"Ich brauche beide Orte"

SCHILLINGEN. (hm) Seine Wurzeln seien in Schillingen verankert, sagt Andreas Bohr, der inzwischen der Liebe wegen in Kell am See wohnt. Doch abgenabelt habe er sich von seinem Heimatort noch nicht.

"Ich bin ein Schillinger Junge und habe dort auch meine Wurzeln, aber in Kell wohne ich mit meiner Familie. Und Töchterchen Malena geht hier zum Kindergarten", erzählt der 37-jährige Andreas Bohr, Touristik-Kaufmann und Geschäftsführer beim Reiseveranstalter "Reisen-vom-Hahn". Er brauche beide Orte, sagt Bohr. In Schillingen, dem Ort, in dem er aufgewachsen ist, nimmt er, ebenso wie in Kell am See, aktiv am Vereinsleben teil. Im Musikverein Schillingen ist er Vorsitzender, in Kell spielt er seit 26 Jahren aktiv Tennis, war mehrfacher Vereinsmeister und ist heute mit der Herren-Mannschaft Ü30 in der zweithöchsten Klasse im Tennisverband Rheinland aktiv. "Ich bringe beide Ortschaften und die Vereine der beiden Dörfer für mich gut unter einen Hut", sagt er. Seit 28 Jahren ist der nachweislich begabte Klarinettist Mitglied im Musikverein Schillingen, seit 15 Jahren im Vorstand und seit zwei Jahren Vorsitzender. Seit zehn Jahren musiziert er im Orchester der Verbandsgemeinde Kell am See und ist dort Vorstandsmitglied. Dass er die großen Auslandsfahrten der Truppe nach Südafrika und kürzlich in die baltischen Staaten als Reiseveranstalter organisiert hatte, lag auf der Hand. Bohr wird von seinen Musikkollegen als Ausnahmeklarinettist bezeichnet. Ob er viel probt? "Eigentlich weniger", sagt er. Doch eines will er den Jungmusikern mit auf den Weg geben. "Den Grundstock habe ich in meiner Jugend gelegt. Talent ist die eine Sache, die andere, was du daraus machst. Über viele Jahre habe ich täglich zwei Stunden lang intensiv geübt, das hat viel gebracht. Wenn du die Technik mal drin hast, gibst du sie nicht mehr ab. Der Ansatz lässt zwar nach, aber den kann man wieder aufbauen. Die eingespielte Fingertechnik ist im Grunde immer abrufbar, man muss sie nur auffrischen." Bohr möchte jedem Jungmusiker raten, den Grundstein für spätere Qualität früh genug zu legen und vor allem: nicht die Flinte ins Korn zu werfen. "Ich habe festgestellt, dass die Musikalität in jungen Jahren noch wenig ausgeprägt ist. Wenn sich die erst einmal entwickelt hat, ist es einfacher, die früh erlernte Technik umzusetzen. Dann wird sie auch richtig verstanden. Also ist es wichtig, bis zu diesem Zeitpunkt durchzuhalten." Seine Ehefrau Christiane lernte Bohr beim Tennis in Kell am See kennen. "Dort bot sich dann auch eine günstige Wohnungssituation an. Deshalb wohne ich nun mit meiner Familie in Kell." Töchterchen Malena ist inzwischen zwei Jahre alt. Ob sie, wenn sie groß genug ist, auch zu Papas Klarinette greift?

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