Kunden froh, Händler sauer

KONZ. (mö) In Konzerbrück wird heute ein neues Einkaufszentrum eröffnet. Die Konzer Geschäftswelt reagiert auf die neuerliche Expansion von Ladenketten auf der grünen Wiese mit einer Mischung aus Verärgerung und Resignation. In der Innenstadt und in Karthaus stehen immer mehr Läden leer – teilweise schon seit Jahren.

"Ab sofort gute Geschäfte machen", verkündet ein Schild vor dem neuen Schaufenster, spricht damit die Kunden an und meint wahrscheinlich auch den Anbieter. Heute, Punkt neun Uhr, könnte die hoffnungsfrohe Ankündigung Realität werden. Dann eröffnet in Konzerbrück, direkt am Kreisel zu Aldi, ein neues Einkaufszentrum. Die Schuh-Kette Deichmann hat ihr Geschäft im Aldi-Bezirk aufgegeben und ist auf die andere Straßenseite umgezogen. Takko etabliert sich erstmals in Konz. Auch der DM-Markt umwirbt jetzt die Drogerie-Konsumenten in der Stadt an Saar und Mosel neu. Schließlich wird am 12. Oktober auch noch ein Lebensmittel-Supermarkt im Zentrum Platz finden; Edeka zieht vom Standort Lichtsmühle um. Man werde das Angebot umfangreicher und qualitätvoller präsentieren können, heißt es aus dem Unternehmen. Während sich die Neumieter einrichten, schwankt die Reaktion von Politik und Wirtschaft in Konz zwischen bemühter Zustimmung, massiver Verärgerung und Ratlosigkeit. Während jenseits der Saar auf 5000 Quadratmetern ein neues Konsumparadies entsteht, mehren sich die leer stehenden Läden in der Innenstadt und in Karthaus. Bürgermeister Winfried Manns sieht in der Erweiterung der Verkaufsflächen eine Chance für die Bevölkerung, verweist auf ein Gutachten, das vor drei Jahren erstellt wurde und das angesichts der steigenden Bevölkerung in Konz (derzeit fast 19 000 in der Stadt und mehr als 32 000 in der Verbandsgemeinde) zusätzlichen Konsumbedarf voraussagte. Zudem seien von den vier Märkten nur zwei neu. Resümee: "Wir haben nichts falsch gemacht."Keine rechte Freude in der Geschäftswelt

SPD-Fraktionsvorsitzender Alfons Maximini fordert dagegen die Stadtverwaltung auf, das vorhandene Gewerbe zu stärken, statt nur neue Verkaufsflächen auszuweisen, spricht sich allerdings nicht generell gegen den Neubau aus. Gisela Krämer von der CDU-Fraktion verteidigt die Politik der Verwaltung vehement und macht vor allem auf eins aufmerksam: dass die Bevölkerung die neuen Supermärkte annimmt. "Wenn die Leute dahin fahren, ist das okay." In der Konzer Geschäftswelt will indes über die Neueröffnung keine rechte Freude aufkommen. Bernhard Munch, Vorsitzender des Konzer Stadtmarketings, begrüßt grundsätzlich die Erweiterung des Konsum-Angebots, bezeichnet das Ladensterben jedoch als "bedauerlich" und erklärt: "Es sollte nicht sein, dass alles aus der Stadt herausgezogen wird." Die Politik der Verwaltung stößt vor allem bei den eingesessenen Geschäften auf massive Kritik. Edelgard Thees von der Metzgerei an der Ecke Granastraße/Schillerstraße befürchtet weitere Umsatzeinbußen und trifft damit präzise die allgemeine Stimmung. "Unsere Umsätze sind schon um 50 bis 60 Prozent gesunken. Jetzt werden alle, die auf der anderen Saarseite wohnen, nicht mehr zu uns herüberkommen." Die Stadt kümmere sich nur um die Großen. Für die kleinen Läden werde nichts getan. "Wir können uns nur halten, weil uns das Haus gehört. Aber wenn wir aufhören, ist der Laden zu." Damit steht die Metzgerei Thees nicht alleine. Weitere Schließungen sind abzusehen. Immerhin, so verlautete jetzt aus dem Rathaus, soll eine Marketing-Agentur mit der Vermittlung leer stehender Geschäftsräume betraut werden. Das könnte ein erster Schritt aus dem aktuellen Dilemma werden. Den kleinen Läden hilft das allerdings noch nicht weiter.

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