Junior-Chefs gründen Saftladen

HERMESKEIL. Sie wollten initiieren, organisieren, hautnah den Berufsalltag erleben. 13 Hermeskeiler Realschüler gründeten das Unternehmen ,"Appel-Team". Oberaufsicht hat das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft, das seit 1994 mehr als 16 000 Schülerinnen und Schüler in 1225 Unternehmen durch das Projekt "Junior" geschleust hat.

Die im Unterricht vermittelte Theorie ist eine gute Grundlage,aber das genügte den 13 Jung-Unternehmern aus der Wirtschafts-und Sozialkundegruppe an der Erich-Kästner-Realschule Hermeskeilnicht mehr. Die Zehntklässler gründeten das "Appel-Team". DasUnternehmen auf Zeit hat sich vorgenommen, naturtrüben Apfelsaftohne Giftstoffe herzustellen. Bevor die Produktion beginnen konnte, gab es viel zu tun. Zuerst mussten die zukünftigen Jung-Manager als Basis ihres Unternehmens geeignete Streuobstwiesen finden. "Wir mussten verhandeln, aber schließlich wurden wir in Lorscheid, Reinsfeld und Rascheid fündig", so ein Sprecher der Gruppe.

Da sich die Struktur der auf ein Schuljahr befristeten "Junior"-Unternehmen an eine Aktiengesellschaft anlehnt, mussten Anteilsscheine verkauft werden. Die Mitglieder der ,,Gruppen-AG" verkauften 75 Aktien an Bekannte, Verwandte, Lehrer oder Schüler zu einem Stückpreis von zehn Euro.

2000 Liter in 330 Kisten geerntet

Es folgte die Hauptversammlung der Aktionäre. "Wir haben uns die Arbeit geteilt", so Vorstandsvorsitzende Sarah Ludwig. "Ich habe die Aktionäre begrüßt, meine Stellvertreterin Pia Reusch stellte das Unternehmen vor, und Meik Gorges erläuterte den Haushaltsplan."

Nach dieser offiziellen Vorstellung ging die Arbeit erst richtig los. Die Apfelwiesen mussten vom "Appel-Team" bis zu den Herbstferien gehegt und gepflegt werden. Es folgte die Ernte. Das ungespritzte Obst brachten die Jungunternehmen zur Mosterei Väth ins saarländische Losheim. 2000 Liter oder 330 Kisten zu je sechs Flaschen waren der Lohn ihrer Mühen.

Der Einstieg in die Wirtschaft begann mit dem Verkauf. "Wir haben natürlich in unserem direkten Umfeld, Familie und Freundeskreis, begonnen", so das "Appel-Team". Den "Junior"-Unternehmen bleiben einige Erschwernisse der Wirtschaftswelt erspart. Umsatzsteuer und Sozialversicherungsbeiträge gibt es nicht. Um jedoch die Rahmenbedingungen eines wirklichen Unternehmens kennen zu lernen, rechnen die Schüler diese Vorgänge in vereinfachter Form gegenüber der "Junior"-Geschäftsstelle ab.

So liegt der durchschnittliche Stundenlohn bei rund 0,70 Euro, der durchschnittliche Jahresumsatz bei etwa 1500 Euro. Am Ende des Schuljahres wird das "Junior"-Unternehmen aufgelöst und das vorhandene Kapital einschließlich eines möglichen Gewinns an die Anteilseigner ausgeschüttet.

Ein großes Lob spendet das "Appel-Team" ihrem Schulpaten, Ideengeber und Mitgründer, dem Lehrer Hans-Jörg König. Außerdem bedanken sich die Jungunternehmer auf Zeit bei ihrem Schulleiter Hans-Joachim Gärtner, der ihrem Projekt positiv gegenüber stand, ihnen alle Türen öffnete und es ermöglichte, dass eine sechsköpfige Abordnung das Schülerunternehmen am 13. Februar im Frankfurter Hessen-Center vertrat. Diese Messe, zu der das Institut der deutschen Wirtschaft Köln 40 Schülerfirmen aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen eingeladen hat, bietet den jungen Unternehmern die Chance, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Beteiligt am "Junior"-Projekt sind neben dem "Appel"-Team auch drei Schülergruppen aus Trier und eine aus Traben-Trarbach, die kreative Geschenkideen hatten, Taschen aus wiederverwertbarem Material herstellten oder eine Wärme-Kälte-Isolierung für Getränkedosen entwickelten.

Eigeninitiative und Teamfähigkeit

Die primäre Zielsetzung von "Junior" liegt in der Förderung von Schlüsselqualifikationen wie Selbstständigkeit, Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit. Darüber hinaus lernen die Schüler wirtschaftliche Zusammenhänge und die Bedingungen für unternehmerische Entscheidungen kennen.

Nähere Informationen beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Stephan Visarius, E-Mail: Visarius@wkoeln.de, Telefon: 0221/4981-588, Internet: www.juniorprojekt.de.

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