Keine Rettungsschere für Reinsfeld

REINSFELD. Die Feuerwehr Reinsfeld hat mit der Hunsrück-Höhenstraße (B 407) und der A 1 zwei Verkehrsadern, auf denen es öfter kracht, direkt vor der Haustür. Dennoch verfügt die Wehr über keine Rettungsschere, mit der Unfallopfer aus ihren Wracks befreit werden können. Auf dieses Gerät werden die Reinsfelder Brandbekämpfer auch in Zukunft verzichten müssen.

Februar 2003: Ein Schulbus stößt auf der B 407 bei Reinsfeld mit einem Cabrio zusammen. Die Schüler bleiben unverletzt, die Fahrerin des Cabrios wird mit einer Rettungsschere herausgeschnitten. April: Auf der L 148 bei Reinsfeld stirbt ein junges Paar nach einem Frontalzusammenstoß ihres Motorrads mit einem Auto. Juni: Mit 90 Stundenkilometern durchbricht ein LKW auf der A 1 bei Reinsfeld die Leitplanken und stürzt die Böschung hinab. Der Fahrer wird schwer verletzt.Mehr Unfälle als Brände

Das sind nur drei besonders schwere Fälle in der Unfallstatistik des Hochwaldorts Reinsfeld. Die Männer und Frauen der Feuerwehr müssen sich häufiger mit Unfällen als mit Bränden auseinander setzen. Das jüngste tragische Beispiel ist eine Kollision auf der L 148 am 3. Oktober, durch die acht junge Menschen schwer verletzt wurden (der TV berichtete). Diese Situation provoziert die Frage, warum die Reinsfelder Wehr nicht über den aus Spreizer und Schere bestehenden Rettungssatz zum Aufschneiden von Fahrzeugen verfügt. Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, ist der Dienstherr der Feuerwehren. "Die Feuerwehr Reinsfeld liegt einfach zu nah an der Feuerwehr Hermeskeil", sagt Hülpes im Gespräch mit dem TV . "Hermeskeil ist als Stützpunktfeuerwehr natürlich besser ausgerüstet." Müssen die in den Überresten ihrer Fahrzeuge eingeklemmten Unfallopfer deshalb länger auf ihre Befreiung und ärztliche Versorgung warten, wenn sie bei oder in Reinsfeld in einen Unfall verwickelt werden? Michael Hülpes: "Das ist mit Sicherheit nicht so. Im Notfall werden beide Wehren, Reinsfeld und Hermeskeil, gleichzeitig benachrichtigt. Es entsteht kein nennenswerter Zeitverlust." Das Einsatzprotokoll des Unfalls vom 3. Oktober bestätigt die Aussage des Hermeskeiler Verwaltungschefs. Laut diesem von Wehrführer Christoph Borresch gezeichneten Protokoll traf die Feuerwehr Hermeskeil genau 49 Sekunden nach der Feuerwehr Reinsfeld am Unfallort ein. "Es gibt wohl eine heimliche Konkurrenz zwischen beiden Wehren, aber die Zusammenarbeit funktioniert vorbildlich", betont Dienstherr Hülpes. Der Konkurrenzgedanke könnte auch in der Mittelbewilligung aus der Landeskasse verwurzelt sein, denn hier wird Hermeskeil als Stützpunktfeuerwehr bevorzugt und verfügt auch über den Rettungssatz mit Schere und Spreizer. Nach welchen Kriterien geht das Land bei der Zuschussbewilligung vor? Guido Jörg, Sachbearbeiter Feuerwehr bei der Verbandsgemeindeverwaltung Hermeskeil, erläutert: "Die Feuerwehr-Verordnung macht uns Vorgaben bezüglich der Ausrüstung der Wehren. Wir sind vor kurzem vom Geräteprüfdienst der Landesfeuerwehrschule unter die Lupe genommen worden. Es wurden nur kleinere Mängel festgestellt und behoben."Risikoklasse 3 für Reinsfeld

Nehmen diese Vorgaben Rücksicht auf die besondere Lage einer Ortsgemeinde - eine Lage direkt an einer Bundesstraße und einer Autobahn? Jörg: "Es gibt fünf Risikoklassen, wobei Klasse eins die niedrigste und Klasse fünf die gefährlichste Lage ist. Reinsfeld liegt in Klasse drei, Hermeskeil in Klasse vier." Und für Klasse drei gibt es keine Rettungsschere. Hülpes: "Die Feuerwehr Reinsfeld soll in den nächsten Jahren ein neues Löschfahrzeug erhalten. Noch sind die Mittel nicht bewilligt." Eines stehe allerdings schon fest: Das neue Fahrzeug, wenn es denn kommt, werde keine Schere und keinen Spreizer enthalten, so Guido Jörg. Dafür hat Reinsfelds Wehrführer Andreas Wagner kein Verständnis. "Auf einer Vorstandssitzung der Reinsfelder Feuerwehr hat man uns zugesagt, dass wir einen Rettungssatz bekommen. Ein Protokoll liegt vor." Außerdem seien zwei Rettungsscheren nicht zuviel: "Der Hermeskeiler Rettungssatz könnte ja mal defekt sein. Mit einer zweiten Schere könnten wir mit Hermeskeil noch besser zusammenarbeiten." Soll die Reinsfelder Wehr einen Rettungssatz erhalten? Ihre Meinung ist gefragt. Bitte Namen und Anschrift nicht vergessen.

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