Kein Sprit mehr in Kell

KELL AM SEE. In der Verbandsgemeinde Kell am See ist eine große Versorgungslücke aufgerissen. Denn seit einigen Tagen stehen die Autofahrer an der ED-Tankstelle an der Hunsrückhöhenstraße bei Kell, der einzigen Tankstelle in der gesamten VG, vor verschlossenen Türen und leeren Zapfsäulen.

Alle Autofahrer, die mit dem letzten Tropfen Sprit in der Verbandsgemeinde Kell am See unterwegs sind, könnten derzeit eine sehr unangenehme Überraschung erleben. Seit einigen Tagen stehen auf den Preistafeln für Benzin an der ED-Tankstelle am "Autohaus Hans" an der B 407 bei Kell am See nur noch Nullen. Einen Grund zur Freude bedeutet das aber mitnichten. Vielmehr ist dies der sichtbarste Hinweis darauf, dass die einzige Tankstelle entlang der Hunsrückhöhenstraße zwischen Saarburg und Thalfang und zugleich die einzige Tankstelle in der gesamten VG mittlerweile geschlossen wurde. Der Grund: Gegen den Betreiber, den Keller Autohändler Michael Hans, läuft derzeit ein Zwangsvollstreckungsverfahren. Das heißt: Wohnung, Geschäftsräume sowie Werkstatt mit Tankstelle des insolventen Unternehmers, dessen Familie seit 1965 die Firma vor den Toren des Orts betreibt, kommen vor dem Amtsgericht Trier unter den Hammer. Diese Entwicklung habe sich zwar abgezeichnet, zumal schon seit einigen Monaten bei dem früheren Seat-Vertragshändler keine Autos mehr zu kaufen waren. "Dass die Tankstelle quasi über Nacht geschlossen wurde, ist aber auch für uns überraschend gekommen und hinterlässt eine sehr große Versorgungslücke für die Leute aus dem Dorf und der gesamten VG, aber auch für die Besucher im Ferienpark", sagt der Keller Ortsbürgermeister Markus Lehnen. Auch Rathaus-Chef Werner Angsten betont die infrastrukturelle Bedeutung der einzigen Tankstelle in der Verbandsgemeinde. Damit die heimischen Autofahrer nicht dauerhaft zu den nächstgelegenen Stationen in Hermeskeil ausweichen müssen, hoffen beide, "dass die Tankstelle in Kell erhalten bleibt und es schnellstmöglich eine Lösung gibt". Er sei "optimistisch", dass ein neuer Besitzer gefunden und es bei der Versteigerung am 26. April einen Zuschlag geben wird, sagt der Trierer Insolvenzverwalter Jörg-Alexander Wunderlich auf TV-Anfrage. Zwar war beim ersten Zwangsvollstreckungstermin Ende 2005 kein Gebot abgegeben worden. Beim bevorstehenden zweiten Verfahren sind die Bieter aber nicht mehr dazu verpflichtet, mindestens 50 Prozent des Verkehrswertes für das Objekt zu zahlen. Dieser wurde auf 370 000 Euro festgesetzt. Allerdings ist für ein Gebot unter 185 000 Euro die Zustimmung des Haupt-Gläubigers, der Seat-Bank, Voraussetzung. Gegenwärtiger Stand der Dinge ist, dass zumindest zwei potenzielle Investoren in Gesprächen Interesse an einem Kauf signalisiert haben - das ist die übereinstimmende Auskunft von Angsten, Lehnen und Lothar Welter, dem Leiter der Tankstellenabteilung beim Mineralölhändler "Erich Doetsch" (ED) aus Andernach. Welter betont, dass das Unternehmen, das insgesamt 95 Tankstellen in Südwestdeutschland mit Benzin versorgt, "bereit ist, weiterhin in Kell als Lieferant aufzutreten", wenn ein neuer Besitzer gefunden ist. "Wir waren mit dem Absatz an dieser Station zufrieden", sagt Welter über Wirtschaftlichkeit und Kundenfrequenz der Tankstelle an der Hunsrückhöhenstraße.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort