In Züsch fällt wieder der Hammer

Fast wie anno dazumal wird fortan an der Primstalsperre wieder ein heißes Eisen geschmiedet und damit ein Stück Heimatgeschichte lebendig. Mit einem zweitägigen Fest wurde die Wiedereröffnung des Züscher Hammers gefeiert. Das einstmals größte Eisenwerk im Hunsrück können Besucher besichtigen.

 Das Hammerwerk läuft wieder: Palmatius Kohlhaas (rechts) und Erwin Klässner zeigen, wie die Arbeit im Züscher Hammer einst ausgesehen hat. TV-Foto: Axel Munsteiner

Das Hammerwerk läuft wieder: Palmatius Kohlhaas (rechts) und Erwin Klässner zeigen, wie die Arbeit im Züscher Hammer einst ausgesehen hat. TV-Foto: Axel Munsteiner

Züsch. Durch das große Schaufelrad rauscht wieder das vom Altbach abgeleitete Wasser und auch im Gebäude tut sich etwas. Von mehreren Besuchern beobachtet, sorgt Hatto Haag am Blasebalg für die nötige Luftzufuhr, Erwin Klässner steht an der Esse, in der Feuer brennt. Und dort, wo das große Hammerwerk alle paar Sekunden mit einem lauten "Klack" herunterfällt, schmiedet und bearbeitet Palmatius Kohlhaas mit einem kleineren Hammer ein glühendes Stück Eisen. "Na ja, was wir hier machen ist natürlich nur Spielerei", sagt der frühere Ortsbürgermeister von Züsch. Damals, als in vorindustrieller Zeit an dieser Stelle die größte Eisenverhüttungsanlage weit und breit stand (siehe Hintergrund), haben die Arbeiter unter ungleich schwereren Bedingungen schuften müssen. Dennoch: Wer zuschaut, bekommt zumindest eine ungefähre Vorstellung, wie sich die Menschen in den "Waldhüttendörfern" Züsch, Neuhütten oder Damflos im 18. und 19. Jahrhundert ihr täglich Brot verdient haben.Längere Zeit lag das Industriedenkmal, das in seiner wechselvollen Geschichte beinahe sogar in Vergesssenheit geraten wäre und erst Anfang der 1980er-Jahre archäologisch gesichert wurde, weitgehend in einem "Dornröschenschlaf". "Heute ist der Hammer in der Form seines Lebens", sagt Hermann Meter, Vorsitzender des Fördervereins, stolz. Mehr als ein halbes Jahr lang hat der Förderverein mit Unterstützung von fast 20 anderen Institutionen und einem Sachkostenaufwand von rund 10 000 Euro den Wiederaufbau des Hammers betrieben und ihn technisch instand gesetzt. Damit aber nicht genug: Vor allem das Hammergebäude selbst präsentiert sich nicht mehr als dunkler Holzschuppen, in dem es kaum etwas zu sehen gibt.Das Haus hat innen ein neues Gesicht erhalten, das sich sehen lassen kann: Da gibt es zunächst den eingangs erwähnten Arbeitsbereich, in dem die Besucher auch selbst aktiv Hand anlegen können. Die ausgegrabenen Original-Relikte des Hammers sind zu sehen und schließlich wurde ein kleiner Ausstellungsteil eingerichtet. An den Wänden hängenWerkzeuge, die früher bei der Produktion von Eisen eingesetzt wurden. Sie stammen aus einer alten Schmiede bei Neustadt und haben als Dauerleihgaben des Historischen Museums der Pfalz in Speyer den Weg nach Züsch gefunden.Am Hammer sei ein "schönes Gemeinschaftswerk" vollbracht worden, betonte Bürgermeister Michael Hülpes beim Auftakt des Hammerfests, das zumindest am Samstag eine größere Publikums-Resonanz verdient hätte. Für die Verbandsgemeinde Hermeskeil verbinden sich mit der Wiedereröffnung zwei wichtige Punkte, sagte der CDU-Politiker. "Wir erhalten zum einen ein kulturhistorisch bedeutsames Denkmal, das die Lebensweise unserer Vorfahren dokumentiert und damit ein Stück Identität bedeutet. Zum anderen haben wir eine neue touristische Attraktion geschaffen." Landrat Günther Schartz (CDU) bezeichnete die Bemühungen in Züsch als "gutes Beispiel, wie regionale Geschichte aufgearbeitet werden kann".Dass der Hammer wieder auf Vordermann gebracht wurde, freut schließlich aber in erster Linie die Einheimischen. "Das Ergebnis ist sehr ansehnlich. Es hat ja auch früher schon Führungen am Hammer gegeben. Jetzt haben wir aber doch viel mehr zum Zeigen", sagt Fred Malburg aus Neuhütten. Das sieht Jürgen Schmitt, ebenfalls aus Neuhütten, ähnlich: "Hier ist schon viel passiert und das ist auch gut so. Ich hoffe schon, dass der Hammer unserer Gegend eine touristische Belebung bringt." Der Züscher Hammer ist bis Oktober jeweils am ersten Wochenende im Monat geöffnet, samstags von 10 bis 16 Uhr mit Besichtigung, sonntags von 10 bis 12 Uhr mit Besichtigung und Vorführung. Nach Vereinbarung gibt's zusätzliche Termine für Gruppen. Auskunft bei der Tourist-Info Hermeskeil, Telefon 06503/95350. Hintergrund Bereits in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs (1618 bis 1648) wird in Züsch die Existenz eines Eisenwerks erwähnt, das jedoch zerstört wurde. Der Aufschwung der Schmelze zur größten Eisenverhüttungsanlage im Hunsrück begann 1694, als der belgische Hüttenmeister Remacle de Hauzeur die brachliegende Anlage wieder aufbaute. Mit dem vorindustriellen Betrieb kamen viele Holzfäller und Kohlebrenner in die Gegend. Sie spielten eine maßgebliche Rolle bei der Entstehung mehrerer Dörfer, etwa Neuhütten oder Damflos. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde das Eisenhüttenwerk Mitte des 19. Jahrhunderts still gelegt. Ende der 1970er-Jahre, als die Primstalsperre Nonnweiler gebaut wurde, waren vom Züscher Hammer nur noch zugewachsene Ruinen-Reste übrig. Es wurde jedoch verhindert, dass die Relikte diesem Projekt zum Opfer fallen. 1980 erwarb die Gemeinde Züsch das Gelände vom Hammerweiher bis zum Vorstau der Talsperre. 1982/83 wurden die Reste der Hammergebäude frei gelegt und gesichert. 1995/96 wurde schließlich der Schutzbau aus Holz über den Ausgrabungen des Rheinischen Landesmuseums errichtet.

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