Kein Run auf Radieschen und Co.

HERMESKEIL. Zwei Mal in der Woche ist in Hermeskeil Markt. Die Verwaltung will damit Kunden in die Stadt locken. Die Markthändler beklagen sich jedoch über mangelnde Nachfrage.

"Heute ist es extrem ruhig", sagt Gemüsehändlerin Dagmar Frischtatzky. "Früher war das anders." Gurken, Zucchini, Kartoffeln, Salat, Möhren, Tomaten, Kirschen, Äpfel, Apfelsinen und Bananen türmen sich an ihrem Stand auf dem Hermeskeiler Wochenmarkt - und einiges mehr an Obst und Gemüse. Seit 1981 kommt die Händlerin aus Lückenburg auf den Markt. "Seit dem zweiten Mal bin ich dabei", sagt sie. Doch das Geschäft lohnt sich nicht mehr so wie in den Anfangsjahren. "Die Leute halten ihr Geld zusammen. Seit der Hela nicht mehr in der Stadt ist, fahren viele zum Einkaufen raus." Ilona König: Angebot zieht Menschen an

Lohnt es sich überhaupt noch, nach Hermeskeil zu kommen? "Sonst würd ich's nicht machen", sagt Frischtatzky. "Wenn ich aber eine weite Anreise hätte, käme ich nicht mehr." Die Händlerin fährt nur donnerstags nach Hermeskeil. "Dienstags habe ich probiert, das rechnet sich nicht", sagt sie. "Mit dem Markt am Dienstag hat die Stadt viel kaputt gemacht." Das sieht Hermeskeils Stadtbürgermeisterin Ilona König anders. Es sei auf jeden Fall richtig gewesen, auch dienstags einen Markt anzubieten. Darauf möchte sie "auf keinen Fall verzichten". Sie sieht den Markt als "Positivwerbung für Hermeskeil". Der Markt ziehe die Menschen in die Stadt und nutze somit auch den anderen Geschäftsleuten. Rund 80 Kunden hat Dagmar Frischtatzky an einem guten Tag in Hermeskeil. "In Thalfang sind es zwischen 110 und 120." Dort zahlen die Händler zurzeit keine Standgebühr - ein Versuch, mehr Anbieter anzulocken. Zwei Euro pro laufenden Meter werden auf dem Hermeskeiler Wochenmarkt fällig, rund 20 Euro zahlt Frischtatzky für ihren Stand. Wäre das Thalfanger Modell - auf die Gebühren zu verzichten - auch etwas für Hermeskeil? Das kann sich die Stadtbürgermeisterin nicht vorstellen: "Ich glaube nicht, dass da einer mehr oder weniger kommen würde." Seit zehn Jahren verkauft Fischhändler Michael Weyand in Hermeskeil. "Ich komme hier her, weil ich eine feste, sichere Kundschaft habe", sagt er. "Aber viel zu wenig." Irische Lachse liegen in der Kühltheke des Fischwagens, Thunfisch aus Sri Lanka und aus Island eingeflogener Fisch. Auch Austern und Krabben sind im Angebot. Doch die Nachfrage ist rückläufig. "Die ersten fünf Jahre waren hervorragend", sagt der Fischhändler. "Vor fünf Jahren hat sich der Umsatz dann halbiert." Diese Entwicklung falle mit dem Wegzug des Hela-Marktes aus der Innenstadt zusammen. "Hermeskeil ist ein schwieriges Pflaster, seit Hela raus ist." Der Wegzug des Geschäfts sei kein so großes Problem wie oft angenommen, sagt König. "Das wird hochgespielt." Trotzdem hofft sie auf mehr Kunden für die Geschäftsleute, wenn das Areal wieder bebaut ist. Sie hoffe auf eine Cafeteria in dem Neubau, da gerade die Hela-Cafeteria sehr viele Menschen angezogen habe. Und wie soll sich der Markt weiter entwickeln? Je umfangreicher das Sortiment sei, umso besser, sagt König. "Wir sind offen für jeden, der hier herkommt."

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