Katzenflut und Katzenhasser

TRIER/TRIER-SAARBURG. Vergangene Woche geschah es in Trierweiler-Sirzenich, Mitte Mai in Welschbillig und Pfalzel: Mit einem Luftdruckgewehr schießt jemand auf Katzen und verletzt sie schwer. Wie häufig Katzen Opfer von Gewalttaten werden, ist unbekannt. Nur wenige Fälle werden bei der Polizei angezeigt. Derweil erstickt das Trierer Tierheim förmlich an abgegebenen Katzen. 2004 waren es 614.

"Wenn ich herausbekomme, wer das getan hat, kann der sich warm anziehen. Das ist eine Schweinerei!" Einige Tage, nachdem mit einem Luftgewehr auf ihren 13-jährigen Kater "Teddy" geschossen wurde, ist Tierhalterin Rosemarie Harz noch immer erbost. "Das muss in unmittelbarer Nähe passiert sein. Der Kater rennt doch nicht weit weg vom Haus", sagt die Frau aus Sirzenich. Das Tier überlebte die Schussverletzung, 90 Euro kostete Harz die Behandlung beim Tierarzt. Anzeige erstattete sie allerdings nicht. Weil "das nichts bringt", wie sie glaubt.Experten raten: Anzeige erstatten

Dabei sei der Gang zur Polizei hilfreich, heißt es bei Tierheim und Polizeipräsidium. Mit Anzeigen könne eine gewisse Häufung der Fälle – die das Polizeipräsidium für den Raum Trierweiler bestätigt – festgestellt werden und gezielter gegen Täter vorgegangen werden. "Es sind häufig Menschen aus dem persönlichen Umfeld, die dem Tier gezielt etwas antun wollen", sagt ein Sprecher des zuständigen Fachkommissariats im Trierer Polizeipräsidium. "Manchmal ärgert sich der Täter auch nur über die Katzen und fühlt sich belästigt." In der Tat ist nicht jeder Gartenbesitzer froh, wenn sich fremde Katzen auf seinem Terrain austoben. Das ist auch eine Folge von unkontrollierter Vermehrung der Vierbeiner.Andreas Lindig, Leiter des Tierheims, hält daher Kastrationen für unumgänglich. "Leute, die Katzen durchfüttern, müssen auch für die Kastration der Tiere sorgen", sagt er. Wer finanziell dazu nicht bereit oder in der Lage sei, dürfe eben keine Katze übernehmen. "So viel Katzenverstand muss da sein: Die Kastration ist das oberste Gebot."Die Dunkelziffer, wie häufig Katzen Opfer von Misshandlungen werden, ist hoch. Gerüchten über Quälereien von Katzen steht Lindig skeptisch gegenüber, hält derartiges aber für denkbar. Er appelliert an die Bürger, solche Straftaten anzuzeigen.Die Katzenflut macht auch vor dem Tierheim nicht Halt. "Es gibt definitiv mehr Katzen in unserem Einzugsbereich, als wir versorgen können", sagt Lindig. Exakt 614 Katzen wurden im vergangenen Jahr im Trierer Tierheim abgegeben – mehr als doppelt so viele wie 1997. Damit stößt der Tierschutzverein, der jährlich 360 000 Euro für die Aufrechterhaltung des Tierheims benötigt, finanziell an seine Leistungsgrenze und ist mehr denn je auf Spenden angewiesen. Operierte Katze sucht neues Zuhause

Derzeit sind 120 Katzen im Tierheim untergebracht. Eine davon – momentan in der Pflegestation – ist eine schwarz-weiße Katze, die am 23. Mai mit mehreren Einschüssen im Kopf in Welschbillig gefunden und aufwändig operiert wurde. "Das wird ein paar hundert Euro kosten", vermutet Lindig. Der Katze geht es inzwischen wieder gut. "Für sie wäre eine Familie mit Katzenverstand, Auslauf und Geduld richtig."Lindig spricht von einem "traurigen Trend", Tieren Gewalt anzutun, der Einstieg zur Gewalt an Menschen. "Wer so etwas macht, will seine primitiven Gewaltgelüste und Schwächen ausleben."Wer eine (Baby)-Katze aus dem Tierheim abnehmen möchte, muss dafür 50 Euro (Kater) oder 80 Euro (Katze) bezahlen. In dieser Gebühr ist die Kastration der Tiere enthalten. Spenden auf das Konto Nummer 155 200, Sparkasse Trier, BLZ 585 501 30.

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