Kran hebt fünf neue Glocken in Hermeskeiler Kirchturm (Fotos und Video)

Hermeskeil · Monatelang mussten die Hermeskeiler ohne das gewohnte Läuten aus dem Turm der katholischen Pfarrkirche Sankt Martinus auskommen. Jetzt läuft die Montage der neuen Bronzeglocken in St. Martinus. Doch noch erklingen sie nicht.

Ein Dutzend Zuschauer hat sich auf dem Gehweg vor der Martinuskirche in Hermeskeil versammelt. Ihre Blicke gehen hoch zur Turmspitze. Dort steht ein Arbeiter auf dem Gerüst und hängt Teile des alten Glockenstuhls ans Ende eines Krans. Die Beobachter warten gespannt. Denn heute sollen die neuen Glocken in den Turm gehoben werden.

Seit vier Monaten laufen die Arbeiten an der katholischen Pfarrkirche. Der bisherige Glockenstuhl aus Metall habe statische Probleme verursacht, deshalb müsse er raus, erklärt Martin Eiden, Vorsitzender des Fördervereins Sankt Martinus Hermeskeil. Die neue stabilere Konstruktion aus Eichenholz hat eine Fachfirma aus Dorsten gebaut. Eine Spedition hat sie am Morgen vom Münsterland in den Hochwald gebracht. Noch aber lagert der Stuhl in Einzelteilen im Lastwagen. "Es gibt Verzögerungen. Der LKW stand im Stau", sagt Eiden. Deshalb sei nicht klar, ob heute auch alle Glocken schon eingehängt werden könnten.

Einsatzbereit sind die fünf Bronze-Kunstwerke jedenfalls. Sie stehen aufgereiht vor dem Eingangsportal. Die Glocken stammen aus der entweihten Kirche St. Mauritius in Saarbrücken. Die Hermeskeiler hatten sie im Sommer 2015 als Geschenk erhalten. Seitdem lagerten die Glocken, die laut Eiden 1957 in der Gießerei Mabilon in Saarburg gegossen wurden, in einer Halle am Stadtrand. Ernst Blasius, Leiter des Hermeskeiler Feuerwehrmuseums, hat sie gesäubert - ehrenamtlich. Ihre Vorgänger, die vier alten Stahlglocken, stehen hinter einem Zaun vorm Kircheneingang. "Sie werden nicht einfach verschwinden", sagt Eiden. Für alle vier habe man einen geeigneten Standort im Blick (siehe Info).

"Ich habe sie noch einmal gestreichelt", sagt Paul Müller, der das Geschehen von der anderen Straßenseite aus beobachtet. Er sei schon 1946 dabei gewesen, als die alten Glocken in den Turm gehoben wurden, erzählt der 92-jährige Hermeskeiler. Damals habe er gleich neben der Kirche gewohnt und die Glocken dreimal am Tag läuten hören. Gespannt auf den Klang der neuen Glocken sind alle Zuschauer. Sie werden sich aber noch zwei Wochen gedulden müssen, sagt Eiden: "Die ganze Technik, das Anschließen an die Kirchturmuhr - das muss noch alles gemacht werden."

Für den 2. September sei das Anläuten geplant. Es ist elf Uhr, als die ersten Balken des Glockenstuhls per Kran hoch zum Turm gezogen werden. Die Glocken sollen darin verteilt auf zwei Stockwerke eingehängt werden - die drei kleineren oben, die zwei schweren unten, erklärt Architekt Hans-Peter Kolz, dessen Büro aus Reinsfeld die Arbeiten im Turm betreut. Am Mittag ertönt lautes Klopfen. Zwei Arbeiter stehen in einem Drahtkorb, den der Kran bis zum Dach gehoben hat. Sie stabilisieren die kleinen Sandsteintürmchen an der Turmspitze. Dass diese marode sind, war erst im Laufe der Sanierungsarbeiten aufgefallen.

Die geschätzten Gesamtkosten in Höhe von 140.000 Euro erhöhen sich damit laut Eiden um rund 25.000 Euro. Das Bistum Trier übernehme 60 Prozent der Kosten, der Rest werde über Spenden, die Pfarrei und den Förderverein gestemmt. Die weitere Sanierung des Turms werde man wohl erst in "drei bis fünf Jahren angehen". Gegen 17 Uhr wird klar, dass die Glocken noch nicht eingehängt werden können. Der Stuhl ist noch nicht fertig. "Wir bringen sie zurück ins Lager, aber morgen früh werden sie eingesetzt", verspricht Eiden.

NEUE STANDORTE FÜR ALTE GLOCKEN
Laut Dechant Clemens Grünebach werden die nicht mehr benötigten Stahlglocken keinesfalls eingeschmolzen. Die kleinste, die dem Heiligen St. Joseph gewidmet ist, ist für die Nationalparkkirche in Muhl bestimmt. Die Donatusglocke könnte auf dem Hermeskeiler Donatusplatz ihre neue Heimat finden. Für Marien- und Martinusglocke will man im Umfeld der Martinuskirche einen Platz suchen. Weiter gesucht werden Sponsoren für die Holz-Aufhängungen der neuen Glocken. Ihre Namen sollen auf Messingschildern verewigt werden. Kontakt: Pfarrbüro, Telefon: 06503/981750.

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