In der Ferienpension könnten bald Flüchtlinge leben

Greimerath · Der Kreis Trier-Saarburg denkt darüber nach, in Greimerath eine Gemeinschaftsunterkunft für 30 Flüchtlinge einzurichten. Dafür will er eine Ferienpension kaufen. Der Kreistag hat diesen Plänen zwar noch nicht zugestimmt, aber im Ort sorgen sie bereits für Gesprächsstoff. Deshalb verlangt der Ortschef, dass die Bürger möglichst bald informiert werden.

 Der Kreis würde gern in den Ferienwohnungen im Haus Christina in Greimerath bis zu 30 Asylbegehrende unterbringen. TV-Foto: Christa Weber

Der Kreis würde gern in den Ferienwohnungen im Haus Christina in Greimerath bis zu 30 Asylbegehrende unterbringen. TV-Foto: Christa Weber

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Greimerath. Beschlossene Sache ist es noch nicht, aber die Neuigkeit hat sich im Dorf herumgesprochen: Eine Pension in Greimerath, die bislang Urlaubern als Ferienunterkunft diente, könnte bald den Besitzer wechseln. Nach TV-Informationen handelt es sich um das Haus Christina. Kaufinteressent ist der Landkreis Trier-Saarburg, der in den Ferienwohnungen eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge einrichten will.
Platz für bis zu 30 Menschen


"Uns ist ein Objekt in Greimerath angeboten worden", bestätigt Kreissprecher Thomas Müller dem TV. "Wir halten es für geeignet, dort bis zu 30 Menschen unterzubringen." Gedacht sei die Unterkunft mit acht Wohneinheiten "hauptsächlich für Familien". Entschieden sei aber "noch gar nichts", betont Müller. Bislang sei der Kauf nur eine Empfehlung, der Kreistag müsse dem erst zustimmen. Das Gremium tage dazu am kommenden Montag, 21. März.
Der Greimerather Ortsbürgermeister Edmund Schmitt steht dem Projekt positiv gegenüber. Zurzeit lebten bereits zehn junge Männer im Ort, die in Privatwohnungen untergebracht seien. "Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit, sie haben sich gut ins Dorfleben eingefügt", urteilt Schmitt. Die Männer gingen dem Gemeindearbeiter bei seinen Arbeiten zur Hand. Um ihre Versorgung kümmerten sich ehrenamtliche Helfer aus dem Ort. "Sie fahren sie zum Sprachunterricht, zu den Ämtern, zum Einkaufen - das läuft alles unproblematisch." Dafür müsse man den Helfern "ein großes Dankeschön" sagen.
Angesichts der Pläne des Kreises plädiert Schmitt für eine "ausgewogene Belegung" der Unterkunft. Die Wohnungen in der Ferienpension seien aus seiner Sicht für Familien "besonders geeignet". Etwas "gestört" habe ihn, sagt der Ortschef, dass er bislang kaum Konkretes über die Pläne des Kreises erfahren habe. Er sei im Ort schon mehrfach auf den geplanten Verkauf angesprochen worden, ohne Auskunft geben zu können. Sollte der Kreis nun am Montag Nägel mit Köpfen machen, fordert Schmitt, "dass er dann zügig informiert, was genau er vorhat".
Ähnlich sieht es die Gemeinde-Beigeordnete Christel Martin, die seit einem Jahr im Flüchtlingshilfe-Netzwerk der Verbandsgemeinde Kell am See aktiv ist. "Ich befürworte das sehr, dass weitere Flüchtlinge zu uns kommen. Ich sehe das als Bereicherung", betont Martin. Sie habe mit vielen Menschen im Ort gesprochen, "die der Sache wohlwollend gegenüberstehen". Wegen der fehlenden Informationen seien aber auch "negative Gerüchte aufgekommen". Deshalb sei es wichtig, dass "der Kreis die Greimerather Bürger informiert, sobald der Beschluss gefasst ist".
Klar ist für Martin auch, dass die ehrenamtlichen Helfer bei der Betreuung der Asylbegehrenden unterstützt werden müssen. Der Kreis müsse für "entsprechende Strukturen" sorgen, da die Flüchtlinge selbst nicht mobil seien. "Wir haben im Dorf einen Bäcker und einen Metzger, aber mehr nicht", sagt Martin. "Und wir können nicht 30 Leute zum Einkaufen fahren." Es gebe zwar eine Busverbindung nach Trier und Saarburg, aber "ein Familieneinkauf mit Getränken ist per Bus schwer zu bewältigen". Dafür gebe es "mit etwas gutem Willen sicher eine Lösung".
Auch der Ortschef plädiert für eine "Anlaufhilfe", sieht das Ziel aber darin, dass die neuen Dorfbewohner "schnell auf eigenen Füßen stehen". Er wolle mit dem Kreis über die Möglichkeit sprechen, gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben ein wöchentliches Busangebot ins benachbarte Losheim zu organisieren: "Das ist für die Leute hier die Anlaufstelle."
Der Kreis stehe für eine Bürgerversammlung in Greimerath bereit, erklärt Sprecher Thomas Müller. Dies sei auch in anderen Orten mit Gemeinschaftsunterkünften so praktiziert worden. Müller verweist auf ein mit dem Caritasverband entwickeltes Konzept, das die Betreuung von Gemeinschaftsunterkünften wie etwa in Kell am See sicherstelle. "Die Sozialarbeiter werden auch in Greimerath mehrmals in der Woche vor Ort sein, die Dinge koordinieren und sich mit den Ehrenamtlichen abstimmen." Auf deren Unterstützung sei man weiterhin angewiesen.
Müller räumt ein, dass die "Versorgungsinfrastruktur" in manchen Orten "nicht so gut ist wie in anderen". Das Busangebot sei in Greimerath zwar "nicht optimal, aber vorhanden". Der Kreis könne den Busverkehr nicht nach den Flüchtlingsunterkünften ausrichten. Die Flüchtlinge hätten in der Regel aber keine Probleme, sich mit den "Gegebenheiten vor Ort zu arrangieren".Meinung

Frühzeitig auf die Bürger zugehen
Man kann dem Kreis nicht vorwerfen, dass er nicht öffentlich über seine Pläne informiert, solange sie noch nicht vom zuständigen Gremium abgesegnet sind. Verständlich ist aber auch, dass im Ort Fragen aufkommen, wenn - wie in diesem Fall - die Information frühzeitig durchsickert. Deshalb sollte der Kreis, sobald die Sache in trockenen Tüchern ist, auf die Bürger zugehen und sie informieren. Nur so können Missverständnisse ausgeräumt, unbegründete Ängste genommen und negatives Gerede im Keim erstickt werden. Durch ein frühzeitiges Zusammentreffen der künftigen Betreuer der Gemeinschaftsunterkunft mit den ehrenamtlichen Helfern könnten zudem deren Befürchtungen entkräftet werden, dass sie mit der neuen Situation alleingelassen werden. Was das Mobilitätsproblem angeht, ist nachvollziehbar, dass der Kreis nicht plötzlich neue Busverbindungen aus dem Boden stampfen kann - zumal das Angebot im ländlichen Bereich ja schon seit Jahren eher ausgedünnt wird. Einkaufen in Losheim wäre natürlich bequemer, aber es sollte für die Menschen auch zumutbar sein, in Trier oder Saarburg ihre Besorgungen zu machen. c.weber@volksfreund.de

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