des Bistums sowie die Verdienstmedaille des Landes. Privat erlernte er die Seidenmalerei, und auch Kochen zählt zu seinen Hobbys, wie Ehefrau Franziska zu schätzen weiß. Dass ihr Mann ihr trotz aller Einschränkungen nie "etwas vorgejammert" habe, führt sie auf zwei stützende Säulen zurück - seinen Humor und die Heiterkeit sowie die Religion.

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