Kaum Zeit zur Besinnung

Sie verkünden die frohe Botschaft und stimmen die Gläubigen auf eine "besinnliche Weihnachtszeit" ein, haben selbst jedoch während der Festtage einigen Terminstress. Vier Menschen aus dem Hochwald, die sich dem kirchlichen Leben verschrieben haben, erzählen dem TV, wie ihr Weihnachtsfest aussieht.

Hermeskeil. Als ihr diese Frage gestellt wurde, war Heike Diederich für einen kurzen Moment perplex. "Na, fahren Sie an Weihnachten auch weg?", wollte neulich jemand von der Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Hermeskeil-Züsch wissen. Sie musste selbstverständlich verneinen, schließlich ist die allgemein mit dem Attribut "besinnlich" versehene Advents- und Weihnachtszeit gerade für Diederich und ihre Kollegen aus dem kirchlichen Leben die Phase im Jahr, in der der Terminkalender wohl am vollsten ist.

"Gottesdienst-Marathon" ab 15 Uhr



Insbesondere an Heiligabend "kommt man kaum zum Luft- holen", meint die Pfarrerin. Um 15 Uhr geht für sie der "Gottesdienst-Marathon" los, der erst am späten Abend endet. Gut nur, dass Diederich wie immer Besuch von ihrem Vater bekommt. "Ihn kann ich dann zu Hause für Dienstleistungen, einspannen", sagt sie lachend. Aber dieser Terminstress ist nur die eine Seite der Medaille: "Es ist natürlich wunderbar, wenn an Heiligabend die Kirche rappelvoll ist und sich die ganze Gemeinde versammelt." Diederich räumt aber offen ein, dass sie sich vor allem auf die Zeit "zwischen den Jahren" freut, wenn nach der eher hektischen Vorweihnachtszeit wieder etwas ruhigere Tage anbrechen.

Das geht Clemens Grünebach, dem Pastor der katholischen Pfarreigemeinschaft Hermeskeil/Gusenburg/Damf-los/Züsch, genauso. "Wenn die Weihnachtsfeiertage vorbei sind, kommt die Zeit, in der man selbst zur Besinnung kommen kann." Vorher stehen aber noch sieben Gottesdienste in Grünebachs Kalender. Der Pastor weiß, wie groß gerade an Weihnachten die Erwartungen der Gläubigen sind und dass viele nur bei dieser Gelegenheit die Kirche besuchen. Deshalb ist für Grünebach die Vorbereitung auf den Gottesdienst "psychisch anstrengender" als die Zeremonie selbst. "Ich will den Leuten ja in meiner Predigt überzeugend von meinem Glauben erzählen." Michael Pauken fühlt "Anspannung, aber auch Freude", wenn er an die vor ihm liegenden Tage denkt. Der 36-Jährige wohnt seit Sommer in Reinsfeld und ist seitdem als Kaplan neben Reinsfeld auch in den Pfarreien Kell und Schillingen seelsorgerisch im Einsatz. Viele Gläubige werden ihm bei den Weihnachtsgottesdiensten das erste Mal begegnen und ihm zuhören. Schön findet Pauken, dass er sich den ersten Weihnachtsfeiertag von Terminen frei halten kann, um seine Familie und Freunde im heimischen Niederfell bei Koblenz zu besuchen. Am zweiten Feiertag ist er dann aber morgens wieder für den Gottesdienst zurück im Hochwald. Auch für Bruder Johannes Küpper hat es Tradition, dass er einen Feiertag im Kreise seiner Familie in Mechernich in der Eifel verlebt. Ansonsten verbringt der Mönch Weihnachten aber innerhalb der Mauern des Hermeskeiler Franziskanerklosters. Auch an Weihnachten gilt dort, dass es jeden Tag einen Gottesdienst und Stundengebete gibt.

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