Kraftstoff aus dem Rapsfeld

HERMESKEIL. Bio-Diesel ist eine vielen Autofahrern unbekannte und umstrittene Alternative zum mineralischen Kraftstoff. Den Sprit aus den Rapsfeldern gibt es innerhalb der Verbandsgemeinde nur bei der Raiffeisen-Waren-Zentrale (RWZ) in der Hermeskeiler Klosterstraße - und dort ist die Nachfrage groß.

Das Preisschild am Eingang der RWZ-Zentrale ist verlockend: "Bio-Diesel 0,789" steht dort in großen Lettern - 20 Prozent weniger als der Preis des mineralischen Kraftstoffs für den Dieselmotor. Im Hochwaldraum wird die Alternative Bio-Diesel, dessen wissenschaftliche Bezeichnung Rapsölmethylester lautet, offenbar angenommen:Rudolf Diesel hatte die Vision

"Etwa 6000 bis 8000 Liter pro Monat fließen bei uns aus der Zapfsäule", erklärt Waldemar Muno. Die Masse der Nutzer des ökologischen Kraftstoffs ist vielschichtig: "Sehr viele Traktoren, aber auch Pkw, die mittlerweile Diesel tanken, bilden eine feste Stammkundschaft bei uns", sagt Muno.Warum entscheiden sich diese Fahrer für Bio-Diesel? "Der Gedanke an eine zu schonende Umwelt spielt wohl auch eine Rolle, aber die meisten werden durch den niedrigeren Preis angelockt." Bio-Diesel, der aus Raps gewonnen wird, könne im Prinzip von jedem selbst zündenden Motor verarbeitet werden, "wenn man die entsprechenden Herstellervorgaben beachtet".Rudolf Diesel hat es schon 1912 gewusst. Er schrieb in seiner Patentschrift, dass "der Gebrauch von Pflanzenöl als Kraftstoff heute unbedeutend sein mag. Aber derartige Produkte können im Laufe der Zeit ebenso wichtig werden wie Petroleum und diese Kohle-Teer-Produkte von heute."Bio-Diesel-Fahrer sind von ihrem Kraftstoff überzeugt. Ein Beispiel dafür ist Werner Stockhausen (54) aus Hermeskeil. "Gerade im Hochwald redet jeder über regenerative Energien, man denke nur an die Windräder oder die Biogas-Anlage, die in Reinsfeld errichtet werden soll. Wer Bio-Diesel tankt, tut nichts anderes: Er schont die Umwelt durch die Nutzung von regenerativen Energien."Stockhausen kennt sich aus: "Der Schwefelgehalt tendiert gegen Null, und zudem senkt Bio-Diesel die Ruß-Emission um etwa die Hälfte. Der Kraftstoff ist außerdem nach Unfällen biologisch leicht abbaubar und gefährdet weder Boden noch Grundwasser."Auch Profis argumentieren für den Sprit, der aus dem Rapsfeld kommt. Zu ihnen gehört Kraftfahrzeugmeister Hans-Josef Tabellion: "Ausreichend Schwefel im Kraftstoff ist wichtig für dessen Schmierfähigkeit. Doch während beim mineralischen Diesel der Schwefelanteil mit einem großen Energieaufwand unter zusätzlicher CO2-Emission und Verlust der Eigenschmierfähigkeit gesenkt wird, hat Bio-Diesel trotz des kaum nachzuweisenden Schwefelanteils dennoch hervorragende Schmiereigenschaften." Diese fast vollständige Schwefelfreiheit des Bio-Diesels erlaube auch den Einsatz eines Oxidationskatalysators.Wer kann Bio-Diesel tanken? Tabellion: "Da Bio-Diesel einer DIN-Norm unterliegt, ist er für jedes Diesel-Fahrzeug, also auch für solche mit Abgas-aufgeladenen und direkt einspritzenden Motoren geeignet." Bis 2009 werde die Verwendung des Kraftstoffs zudem steuerlich begünstigt.Muss sich ein Diesel-Fahrer grundsätzlich für eine Kraftstoff-Sorte entscheiden und dann bei dieser bleiben? Auch hier weiß der Kfz-Meister Rat. "Bio-Diesel und mineralischer Diesel schließen sich gegenseitig nicht aus. Das heißt, dass sowohl mit dem dem einen oder anderen Kraftstoff, aber auch gemischt gefahren werden kann. "Wer sein Fahrzeug mit dem "grünen Sprit" versorgt hat und dann keine Tankstelle mit Biodiesel vorfindet, wenn der Tankinhalt zu Ende geht, der kann ohne Bedenken mineralischen Kraftstoff nachtanken.Es gibt allerdings auch Kritiker des Bio-Diesels. "Es geht dabei nicht um den Einsatz des Kraftstoffs, sondern um seine Gewinnung", sagt Nebenerwerbs-Landwirt Franz Bohr. "Das Produkt ist keineswegs Öko pur. Der Anbau von Raps ist nicht so ökologisch unbedenklich wie seine Verwendung als Kraftstoff in Verbrennungsmotoren."Landwirte scheuen hohe Produktionskosten

Um Raps in einer verwertbaren Form aufzuziehen, müssen große Mengen von Schädlingsbekämpfungsmitteln eingesetzt werden, sagt Bohr. "Heimische Landwirte könnten mit dem Anbau der Rapspflanze zwar eine neue Einnahmequelle entdecken, viele scheuen aber die hohen Produktionskosten." Die junge Kinderbuch-Autorin Christiane Werner aus Gusenburg steht morgen im Mittelpunkt von "Trier-Saarburg ganz nah".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort