Im Fadenkreuz: Touristen-Trubel auf der Burg

GRIMBURG. Seit dem Jahr 2001 schwelt in Grimburg der Streit zwischen dem Förderverein der Burg und zwei Jagdpächtern vom Niederrhein, die sich durch die touristischen Aktivitäten auf der Grimburg empfindlich gestört fühlen. Inzwischen liegt zwar ein Kompromiss-Vorschlag auf dem Tisch, ob die Jagdpächter darauf eingehen werden, ist aber noch offen.

"Jagd macht Jagd", heißt ein altes Grimburger Sprichwort. Und "Jagd", also umgangssprachlich "Unruhe", gab es in den vergangenen Jahren im Hochwaldort mehr als genug. Dann nämlich, wenn wieder mal die Interessen der beiden Pächter im Jagdrevier I mit denen des Förderveins "Burg Grimburg" kollidierten. Einen "klassischen Zielkonflikt", bei dem die Gemeinde zwischen den Stühlen sitzt, nennt VG-Bürgermeister Michael Hülpes das Problem. Denn einerseits sind die Jagdpacht-Einnahmen von 7000 Euro kein unwesentlicher Beitrag auf der Haben-Seite im Grimburger Etat. Andererseits lockt der rührige Förderverein mit seinen Aktivitäten viele Besucher auf die frühere erzbischöfliche Landeburg. Das bedeutet nicht nur einen Image-Gewinn für Grimburg. Die Ruine hat sich längst zum touristischen Aushängeschild der kompletten Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil entwickelt.Stein des Anstoßes sind die Burglager

Gerade dieser Trubel ist den beiden Jagdpächtern jedoch seit langem ein Dorn im Auge. Anstoß nehmen sie jedoch nicht an den von der VG organisierten Veranstaltungen wie die "Ritter auf der Grimburg" oder auch am TV-Ferienspaß. "Das Problem sind die mehrtägigen Burglager des Fördervereins, die über Nacht gehen", betont Martin Klauck. Der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft hat Verständnis für die Kritik der beiden Pächter, die bislang bei den Verhandlungen vor Ort nicht anwesend waren und ihre Anliegen stets schriftlich vorgebracht hatten. Das Argument, dass den beiden Jagdpächtern die Beeinträchtigung schon bei Vertragsabschluss 1998 bekannt gewesen war, weil die Burg schon damals touristisch genutzt wurde, will Klauck so nicht gelten lassen. "Die Zustände von heute kann man damit nicht mehr vergleichen. Die Burg ist zum reinsten Kirmesplatz geworden", sagt er. Grimburgs Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber sieht das jedoch ganz anders: Er hat sich seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr in der öffentlichen Diskussion mehrfach auf die Seite des Fördervereins geschlagen. Dieser sei für Grimburg "existenziell wichtig", sagt Weber auch mit Blick auf das Hexenmuseum, das der Verein im Herbst mit eigenen Geldern im Hochwaldort einrichten will. "Wir machen auf der Burg nur Veranstaltungen, die tragbar sind und bleiben beim sanften Tourismus", betont Weber. Und er weist darauf hin, dass es nicht nur ihn, sondern auch die meisten Grimburger schon lange ärgert, "dass uns Auswärtige vorschreiben wollen, was auf der Burg ablaufen soll". Der Dauer-Streit sei eine große Belastung, die "seit vier Jahren unsere Vereinsentwicklung hemmt", lautet derweil die Einschätzung des Fördervereins-Vorsitzenden Dittmar Lauer. Denn gerade die Burglager würden dem Verein Einnahmen bringen, "auf die wir dringend angewiesen sind". Zudem sei insbesondere für diese Veranstaltungen kein so großer Einsatz des ehrenamtlichen Personals nötig.Förderverein verzichtet auf Einnahmen

Und: Der Förderverein sei durchaus bereit, sich zurückzunehmen, betont Lauer mit Blick auf einen Kompromiss-Vorschlag, der seit mehreren Monaten auf dem Tisch liegt und in diesem Jahr auch so praktiziert wird. Das Zeitfenster, in dem Burglager abgehalten werden, wurde nämlich von sechs auf drei Monate (Mai, Juni, Juli) und maximal 30 Tage halbiert. Damit verzichtet der Förderverein freiwillig auf die Organisation von Burglagern im lukrativen Ferienmonat August. Nicht nur Ortschef Weber, auch Bürgermeister Michael Hülpes hält diese Regelung für "absolut tragfähig". Die beiden Jagdpächter hatten im Frühjahr gleichwohl einen Konfrontationskurs gesteuert und angekündigt, dass sie nur noch die Hälfte ihrer Pacht bezahlen wollten. "Daraufhin hat die Jagdgenossenschafts-Versammlung beschlossen, den Vertrag wegen Zahlungsverzug zu kündigen und das fehlende Geld einzuklagen", so Weber. Er hatte als Ortsbürgermeister den Jagdgenossen mit der größten Grundfläche im gemeinschaftlichen Jagdbezirk zu vertreten. Die prompte Reaktion der beiden Pächter vom Niederrhein auf diese Entscheidung sei die sofortige Zahlung des ausstehenden Gelds für 2005 gewesen, so der Rechtsanwalt weiter. Dauerhaft geklärt ist der Streit trotz dieses Rückziehers aber noch nicht. Viel wird deshalb vom Ausgang eines Gesprächstermins in der nächsten Woche abhängen. Dann wollen die beiden Jagdpächter mit ihren Anwälten nach Grimburg kommen, sich dort mit Weber, Hülpes, Lauer und Klauck zusammensetzen und darüber beraten, ob sie den vorliegenden Kompromiss akzeptieren oder - beim Scheitern der Verhandlungen - die unerfreuliche "Jagd" in Grimburg weitergeht.

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