Kein Platz für "Problemfälle"

Die Gemeinde Beuren will die Einrichtung einer Jugendwohngemeinschaft in einem Privathaus im Ortsteil Prosterath verhindern. Der Gemeinderat hat eine Veränderungssperre für das betreffende Gebiet im Dorfkern beschlossen. Damit soll dem umstrittenen Projekt des Trierer Vereins "Starthilfe AG" planungsrechtlich ein Riegel vorgeschoben werden.

Beuren. Aus der deutlichen Stimmungslage im Dorf hat der Gemeinderat am Dienstag die Konsequenzen gezogen. Die "Starthilfe AG" Trier hatte vor vier Wochen den Bürgern des Ortsteils Prosterath (circa 180 Einwohner) seine Pläne vorgestellt, ein Haus in der Borwiesenstraße zu kaufen. Dort sollen vier bis fünf Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren, die verhaltensauffällig sind und aus problematischen Familien-Verhältnissen kommen, in einer Wohngruppe unter Aufsicht betreut werden (der TV berichtete). Sie waren bislang in einem Aussiedlerhof bei Geisfeld untergebracht, wo jedoch der Mietvertrag ausgelaufen ist.

Die schon damals bestehenden Bedenken vieler Bürger konnte der Verein mit der Info-Veranstaltung aber nicht ausräumen. Vielmehr hatte der Widerstand zu einer Protest-Aktion mit über 160 Unterschriften geführt, die sowohl in Prosterath als auch in Beuren gesammelt wurden. "Man muss ganz klar sagen, dass die Bevölkerung von Anfang an gegen dieses Projekt war und die Konzeption des Vereins hier einfach nicht klappen kann", sagte Ortsbürgermeister Manfred Köhl (SPD) in der Ratssitzung, die circa 30 Zuhörer verfolgten. Die "Starthilfe" hatte betont, dass sie beim Versuch, die Jugendlichen wieder an die Anforderungen des "normalen" Alltags heranzuführen, auf die Integration in das Dorfleben setzt. Auch Verbandsgemeinde-Chef Michael Hülpes (CDU) konstatierte, dass wegen der ablehnenden Haltung der meisten Prosterather "die Rahmenbedingungen nicht gegeben sind, damit eine solche Einrichtung erfolgreiche Arbeit machen kann".

Bei einer Enthaltung legte der Rat daher fest, dass dem Vorhaben ein Riegel vorgeschoben werden soll und die Kommune auf ihre Planungshoheit pocht. Das Gremium beschloss die Änderung des Bebauungsplans, mit dem Ziel, das im Bereich "Borwiese" eine sogenannte Veränderungssperre wirksam wird. Diese ist zunächst auf zwei Jahre befristet, kann aber um weitere zwei Jahre verlängert werden, wie Friedbert Knop vom VG-Bauamt erläuterte.

Rat hält touristische Nutzung für denkbar

 Der „Stein des Anstoßes“: Die Gemeinde Beuren will verhindern, dass in diesem Haus in Prosterath eine Jugendwohngruppe eingerichtet wird. TV-Foto: Axel Munsteiner

Der „Stein des Anstoßes“: Die Gemeinde Beuren will verhindern, dass in diesem Haus in Prosterath eine Jugendwohngruppe eingerichtet wird. TV-Foto: Axel Munsteiner



Gleichzeitig will der Rat ein Planungsbüro damit beauftragen, die Frage einer möglichen, künftigen Verwendung der früheren Dorfschmiede zu klären. Laut Köhl ist eine touristische Nutzung oder eine Keramik-Ausstellung denkbar. "Ob das so kommt und ob wir das finanziell schultern können, ist zwar offen. Aber wir haben damit Zeit gewonnen, um selbst planerisch vorzugehen und das Projekt zu stoppen", so Köhl.

Die Geschäftsführerin der "Starthilfe AG", Rita Alexas, war gestern trotz mehrmaliger Anfragen des TV nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Meinung

Zum Scheitern verurteilt

Eins vorab: Jugendlichen zu helfen, damit sie nicht auf die "schiefe Bahn" geraten, ist eine Aufgabe, die unsere Gesellschaft einfach leisten muss. Leider ist die Lobby dafür aber sehr gering. Die Trierer "Starthilfe" ist ein seriöser, erfahrener Träger - doch es hätte absolut keinen Sinn, wenn sie auf Biegen und Brechen an ihren Umzugsplänen nach Prosterath festhalten würde. Ob die Bedenken der Bürger nun in allen Facetten berechtigt sein sollten oder nicht. Es bestehen nun mal Ängste, und eine Integration der "Problemfälle" in das Dorfleben scheint von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Um noch größere Wallungen zu vermeiden, hat der Beurener Rat folgerichtig seine planungsrechtlichen Hebel in Bewegung gesetzt, um die Ansiedlung der Jugendwohngruppe in Prosterath zu verhindern. Das wird wohl auch gelingen. Nur die Frage bleibt: Wo soll den jungen Menschen überhaupt geholfen werden, wenn sie keiner vor der eigenen Haustür haben will? a.munsteiner@volksfreund.de

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