Krach im Kindergarten

Der Kindergarten Gusenburg/Grimburg kommt nicht zur Ruhe. Der Gusenburger Gemeinderat hat die Personalpolitik des Zweckverband-Vorstehers Franz-Josef Weber heftig kritisiert. Der Grimburger Ortsbürgermeister habe ohne Absprache die bisherige Leiterin der Einrichtung entlassen wollen. Die Kündigung wurde inzwischen zurückgenommen.

Gusenburg/Grimburg. Ein Krisengespräch in der Kreisverwaltung mit dem Landrat brachte vorige Woche ein konkretes Ergebnis: Zweckverbands-Vorsteher Franz-Josef Weber hat die Kündigung der Leiterin und der Personalratsvorsitzenden des Drei-Könige-Kindergartens zurückgezogen. "Wir hoffen, dass der Konflikt dadurch deeskaliert", sagte VG-Bürgermeister Michael Hülpes (CDU), als im Gusenburger Rat über die aktuelle Lage in der gemeinsamen Einrichtung mit Grimburg diskutiert wurde. Das Gusenburger Parlament wollte die Sache nicht einfach ad acta legen und übte teils heftige Kritik an der Vorgehensweise Webers in den zurückliegenden Wochen. Der Grimburger Orts-Chef habe ohne Wissen der Zweckverbands-Versammlung, in der Vertreter beider Dörfer sitzen, zunächst die Stelle der Kindergarten-Leiterin neu ausschreiben lassen und später der bisherigen Leiterin gekündigt. "Wir wurden da schon vor vollendete Tatsachen gestellt", sagte Gusenburgs Ortsbürgermeister Heinz Schuh dem TV. Im Gemeinderat sagte Schuh, der das Thema als "Personalangelegenheit" lieber im nicht-öffentlichen Teil behandelt hätte, dass der von Weber beabsichtigte Wechsel an der Spitze des Kindergartens "im Zweckverband nicht unsere Zustimmung bekommen hätte".Weil die Leiterin einer Einrichtung mit mehr als 40 Kindern - wie es im Drei-Könige-Kindergarten der Fall ist - dem gehobenen Dienst angehört, hätte dieses Gremium aber in die Personalentscheidung einbezogen werden müssen, begründete Hülpes die Intervention der Verwaltung. Wie Pressesprecher Thomas Müller dem TV bestätigte, hatte sich die Kreisverwaltung dieser Auffassung angeschlossen und Weber zur Rücknahme der Kündigungen aufgefordert.

"Nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung"

Die Gusenburgerin Mechthild Wiescher bezeichnete das Einlenken Webers aber "nur als einen kleinen Schritt in die richtige Richtung". Sie verwies darauf, dass die Einrichtung wegen der aktuellen Ereignisse "großen Schaden" genommen habe. So habe das Landesjugendamt den Antrag auf Öffnung des Kindergartens für Zweijährige vorerst ausgesetzt. Der Kreis bestätigt diese Aussage. Thomas Köhl sprach gar davon, dass Weber das Personal "demontiert" habe.

Köhl und Frank Gerstel blieben deshalb am Montag bei der Forderung, die der Gusenburger Rat vor der Rücknahme der Kündigungen nicht-öffentlich beschlossen hatte: Beide verlangten, dass Weber als Vorsteher zurücktreten solle. Die Elternausschuss-Vorsitzende Katja Dellwo sagte dem TV, dass die Rücknahme der Kündigungen "eine Entscheidung ist, die wir begrüßen. Wir hoffen, dass dadurch wieder Ruhe in den Kindergarten kommen kann". Sie betonte zugleich: "Wir haben immer hinter dem bisherigen Erzieherinnen-Team gestanden und waren mit der pädagogischen Arbeit zufrieden." Dieser Aussage pflichtete Schuh im TV-Gespräch bei.

Weber ging auf TV-Anfrage nicht auf die Vorwürfe aus Gusenburg ein. Der Rechtsanwalt erklärte: "Ich bin verpflichtet, Personalangelegenheiten nicht-öffentlich zu behandeln. Hieran halte ich mich." Wegen der nachmittäglichen Busbegleitung, zu der Weber die Erzieherinnen per Dienstanweisung verpflichtet hatte, und dem Streit über die Änderung der Zweckverbandssatzung wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach Kritik aus Gusenburg am Kindergarten-Vorsteher laut (der TV berichtete mehrfach).

Meinung

Unseliger Dauer-Konflikt

Franz-Josef Weber bleibt leider als Kindergarten-Chef zu häufig seiner Linie treu und hat erneut einen Alleingang gestartet, mit dem er anderen wichtigen Akteuren im Kindergarten - etwa den Gusenburger Mitgliedern im Zweckverband und vielen Eltern - vor den Kopf gestoßen hat. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass der Grimburger Orts-Chef auf die Rücktritts-Forderung aus Gusenburg nicht eingehen wird. Dafür ist der Kindergarten zu sehr politische Chefsache für Weber. Man sollte ihm sicher zugute halten, dass er diesmal eingelenkt und die Kündigungen zurückgenommen hat. Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Aber: Das allein genügt nicht. Vor allem der Vorsteher des Kindergartens ist nun gefordert und in der Pflicht, zerbrochenes Porzellan zu kitten und dafür zu sorgen, dass im Kindergarten Gusenburg/Grimburg wieder mehr miteinander statt übereinander gesprochen wird. Sonst wird in dieser Einrichtung keine Ruhe einkehren und die Kinder werden die großen Leid tragenden des unseligen Dauer-Konflikts bleiben. a.munsteiner@volksfreund.de

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