Konversionspläne auf der Kippe

Zerschlagen sich alle Pläne, auf dem früheren Standort-Übungsplatz der Hermeskeiler Kaserne einen Autohof einzurichten und Tourismus-Projekte umzusetzen? Diese Gefahr besteht, wenn das Gelände zum Bestandteil des nationalen "Naturerbes Deutschland" erklärt wird, was derzeit vom Land geprüft wird. Mit dieser unangenehmen Nachricht wurde am Mittwoch der Verbandsgemeinderat konfrontiert.

Hermeskeil. Wer Interesse an einer Kaserne hat, kann die in Hermeskeil erwerben. Die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) hat als Eigentümerin die Gebäude der Garnison inzwischen im Internet öffentlich ausgeschrieben. Das große Sorgenkind ist allerdings nicht die Kaserne selbst, sondern der dazugehörende Standort-Übungsplatz. Das wurde am Mittwoch in der Sitzung des VG-Rats deutlich. Den Stein ins Rollen brachte die SPD-Fraktion, deren Sprecher Uwe Roßmann in einem Antrag sieben Fragen an Bürgermeister Michael Hülpes zum aktuellen Sachstand der Konversions-Bemühungen gestellt hatte. Hiobsbotschaft von Hülpes

Was der CDU-Politiker dem Gremium mitzuteilen hatte, kann als Hiobsbotschaft bezeichnet werden. "Unser Konzept ist zumindest teilweise vermasselt", so der Vorsitzende des Zweckverbands Konversion. Auf zwei Säulen ruhten bislang die Pläne für die künftige Nutzung des 210 Hektar großen Geländes. Zum einen sollten auf dem Areal Projekte im Bereich des "naturnahen Tourismus" umgesetzt werden. Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf der Errichtung eines Logistikzentrums mit Autohof. Diese Pläne sind nun in Gefahr geraten. Der Grund: Die Bima hat keine Verkaufsfreigabe für das Übungsplatzgelände. Eine Ausnahme stellt laut Hülpes lediglich ein 18 Hektar großes Flurstück an der früheren Schießanlage dar, die ein Unternehmer, der Weihnachtsschmuck vertreibt, als Investor nutzen will. Der Bürgermeister widersprach damit dem Einwurf von Rainer Spies (SPD), dass "nach meinen Informationen der gesamte Übungsplatz tabu ist". Doch was ist der Grund dafür, dass der Veräußerung der Liegenschaft vorerst ein Riegel vorgeschoben wurde? Zurzeit, so Hülpes, werde vom Landes-Umweltministerium geprüft, ob das Gelände der Stiftung "Nationales Naturerbe Deutschland" zugeschlagen wird. Der Übungsplatz war Bestandteil der Flächen-Empfehlungen, die das Land dem Bundesamt für Naturschutz für dieses im Koalitionsvertrag 2005 vereinbarte Schutzprojekt vorgelegt hatte. Wann die Entscheidung über eine Aufnahme in diese Stiftung fällt, sei noch offen, sagte Hülpes gestern auf TV-Anfrage. Er rechne mit einem abschließenden Gutachten aber nicht vor dem nächsten Frühjahr.Ziel: Zumindest das Projekt Autohof retten

 Schützenswerte Flächen? Das Gelände des Standort-Übungsplatzes wird möglicherweise zum Bestandteil des nationalen „Naturerbes Deutschland“ erklärt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Schützenswerte Flächen? Das Gelände des Standort-Übungsplatzes wird möglicherweise zum Bestandteil des nationalen „Naturerbes Deutschland“ erklärt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Die Erwartungshaltung des Zweckverbands formulierte Hülpes so: Erstes Ziel sei es, "dass überhaupt keine Flächen auf dem Übungsplatz für das Naturerbe abgegeben werden müssen". Sollte dies nicht klappen, müsse zumindest erreicht werden, dass das Terrain für den geplanten Autohof verkauft werden darf. Er sei nach Gesprächen mit den Fachbehörden optimistisch, dass dies gelingen wird, sagte Hülpes weiter. Im TV-Gespräch räumte er aber ein, "dass unser Standbein Tourismus durch die neue Entwicklung in Frage gestellt wird". Im Rat sorgte der Sachstandsbericht für Bestürzung. Er traf aber auch auf Unverständnis. Kritisiert wurde sowohl die Informationspolitik der VG-Verwaltung als auch die des Landes. So rätselte Udo Moser darüber, warum man sich seit Jahren in Hermeskeil über die Konversion unterhalte und nun plötzlich Flächen auftauchen, die für die Aufnahme in das Naturerbe zur Diskussion stehen. "Warum haben wir davon nicht früher Kenntnis erhalten?", fragte sich an diesem Abend nicht nur der Mann von der BFB-Fraktion. Meinung Eine gewaltige Bombe Kein Zweifel: Da ist in Hermeskeil eine gewaltige Bombe eingeschlagen. Seit 2004 die Schließung der Kaserne Ende 2006 bekannt gegeben wurde, ist geplant und geplant worden, wobei so manchem alles viel zu schleppend voranging. Es geisterten viele Vorschläge durch den Raum. Und jetzt, da mit der Errichtung eines Autohofs eine Projektidee gefunden ist, die eine wirkliche Chance für den Hochwald bedeutet, soll der Übungsplatz gegen den entschiedenen Willen aller Beteiligten vor Ort unter Naturschutz gestellt werden? Dort, wo 40 Jahre lang Soldaten mit schwerem Gerät den Ernstfall geprobt haben, stoßen plötzlich irgendwelche Behördenleute auf ein Gelände, das ach so schützenswert ist und selbst für naturnahen Tourismus tabu sein soll? Otto-Normalbürger im Hochwald wird angesichts solcher Überlegungen nur eins machen: die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Und: Er hat damit völlig recht. a.munsteiner @volksfreund.de Stimmen: Ilona König, CDU: "Es ist zum Heulen, was mit uns getrieben wird. Ich kann nicht verstehen, dass Flächen, die früher von Panzern durchwühlt wurden, jetzt zum Naturerbe erklärt werden sollen." Rainer Spies, SPD: "Das große Problem sind die Verwaltungen. In diesem Fall zeigt sich, dass eine Behörde nicht weiß, was die andere tut." Udo Moser, BFB: "Diese Nachricht ist ein Skandal. Ich habe immer gedacht, wir hätten die volle Rückendeckung der Bundes- und Landespolitiker. Jetzt habe ich aber den Eindruck, dass man uns Informationen vorenthalten hat."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort