Im Schneckentempo zum schnellen Internet

Seit mehreren Monaten bemühen sich die drei Ortsgemeinden Damflos, Züsch und Neuhütten darum, als weißer Fleck in der DSL-Landschaft zu verschwinden und ihren Bürgern mit der modernen Breitbandtechnologie einen schnelleren Zugang ins Internet zu ermöglichen. Doch die Mühlen der Bürokratie lassen das Vorhaben nur im Schneckentempo vorankommen.

Neuhütten/Damflos/Züsch. Anfang des Jahres sah noch alles nach einem echten Glücksfall aus. Für die Bewohner von Züsch und Neuhütten, die bislang fast gänzlich von der für einen schnellen und leistungsstarken Zugang zum Internet nötigen DSL (Digital Subscriber Line)-Technik abgehängt sind, eröffnete sich unverhofft eine große Chance. Die Telekom wies darauf hin, dass in der Nähe der Dörfer eine Glasfaserleitung zum früheren Nato-Bunker "Erwin" bei Börfink liegt. Diese würde nicht mehr benötigt, so dass Kapazitäten für eine DSL-Anbindung frei sind.

"Da greifen wir zu", sagten sich die Gemeinden Züsch und Neuhütten und nahmen für das Vorhaben auch die Gemeinde Damflos, wo etwa ein Viertel der Hauhalte unversorgt ist, mit ins Boot. Der Finanzierungsplan stand ebenfalls schon nach kurzer Zeit: 60 Prozent der geschätzten Gesamtkosten von 61 000 Euro sollten aus dem Fördertopf kommen, den das Land für bislang unversorgte DSL-Gebietet eingerichtet hat. Den Rest wollten sich die Verbandsgemeinde Hermeskeil und die drei Kommunen teilen. Doch dann türmten sich die ersten bürokratischen Hindernisse auf. "Erst Mitte des Jahres hat die EU die Förderrichtlinien des Landes notifiziert. Das hat zu ersten Verzögerungen geführt, weil erst danach die Zuschussanträge gestellt werden konnten", erklärt Rathaus-Chef Michael Hülpes (CDU).

Damit aber nicht genug: Der Antrag aus dem Hochwald wurde laut Hülpes "postwendend zurückgeschickt". Der Grund: Voraussetzung für eine Förderung sei, dass eine technikneutrale Ausschreibung erfolgt. Das heißt: Auch die Anbieter von DSL über Funk oder Satellit müssten zum Zug kommen.

Verhandlungen mit der Telekom



Das aber würde der erklärten Absicht der drei Gemeinden zuwiderlaufen: "Wir wollen keine unausgereiften, störungsanfälligen Sachen, sondern den Anschluss an das Glasfaserkabel", betont der Damfloser Ortsbürgermeister Joachim Wellenberg, der bei einer Computerfirma arbeitet. Auch Peter Kretz sagt: "Die kabelgebundene Lösung steht für uns an erster Stelle." Was den Neuhüttener Gemeindechef besonders ärgert: "Obwohl wir so viel Vorarbeit geleistet haben, sind wir jetzt bei der Förderung, bei der das Windhund-Prinzip gilt, ins Hintertreffen geraten." Für Kretz, aber auch für seine Kollegen ist klar: "Dörfer ohne DSL-Versorgung haben einen absoluten Standortnachteil. Die Ungeduld wächst und die Beschwerden der Bürger nehmen zu." (siehe Extra)

In Gesprächen mit der Telekom wolle man nun versuchen, günstigere Konditionen für den Anschluss an die Glasfaserleitung auszuhandeln, "so dass wir möglicherweise die Landesförderung nicht in Anspruch nehmen müssen", kündigt Hülpes einen nächsten, denkbaren Schritt an. Klar sei aber, dass das ursprünglich ausgegebene Ziel, die drei Dörfer bis Ende 2008 mit DSL zu versorgen, nicht mehr zu halten ist. "Selbst bei einer Einigung mit der Telekom wird es wohl eher Mitte 2009."

waS EIN BETROFFENER SAGT Einer, der unter den schlechten DSL-Bedingungen im Südosten der VG besonders zu leiden hat, heißt Stefan Pink aus Neuhütten. Der Inhaber der Firma "Kreakom", die Internetseiten programmiert, hat sich mit großem technischen Aufwand einen speziellen privaten SDSL-Anschluss legen lassen. "Ich habe aber den Nachteil, dass ich durch diese individuelle Lösung Kosten habe, die 250 bis 300 Euro im Monat höher sind, als wenn ich meine Firma in Hermeskeil hätte". Pink hat überhaupt kein Verständnis dafür, dass die Förderfragen nicht geklärt werden können. "Heute gehört DSL einfach dazu und ist vergleichbar mit der Erschließung eines Hauses mit Strom oder Wasser." Auch was die technische Lösung angeht, hat er eine klare Position: "Es wäre sträflich, wenn wir mit der Glasfaserleitung nicht eine Technologie nutzen würden, die die beste ist und direkt vor unserer Nase liegt".

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