König: "Das ist eine Katastrophe"

HERMESKEIL. Gerät der geplante Neubau auf dem früheren Hela-Gelände in Hermeskeil in Gefahr? Nachdem Arbeiter gestern auf der Großbaustelle auf Überreste einer römischen "Villa Rustica" gestoßen sind, wollen Archäologen des Rheinischen Landesmuseums Trier heute mit den Grabungen zur Freilegung des antiken Gebäudes beginnen.

Die Nachricht schlug in der Hochwaldredaktion gestern Nachmittag ein wie eine Bombe: "Bei Aushubarbeiten haben Bauarbeiter heute morgen auf dem früheren Hela-Gelände Ziegelsteine gefunden, die offensichtlich aus römischer Zeit stammen", sagte Stadtbürgermeisterin Ilona König konsterniert auf TV -Anfrage. Das habe ein Archäologe des Rheinischen Landesmuseums bestätigt. Er sei sofort nach dem überraschenden Fund informiert worden und habe vor Ort die antiken Relikte in Augenschein genommen. Die Ziegelsteine sind nach Angaben des Experten vermutlich Überreste eines Villenbads, eines Caldariums, das Teil eines großen römischen Gutshofs gewesen sein könnte. "Dass der Hermeskeiler Boden bedeutende römerzeitliche Reste birgt, überrascht uns nicht", ließ Hans-Peter Kuhnen, Direktor des Rheinischen Landesmuseums, in seiner ersten Reaktion gestern verlauten. Immerhin sei ganz in der Nähe des Fundorts eine stark frequentierte Römerstraße verlaufen. Sieben Tage haben die Forscher gemäß den gesetzlichen Vorgaben nun Zeit, sich zunächst einen Überblick über die Größe des antiken Landsitzes zu verschaffen und dessen Grundriss zu rekonstruieren. Bei der Stadtbürgermeisterin hält sich die Freude über die rund 2000 Jahre alten Hinterlassenschaften unserer Vorfahren aber in engen Grenzen. Und das aus gutem Grund: Sollte sich das Landesmuseum für eine Konservierung der römerzeitlichen Funde aussprechen, muss ein Baustopp angeordnet werden. Im schlimmsten Fall könnte das Landesamt für Denkmalschutz in Mainz sogar den geplanten Neubau auf dem früheren Hela-Gelände, das unter anderem an den Lebensmittel-Anbieter "Norma" vermietet werden soll, verbieten. "Die Stadt und der heimische Einzelhandel brauchen diese Ansiedlung. Nicht auszudenken, wenn es mit dem Bau nicht klappt. Das wäre eine Katastrophe", lautet Ilona Königs verständliche Klage angesichts leerer Stadtkassen und wegbrechender Gewerbesteuer-Einnahmen. Sie betont: "Ein alternativer, innenstadtnaher Standort wäre weit und breit nicht in Sicht." Das Landesamt für Denkmalschutz, das gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war, will sich erst morgen zu den Entwicklungen in Hermeskeil äußern.

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