Kreationen aus Kunst und Handwerk

KELL AM SEE. (hm) "Mensch, Johann, mach dich doch selbstständig!" – Diese Worte, ausgesprochen im Jahr 1931 durch Mitglieder des damaligen Gemeinderates, so Seniorchef Hansi Backes, seien die Initialzündung zu der Gründung des Malerbetriebs gewesen, der heute sein 75-jähriges Bestehen feiert.

Jörg Baumann, Obermeister der Malerinnung, Ortsbürgermeister Markus Lehnen und der Beigeordnete Erwin Berens in Vertretung von Bürgermeister Werner Angsten überbrachten zum 75-jährigen Bestehen ihre Jubiläumsgrüße. In seiner Eröffnungsrede erinnerte Seniorchef Hansi Backes an die vergangenen Zeiten und zeigte auf, wie es in Zukunft weitergehen wird. "Der erste Auftrag, den mein Vater nach der Betriebsgründung in der Zeit der Gewerbefreiheit erhalten hatte, war der komplette Anstrich des Forsthauses in Kell gegenüber der damaligen Amtsverwaltung, dem heutigen Rathaus", informierte Backes in einer Feierstunde. Danach habe der Betriebsgründer die Baracken der Arbeiter, die den Westwall bauten, gestrichen. "Mein Vater hat immer davon erzählt, dass er sich für diesen Auftrag zwölf Fässer Leinöl bestellt hatte, denn die Farben wurden zu dieser Zeit selbst hergestellt." Der erste Auszubildende sei im Jahr 1938 eingestellt worden. Nach dem Krieg und der Heimkehr aus der Gefangenschaft 1946 habe er sein Elternhaus umgebaut und ein Malergeschäft eingerichtet, das den damaligen Ansprüchen genügte. 1954 tratt Sohn Hans die Lehre im elterlichen Betrieb an und absolvierte 1962 die Werkkunstschule in Trier. Danach legte er die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Trier ab und übernahm mit Ehefrau Hilde 1972 den Betrieb. Doch die Ansprüche stiegen, und die Räumlichkeiten des Betriebes wurden zu klein. Deshalb kaufte die Firma ein landwirtschaftliches Anwesen in der Bahnhofstraße und errichtete mit finanzieller Unterstützung des Grünen Plans in mehreren Bauabschnitten das heutige Geschäftsgebäude. In seinem 75. Betriebsjahr geht das Familienunternehmen Backes in die dritte Generation. Anfang 2006 hat der Enkel des Geschäftsgründers, Andreas Backes, den Betrieb mit sieben Mitarbeitern übernommen. Neben der fachlichen Qualifikation als Maler- und Lackierermeister zeichnet sich Andreas Backes als Gestaltungstechniker und Dekorationsmaler aus. Seine Leidenschaft für Farben erweiterte er nach eigenen Angaben während seines Kunststudiums und seiner Wanderjahre in Zürich, Freiburg und Karlsruhe. "Bei den individuellen Vorstellungen, sei es bei Innenraumgestaltung oder Fassadenanstrich, werden die verschiedenen Charaktere der Gebäude sowie der aktuelle Zeitgeist berücksichtigt", verspricht Andreas Backes, der seine Lehre als Maler bei der Firma Beiling in Trier absolvierte und dort seine Gesellenjahre verrichtete. Berufserfahrung sammelte er in der Schweiz und besuchte die Malerfachschule in Lahr. Im Alter von 24 Jahren legte er die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Freiburg ab, machte seinen Abschluss als staatlich geprüfter Gestalter und absolvierte ein Studium der Freien Kunst in Karlsruhe. Doch alleine künstlerisch will Andreas Backes nicht tätig sein. "Ich brauche diese Firma, wo ich mit guten Mitarbeitern Hand in Hand arbeiten und meine künstlerische Erfahrung mit einbringen kann." Kunst alleine sei brotlos. Und einsam mache sie außerdem.

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