Kell steigt nicht mit auf

KELL AM SEE. Hermeskeil, Thalfang und Morbach sind dabei, die Verbandsgemeinde (VG) Kell am See nicht. Der VG-Rat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass er auf eine Beteiligung am gemeinsamen Regionalmanagement für den Hochwald verzichtet.

Die Abstimmung endete mit einer faustdicken Überraschung: Soll sich die Verbandsgemeinde Kell am See am Regionalmanagement "Hochwald" beteiligen und dafür bis 2008 insgesamt 16 500 Euro investieren? Diese Frage stellte Bürgermeister Werner Angsten (CDU) nach längerer Diskussion im VG-Rat.Blumen statt Beschließen

Gemeinhin hat die CDU-Fraktion, die für ein "Ja" plädierte, im Rat eine satte Mehrheit. Doch an diesem Abend fehlten in ihren Reihen drei Ratsmitglieder. Das Zünglein an der Waage spielte jedoch Horst Glessner, der kurzzeitig den Sitzungssaal verlassen hatte, um Blumen für die später anstehende offizielle Ernennung von Angsten zum Bürgermeister zu besorgen. Die Folge: Da SPD und FWG das Vorhaben ablehnten, ging die Abstimmung zehn zu zehn aus. Und diese Patt-Situation bedeutet: Antrag abgelehnt, die VG Kell am See ist beim gemeinsamen Regionalmanagement "Hochwald" nicht dabei. Dahinter verbirgt sich ein Programm der Landesregierung. Es bietet die Chance, dass Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raums gefördert werden (siehe Hintergrund). Die Kommunen Hermeskeil, Thalfang, Morbach und ursprünglich auch Kell hatten bereits im Vorfeld einen Antrag auf Aufnahme in dieses Programm nach Mainz geschickt. Denn im Rahmen des Regionalmanagements soll vor allem ein großes Vorhaben verwirklicht werden, das den Tourismus im Hochwaldraum weiter ankurbeln soll: die Reaktivierung der Hunsrückbahn zwischen Hermeskeil und Morbach. Auf der stillgelegten Strecke ist ein Dreiermix aus Draisinen, Nostalgiezügen und Güterverkehr geplant (der TV berichtete mehrmals). Allerdings werden auch Projekte in der Dorfentwicklung oder beim Thema "erneuerbare Energien" mit dem Programm gefördert. "Das sind Bereiche, wo wir unsere Schwerpunkte setzen müssen", hatte Angsten im Rat argumentiert. Ein entscheidender Grund, warum er fürs Mitmachen warb, sei zudem die Tatsache, "dass die Verteilung von Fördermitteln künftig immer mehr raumbezogen erfolgen wird". In diese Richtung äußerte sich auch Klaus Marx, der Sprecher der CDU. Es habe zwar auch in seiner Fraktion größeren Diskussionsbedarf gegeben. Letztendlich sei es jedoch vernünftig, "dass die Kräfte gebündelt werden. Deshalb empfehlen wir dringend die Mitarbeit, um nicht isoliert zu werden", sagte Marx. Aus Sicht der Keller SPD-Fraktion gibt es allerdings "bei uns schon Planung genug", wie Sprecher Manfred Rommelfanger betonte. Die ablehnende Haltung der SPD begründete er mit der "großen Skepsis, weil wir viel Geld in die Hand nehmen müssen, um eine Planung zu entwickeln, die nicht viel originäre Substanz der VG Kell enthalten wird". Rommelfanger wies zudem darauf hin, dass es "spekulativ ist, ob die Planung auch tatsächlich Förderung bringt". Die FWG schloss sich dieser Auffassung an. Theoretisch wäre es zwar denkbar, dass die Mehrheitsfraktion nach ihrer Abstimmungsniederlage die Beteiligung am Regoinal-Management erneut auf die Tagesordnung setzt. "Das Thema ist für uns aber erledigt", sagte Marx dem TV. Denn aus Sicht der CDU sei es nur dann sinnvoll, mit ins Boot zu steigen, "wenn alle Fraktionen im Rat mitgemacht hätten". Auch Angsten betont, dass "jetzt die Welt nicht untergeht, obwohl ich mir gewünscht hätte, dass wir mitspielen". Wert legt der Bürgermeister auch auf die Feststellung, dass die VG Kell trotz des aktuellen "Nein" in anderen Bereichen weiter auf Kooperation mit den anderen drei Hochwald-Kommunen setzen wird. Gleichwohl finden es die Nachbarn "bedauerlich", dass die Keller ausgestiegen sind. "Neben dem Leuchtturm-Projekt Hunsrückbahn hätte es sicher auch andere Dinge gegeben, die wir zusammen hätten anpacken können, etwa im Bereich Radtourismus", sagt beispielsweise der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes (CDU), dessen Kommune das gemeinsame Regionalmanagement federführend begleitet. Er gehe davon aus, dass Morbach, Thalfang und Hermeskeil "geschlossen weiter machen. Denn dafür ist uns die Reaktivierung der Hunsrückbahn zu wichtig".

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