Kanonendonner trägt die Botschaft ins Land

HERMESKEIL. Jetzt ist es hochoffiziell: Mit Kanonendonner, Platzkonzert der Stadtkapelle und dem traditionellen Fassanstich durch Stadtbürgermeisterin Ilona König sind die Hochwälder eine Woche lang zum Feiern eingeladen.

"Wo ist denn die König?", möchte ein älterer Herr von seiner Banknachbarin wissen. Suchende Blicke. Mehr als hundert Menschen, überwiegend Hermeskeiler Bürger und Politik-Promis, haben sich auf dem Platz vor dem Rathaus versammelt. Gardemädchen zieren die Veranstaltung, Musiker positionieren sich. Die Stadtbürgermeisterin ist nicht da. Dabei wäre die offizielle Eröffnungsfeier der Hermeskeiler Stadtwoche ohne den Fassanstich durch Ilona König wie Weihnachten ohne Christkind. Ebenso sind der traditionelle Kanonendonner und das Platzkonzert der Stadtkapelle Hermeskeil aus dem Eröffnungsprogramm nicht mehr wegzudenken. Aufatmen um 15.15 Uhr. Händedruck für alle Besucher

Während die Musiker unter der Leitung von Gerhard Piroth spielen, trifft Ilona König ein. Neu ist: Mit einem Händedruck begrüßt sie alle Besucher persönlich auf dem Platz. Nach dem Blasmusikkonzert kündigen zugehaltene Ohren an: Gleich kracht es. Die Kanone ist in diesem Jahr etwas kleiner, aber die Zündung der Alarmpatronen durch die Stadtsoldaten kündigt viermal lautstark an: "Die Stadtwoche hat begonnen." Mit den Stadtsoldaten in ihren blau-gelben Uniformen voran, schreiten die Feierwilligen Richtung Festplatz "Neuer Markt". Dort hat der Rummel schon traditionsgemäß am Vortag 16 Uhr begonnen. Auf und ab geht es auf der Berg- und Talbahnfahrt, der "Break-Dancer", ein Gefährt nur für Schwindelfreie, schüttelt vor allem junge Festbesucher kräftig durch. Lebkuchenherzen und der Duft von gebrannten Mandeln locken die Besucher an die Verkaufsstände der Süßwarenhändler. Karusselle drehen ihre Runden, und Eis schleckende Familien schlendern über den Kirmesplatz. Die Sonne strahlt, Petrus meint es gut mit den Besuchern der Stadtwoche. Der vermeintliche Grund: Bevor sich Ilona König die Schürze zum Fassanstich umbindet, erklärt sie sich als Wetterprophetin. "Gestern Abend habe ich den Schaustellern, die frustriert über das Wetter waren, versprochen, dass es um 19 Uhr nicht mehr regnen wird. Fünf Minuten vorher zeigte sich der erste blaue Fleck am Himmel." Auf gutes Wetter sind die Hermeskeiler angewiesen. Auf ein Festzelt haben die Veranstalter in diesem Jahr verzichtet. Während Petrus Ilona König zur Seite steht, lässt Fortuna die Stadtbürgermeisterin während des Fassanstichs im Stich. Trotz heftiger Hammerschläge will das Bier nicht fließen. Während die Stadt-Chefin mit dem Bierfass auf der in diesem Jahr einzigen Bühne kämpft, lassen sich die Bundestagsabgeordenten Karl Diller und Bernhard Kaster, Landrat Richard Groß und Verbandsgemeindebürgermeister Michael Hülpes das kühle Blonde schon schmecken. Der Samstagnachmittag, am zweiten Juliwochenende, ist seit Jahren in ihren Terminkalendern rot markiert. Weil die Teilnahme an der Eröffnungsfeier der Stadtwoche für ihre Politik-Kollegen ein Muss ist, bezeichnet Ilona König sie in ihrer Begrüßungsrede als "treue Seelen". Auch Bürger aus der französischen Partnerstadt St. Fargeau haben auf den Festzeltbänken unter freiem Himmel Platz genommen. Zurück zum Bühnengeschehen: Bierschaum quillt unaufhörlich aus dem Zapfhahn. Erst durch die Verstärkung durch herbeigeeilte Herren, die Ahnung von der Technik haben, fließt endlich das Bier. Ob die unfreiwillige spaßige Einlage ein gutes Omen ist, wird sich in der kommenden Woche, die voll gespickt ist mit Veranstaltungen, zeigen.

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