"Kniedele" und wahre Liebe

HERMESKEIL. (urs) Eifel und Naheregion gaben sich bei "Mussik, Sprooch und Wein" ein Stelldichein. Ein musikalisch-kabarettistisches Programm, abgerundet von Leckerbissen aus der Region.

Gut, dass es die Mundart gibt. Wie sonst ließe sich nicht genüsslich diskutieren, wie "Kniedele", unter anderem auch Mehlklöße genannt, zuzubereiten sind. Mancher Feinschmecker mag sie nämlich lieber mit Wasser, andere schwören auf Sprudel. Doch Buchweizenmehl sollte dafür stets tabu sein, wie Mundart-Sängerin Silvia Nels in ihrem Loblied auf den wöchentlichen "Kniedelsdach" empfiehlt. Die dann etwas bitteren "wölkich Kniedele" seien nämlich für Kinder "die Hölle". Finessen eines moselfränkischen Nationalgerichtes, die das Publikum im Anschluss an die lustige Topfguckerei spontan applaudierte. Zur Freude der Sängerin aus Rittersdorf (Bitburg), die anfangs befürchtet hatte, die Hochwälder würden sie nicht verstanden. Ihr Angebot, den "Beburger" Dialekt in den Ansagen abzuschwächen, lehnten die 40 Gäste der SWR4-Mundart-Tournee "Mussik, Sprooch un Wein" jedoch kategorisch ab. Eine Entschiedenheit, wofür sie mit romantischen Balladen belohnt wurden. Da war zum Beispiel die Erklärung, warum es in Platt völlig ohne das ach so wichtige Wort "Liebe" geht. Oder Kindheitserinnerungen an "Schnee in der Eifel" und "Der Traum oder die Scheiß-Kultur". Dazwischen leise Töne für ein Paar, dessen Liebesgeschichte der Tod ein plötzliches Ende setzte. Einfühlsame Stücke, die das Publikum mit Zwischenkommentaren wie "oh wie schön" bedachte oder "toll".Erst richtig reinhören, dann kommt das Verstehen

Lediglich bei dem ersten Lied habe sie zwei oder drei Worte nicht verstanden, räumte Helma Prümm nach drei gewährten Zugaben ein. "Da hat man sich noch nicht reingehört", so ihre Meinung. Denn danach gab es keine Verständnisschwierigkeiten mehr. "Mussik, Sprooch un Wein" gehört für die Hermeskeilerin zum festen Programm. "Die ganze Veranstaltung ist immer sehr liebevoll und nett gemacht", was sich auch auf "das Gläschen Wein und das Etwas-zum-Essen" bezieht. Ein Zusatzservice eines Longuicher Weingutes, einer Veldenzer Brennerei und des Bornwiesenhofs in Wilzenberg-Hußweiler. Zu regionalen Leckerbissen mundeten auch Blues und Geschichten von Gerhard Engbarth, alias "Rolf Schnorrenberger". Der Bad Sobernheimer hatte seine Gitarre ebenso im Griff, wie sein tastenloses "Mini-Klavier", eine Mundharmonika ("für mehr hat halt das Geld nicht gereicht"). Doch dafür wüssten die Naheländer "arrisch" (sehr) viel. Und hätten sie mal gar keine Ahnung, dann wüssten sie immer noch genug, um mitreden zu können. Den Nerv des Publikums traf der Kabarettist mit seinen alltäglichen Geschichten wie von der wahrlich schwierigen Kunst des Schenkens unter Eheleuten. Oder der Weinprobe, bei der es, obwohl doch "alles Natur" war, in Verbindung mit Sauerstoff unerklärliche Probleme gab. Rita und Richard Ludwig gefiel das Programm im Naturpark-Informationszentrum sehr gut. "Wirklich gute Musiker und eine nette Atmosphäre", fand die Rascheiderin. Schade sei nur, dass "die Leute nicht so raus gingen", bedauerten beide mit Blick auf die Besucherzahl. Für Ehemann Richard absolut unverständlich: "Vor allem in so einem Rahmen - das ist doch wunderbar, gerade in dieser Jahreszeit." Hubert Klauck wusste den Abend ebenfalls zu schätzen. "Das sind Sachen, die hört man ja sonst selten", kommentierte der Malborner die Mundart-Beiträge. Er persönlich pflege das Moselfränkische sogar im Büro: "Ich stehe dazu." Veranstaltungen wie diese sollte es seiner Meinung nach ruhig öfter geben.

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