Ist Hermeskeil älter als Trier? - Auf dem Gebiet des ehemaligen Römerlagers wird wieder gegraben

Hermeskeil · Von heute an wird wieder gegraben auf dem Gelände, auf dem vor mehr als 2000 Jahren Soldaten des römischen Feldherrn Gaius Julius Cäsar lagerten. Wissenschaftler hoffen auf Erkenntnisse darüber, wie das Lager bebaut war, sowie über ein keltisches Gräberfeld.

Hermeskeil. Nun geht sie doch weiter, die systematische Erforschung einer bedeutsamen Epoche der Hochwaldregion (siehe Extra). Auf einem Gelände in der Nähe des Hermeskeiler Sportplatzes haben achtwöchige Forschungsarbeiten eines Archäologen-Teams um Professorin Sabine Hornung und Patrick Mertl begonnen. Studierende werden dort unentgeltlich graben. Dennoch brauchte es Startkapital, das eine Fundraising-Initiative der Freundeskreises Nationalpark Hunsrück zusammenbrachte. In nur zwei Monaten wurden 10 900 Euro gesammelt.
Stadtbürgermeister Mathias Queck bezeichnet das Vereinsengagement als "eine tolle Sache" - insbesondere derer, die resolut die Werbetrommel gerührt hätten. Nun hofft er, dass während der Grabungen möglichst viel gefunden wird. Und das im Interesse der Wissenschaft wie dem der Bürger, für die er sich "etwas zum Anfassen und Sehen" wünscht. Wegen ihres hochdefizitären Haushalts könne die Stadt zwar in diesem Jahr "keine finanzielle, dafür aber moralische Hilfe" leisten, sagte er und bot an, mit beizutragen zu einer guten Grabungsatmosphäre. Seinen Vorstellungen nach soll auf dem Areal auch 2016 gegraben werden.
Grabungsleiterin Hornung rückte ebenfalls die Arbeit des Vereins ins rechte Licht. "Dass es jetzt weitergeht, ist Ihr Verdienst", dankte sie beim Einmessen des Grabungsgeländes stellvertretend dem Vorsitzenden Hans-Joachim Billert und Pressesprecherin Ulla Kolling. Der Erfolg der Initiative zeige, dass sich die Bevölkerung für ihr kulturelles Erbe und ihre Identität interessiere.
Die Wissenschaftlerin hofft in erster Linie auf Erkenntnisse darüber, wie es einst im Inneren des Lagers aussah. War es mit Holzbaracken bebaut, oder standen dort vorwiegend Zelte? Außerdem will sie herausfinden, ob die Römer dafür ein keltisches Gräberfeld einplanierten, was geomagnetischen Messungen nach möglich scheint. Harald Egidis, Leiter des Nationalparkamtes, hält es für wichtig zu erfahren, wie der Mensch über Jahrhunderte und Jahrtausende einen Raum prägte.
Billert, Chef der Freunde des Nationalparks Hunsrück, ist gespannt auf die neuen Erkenntnisse. Vielleicht zeige sich ja, "dass Hermeskeil viel älter ist als Trier". Mit Stolz erfüllt ihn, dass der noch junge Nationalpark bereits weltweit von sich Reden macht (siehe Extra).
Freundeskreis-Sprecherin Kolling sieht das Engagement des binnen zwei Jahren auf gut 500 Mitglieder gewachsenen Vereins durch die Resonanz aus der "gesamten Nationalpark-Region" bestätigt. Zusätzlich bestärke sie das Interesse von Nachbarn wie der Verbandsgemeinde Thalfang, vertreten durch den Ersten Beigeordneten Burkhard Graul, oder von Gudrun Rau, Geschäftsführerin des Naturparks Saar-Hunsrück. Dessen Aufgabe ist die Pflege von Landschaftsschutzgebieten - die des Nationalparks ist der Erhalt natürlicher Lebensräume. ursExtra

Erst im Mai 2015 eröffnet, glänzt der Nationalpark Hunsrück-Hochwald bereits weltweit. Der global ausstrahlende amerikanische Nachrichtensender CNN nennt ihn mit neun weiteren beispielhaft für die weltweit schönsten neuen Naturschutzgebiete. Das deutsche Areal reiht sich ein zwischen die Nationalparks Pinnacles (USA), Sable Island (Kanada), Wakhan (Afghanistan), El Impenetrable (Argentinien), Lusaka (Sambia, ehemals Nord-Rhodesien), Kimberley (Australien), die Meeresreservate Pacific Remote Islands (USA) und Pitcairn Islands (Großbritannien) sowie Patagonia Park (Chile). ursExtra

Die jährlichen Grabungen bei Hermeskeil interessieren seit ersten Funden im Jahr 2012 auch in internationalen Fachkreisen. Denn sie wiesen ein Militärlager des römischen Feldherrn Gaius Julius Cäsar aus der Zeit des Gallischen Krieges um 51 vor Christus nach. Die jetzigen Forschungen standen auf der Kippe. Wegen aus dem Ruder gelaufener Kosten für den Bau des Landesfeuerwehrmuseums (der TV berichtete) strich die Stadt freiwillige Leistungen wie die zugesagten 20 000 Euro für die Grabung. Die daraufhin vom Freundeskreis Nationalpark Hunsrück gestartete Fundraising-Initiative "Römerlager Hermeskeil" übertraf alle Erwartungen. Neben je 1000 Euro einer Privatperson und des Fördervereins Heimatmuseum gingen zahlreiche weitere Beträge von Firmen, Vereinen, Künstlern, Privat- und Geschäftsleuten nicht nur aus der Region ein. urs

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