Im Tourismus geht noch was

Otzenhausen/Thalfang/Morbach/Kell · Urlauber und Erholungssuchende spülen Geld in die Kassen der Unternehmen in der Region Saar-Hunsrück. Das zeigt eine Studie, die die Industrie- und Handelskammern von Rheinland-Pfalz und des Saarlandes in der Europäischen Akademie in Otzenhausen Tourismus-Experten und Studierenden vorgestellt haben. Zudem gab es Informationen über Traumschleifen und den Nationalpark.

 Im Nationalpark können Touristen noch unberührte Natur erleben. TV-Fotos (5): Hans-Peter Linz (4)/Archiv (1)

Im Nationalpark können Touristen noch unberührte Natur erleben. TV-Fotos (5): Hans-Peter Linz (4)/Archiv (1)

Foto: (m_huns )

Otzenhausen/Thalfang/Morbach/Kell. Tagestourismus und Übernachtungsgäste, die privat bei Familienmitgliedern unterkommen, zählen zu den schlummernden Potenzialen des Tourismus im Hunsrück. Rund 40 Gäste, darunter Tourismus-Experten und Studierende der Universität Saarbrücken besuchten eine Veranstaltung, in der Manfred Zeiner von der dwif-Consulting in München die Ergebnisse seiner jüngsten Forschungen in der Europäischen Akademie Otzenhausen präsentiert. Die Industrie- und Handelskammern hatten die Studie bestellt.

Die Studie: Zeiner deckt auf, dass tatsächlich mehr Touristen die Region besuchen, als in den üblichen amtlichen Statistiken verzeichnet. Denn weder Übernachtungen in Reisemobilen noch in privaten Haushalten seien dort verzeichnet, so Zeiner. Deshalb habe sein Institut eine Umfrage gemacht, um eben diese Dunkelziffer zu ermitteln. Das Ergebnis: Insgesamt kommen rund 940 Millionen Euro Umsatz und 30 Millionen Aufenthaltstage in der Region zusammen.

Allein im vergangenen Jahr konnten fast 8,8 Millionen Übernachtungen im gewerblichen und privaten Sektor gezählt werden. Das sind rund fünf Millionen Aufenthaltstage mehr als der amtlichen Statistik zu entnehmen sind. Der Grund: Erstmals wurden auch Daten zu Übernachtungen von Campern, Reisemobilisten, bei Privatvermietern sowie bei Freunden und Bekannten erhoben, um ein möglichst komplettes Bild der tourismusbedingten Wertschöpfung zu bekommen. Rund 3,8 Millionen Übernachtungen sind in privaten Haushalten. Von denen könnten sich, so die Umfrage, 40 Prozent der Haushalte vorstellen, ihre Gäste auch in Hotels unterzubringen. Zeiner: "Damit liegen 1,5 Millionen Übernachtungen brach." Die Hotels sollten daher auch Einheimische ansprechen und über ihre Angebote informieren. Das größte und wirtschaftlich bedeutendste Teilsegment des gesamten Tourismus stellen die Tagestouristen dar. Insgesamt 21 Millionen Aufenthaltstage durch Tagestouristen verzeichnet die Region im Jahr. Diese sorgen für einen Bruttoumsatz von 451 Millionen Euro.

Auch mit einem oftmals anzutreffenden Vorurteil räumte Zeiner auf: Dass nur Hotels und Gastronomie am Tourismus verdienen. Tatsächlich verdienen ebenfalls der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor daran: Gastgewerbe 401 Millionen Euro (42,6 Prozent), Einzelhandel 311 Millionen Euro (33,1 Prozent) und Dienstleistungen 229 Millionen Euro (24,3 Prozent). Das bedeutet, dass Handwerksbetriebe wie Metzgereien, Bäckereien, Banken, Werbeagenturen oder etwa Wäschereien verdienen. Dieser Sektor macht mit 24,3 Prozent immerhin ein Viertel aus. Das bedeutet, dass im Durchschnitt 24 490 Personen (auch Teilzeitkräfte in der Gastronomie) pro Kopf 18 650 Euro Einkommen durch den Tourismus erhalten. In der Summe ergeben sich für die Region Hunsrück und Naheland rund 82 000 Gästeankünfte pro Tag. Und auch die Steuereinnahmen kommen nicht zu kurz: Der Fiskus verdient an Mehrwert- und Einkommenssteuer im Bereich Tourismus 87 Millionen Euro in der Region.

Die Traumschleifen: Einer der entscheidenden Faktoren, die den Tourismus verbessern, sind die Premiumwanderwege, die sogenannten Traumschleifen. Das erläuterte Peter Klein von der Saarschleifenland Tourismus GmbH. Das Projekt Traumschleifen habe im Jahr 2005 mit ersten Rundwanderwegen begonnen. Klein: "Wir wollten die Avantgarde des Wanderns mit unserem Projekt werden." 2007 sei dann der Saar-Hunsrück-Steig als Langstreckenwanderweg eröffnet worden, 2008 wurde das Projektbüro Saar-Hunsrück-Steig in Losheim eingerichtet. Schon damals habe sich gezeigt, dass die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland sich positiv auswirkt. Denn 2009 sei es gelungen, die Marke "Traumschleife" zu etablieren und 2016 sei der Saar-Hunsrück-Steig als bester Fernwanderweg Deutschlands prämiert worden. Aus einigen Rundwanderwegen um den Losheimer See seien nun 111 Traumschleifen geworden. Klein: "Nach zehn Jahren ist die Region Saar-Hunsrück zu einer deutschlandweit anerkannten Wanderdestination geworden."

Der Nationalpark: Sören Sturm, zuständig für Kommunikation, Umweltbildung und Naturerleben im Nationalparkamt in Birkenfeld erklärte die Bedeutung des vor einem Jahr eröffneten Nationalparks Hunsrück-Hochwald: "Wir liegen in einem Hauptverbreitungsgebiet der Buche in Europa. Hier kann der Baum richtig alt werden, was sehr selten ist." Drei Faktoren zeichnen den Nationalpark aus: Der Wald, Moore und Feuchtgebiete und das Vorkommen der seltenen Wildkatze. Nach einem Jahr sei es schwierig, Besucherzahlen zu ermitteln. Aber in den beiden Nationalparktoren, der Wildenburg und dem Hunsrückhaus am Erbeskopf, seien die Besucherzahlen um 80 Prozent gestiegen. Sturm: "Wir rechnen in der Zukunft mit 110 000 zusätzlichen Übernachtungen pro Jahr und 240 000 Tagesbesuchen."

Die Diskussion: In der folgenden Podiumsdiskussion lobte Lieselotte Wegner vom Landal Park Hochwald die gute Infrastruktur des Gebiets: "Viele Gäste, 65 Prozent davon sind Niederländer, kommen zum Wandern und zum Mountainbike-Fahren in unser Feriendorf." Angelika Hießerich-Peter von der Dehoga merkte an, dass der ÖPNV noch ein Defizit habe: "Da braucht es kreative Konzepte, denn auf den Öffentlichen Personennahverkehr können wir uns nicht verlassen."
Peter Klein erinnerte daran, dass es in der Hotelerie häufig einen Investitionsstau gibt: "Wir haben eine Steigerung der Übernachtungszahlen, aber die Kapazitäten gehen zurück. Es fehlen Betten. Viele Hoteliers stehen vor der Rente und hinterlassen ihren Nachfolgern einen Investitionsstau."

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