Kleines Team, Tausende junge Besucher

Saarburg · Die Erweiterung des Jugendzentrums in Saarburg war aufgrund der gestiegenen Besucherzahlen nötig und kommt gut an. Doch der Bericht der Jugendpflegerin offenbart auch Defizite.

 Jugendpflegerin Kerstin Knopp. TV-Foto: Mariaon Maier

Jugendpflegerin Kerstin Knopp. TV-Foto: Mariaon Maier

Foto: (h_sab )
 An dieser Theke trafen sich früher Bahnhofsgäste. Nun sind es Jugendliche, und Alkohol fließt keiner mehr. TV-Foto: Archiv/Marion Maier

An dieser Theke trafen sich früher Bahnhofsgäste. Nun sind es Jugendliche, und Alkohol fließt keiner mehr. TV-Foto: Archiv/Marion Maier

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Saarburg Das Jugendzentrum in Saarburg zieht immer mehr junge Leute an. So hat sich die Zahl der Besucher im offenen Treff laut Jugendpflegerin Kerstin Knopp 2016 im Vergleich zum Vorjahr auf 3538 verdoppelt. Da kam die Erweiterung der Jugendzentrumsräume, die im Dezember 2016 abgeschlossen wurde, gerade recht.

Aktuelles Knopp: "Seitdem hat sich die Situation für alle entspannt, und es kommen auch noch mal mehr Jugendliche." Vorher hat sich der Betrieb auf einen Raum konzentriert, nun sind es vier Räume. Die jungen Leute können jetzt Kicker, Billard und Gesellschaftsspiele gleichzeitig spielen oder einfach nur reden. Die Vergrößerung hat auch dazu geführt, dass das Jugendzentrum sein Angebot ausweiten konnte. So gibt es nun beispielsweise einen Kochkurs und einen Bandworkshop. In der ehemaligen Bahnhofskneipe mit Theke können Partys und Konzerte organisiert werden. Ein Raum ist für Bands reserviert. Bürgermeister Jürgen Dixius schlussfolgert in der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Jugend und Sport des Verbandsgemeinderats am Mittwoch: "Es war die richtige Entscheidung, den Bahnhof auszubauen." Gerade Jugendliche, die sonst nicht so eingebunden seien, gingen dorthin. Knopp präsentiert dem Ausschuss am Mittwoch den Jahresbericht des Jugendzentrums 2016 - und das obwohl auch 2017 schon fast vorbei ist. Das liegt daran, dass das Gremium nur einmal im Jahr tagt. Dennoch dürften die Ausschussmitglieder einiges Neues erfahren haben. Vieles ändert sich aber ohnehin nicht von Jahr zu Jahr. Ein Überblick:

Zielgruppe Die Einrichtung bietet Angebote für Kinder und Jugendliche in der Verbandsgemeinde zwischen zehn und 27 Jahren an. Bei Ferienangeboten und Kinderaktionen werden auch Kinder ab sechs Jahren einbezogen.

Wie sind Jugendliche drauf? "Kinder und Jugendliche sind heute leistungsorientiert, ehrgeizig und möchten unabhängig sein", sagt Jugendpflegerin Knopp und bezieht sich dabei auf die Shell-Studie. Sie weist aber auch auf die Ausnahmen hin: junge Leute aus prekären Verhältnissen. Sie würden mit Schule oft Zwang, Misserfolg und Konflikte verbinden. Im familiären Umfeld sehe es nicht besser aus. Diese Jugendlichen benötigten Erfolgserlebnisse, Anerkennung, Wertschätzung und geschützte Orte, an denen sie sich wohlfühlten und Sozialkompetenzen erlernen könnten. Im Bericht heißt es: "Genau einen solchen Ort bietet unsere Einrichtung." Sie biete aber genauso Raum für alle, die ihre Freizeit gestalten wollten.

Wünsche und Kritik der jungen Menschen Kinder wünschen sich laut Kerstin Knopp meistens mehr und neue Spielräume. Jugendliche wollten hingegen Partys und mehr sportliche Freizeitangebote sowie Ausflüge und Fahrten. Sie kritisierten, dass es kaum jugendgemäße Veranstaltungen gebe. Im Bericht des Jugendzentrums heißt es: "Diese Veranstaltungen sind aufgrund der immer höher werdenden Auflagen tatsächlich deutlich weniger geworden." Zu den Wünschen der Jugendlichen gehört auch eine verbesserte Mobilität. In vielen Ortsgemeinden der VG Saarburg würden ausschließlich Schulbusse fahren. Oftmals werde das Jugendtaxi angesprochen. Allerdings sei dies auch keine Option, solange es kein Unternehmen gebe, das sich dafür regelmäßig zur Verfügung stelle, heißt es im Bericht.

Trägerschaft und Mitarbeiter Träger des Jugendzentrums ist das Bistum Trier. Kofinanziert wird es von der Verbandsgemeinde Saarburg. Das Jugendzentrum hat sechs hauptamtliche Mitarbeiter. Dies sind der Jugendsozialarbeiter Bernd Bredin (50 Prozent), die pädagogische Referentin Beatrix Leuk-Rauen (50 Prozent) und die Pädagogische Referentin Kerstin Knopp (75 Prozent). Hinzu kommen zwei Bundesfreiwilligendienstleistende und ein Mensch im Freiwilligen Sozialen Jahr.

Angebote Zu den etwa 40 Angeboten im Jahr 2016 gehörten unter anderem Graffitti-Workshops, ein Videoprojekt, ein Hallenfußballturnier, ein Selbstbehauptungskurs für Mädchen, eine Bolivienkleidersammelaktion, Alkoholpräventionsseminare und eine Projektwoche an der Geschwister-Scholl-Schule zum Thema "Was heißt hier denn fremd?". 1900 Jugendliche haben diese Angebote genutzt.

Probleme Neun Jugendgruppen hat das Team des Jugendzentrums 2016 dezentral, also verstreut über die Verbandsgemeinde, unterstützt. Die Probleme der ehrenamtlich verwalteten Jugendgruppen in den Orten nähmen zu, sie wünschten sich mehr Betreuung, stellt Knopp fest.
Dazu sagt sie: "Da reicht unsere Zeit nicht aus, obwohl es sinnvoll wäre." Viele Jugendräume müssten zudem renoviert werden, anderswo müssten neue Räume gefunden werden.

Diskussion Stefanie Jacoby-Spengler hakt in der Ausschusssitzung nach, wie es mit mehr Stellen für das Zentrum aussehe. Knopp sagt, dass es dazu zwar Gespräche gebe, dass es aber schwierig aussehe. Bürgermeister Dixius verweist auf die Ausbildung von ehrenamtlichen Betreuern ab 16 Jahren, die angelaufen sei. Jugendliche könnten da mehr Verantwortung übernehmen.

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