Lärmgutachten lässt Rat an Bahn zweifeln

2014 sollen wieder Züge über die Strecke der Hunsrückbahn von Langenlonsheim bis zum Flughafen Hahn rollen. Experten des LBM konfrontierten jetzt den Kirchberger VG-Rat mit den Auswirkungen.

Kirchberg. Die Ergebnisse eines Schallgutachtens zur Reaktivierung der Hunsrückbahn präsentierten Hans-Joachim Graetz und Guido Wacht von der Arbeitsgruppe Hunsrückbahn des Landesbetriebs Mobilität (LBM) den Mitgliedern des Kirchberger VG-Rats. Die Zahlen an sich sind nicht neu: Sie wurden bereits mehrfach in öffentlichen Veranstaltungen den Bürgern von Simmern, Kirchberg und Rheinböllen vorgestellt. Dennoch sorgte das Gutachten bei vielen Ratsmitgliedern für Unbehagen - besonders mit dem Berechnungsverfahren, nachdem die Ergebnisse ermittelt wurden, wollten sich die Kommunalpolitiker so gar nicht anfreunden.

Das ist eine schwierige Materie", verwies Graetz darauf, dass der Gesetzgeber hier die Rahmenbedingungen vorgebe. "Das sind bundeseinheitliche Standards, nach denen diese Berechnungen vorgenommen werden. Sie entsprechen dem Bundesimmissionsschutzgesetz."

In dem Gutachten wird von 32 Personenzügen am Tag und acht in der Nacht sowie von zwei Güterzügen tagsüber und vier nachts ausgegangen. Zulässig ist in Wohngebieten ein Immissionspegel von 70 Dezibel (A) am Tag und nachts von 60 Dezibel (A). Dabei werden dann Durchschnittswerte errechnet, die auch die Zeiten einbeziehen, an denen keine Züge verkehren. "Völlig hypothetisch", befanden viele Ratsmitglieder. "Das hat mit der Realität überhaupt nichts zu tun." Guido Scherer von der FWG forderte konkrete Zahlen: "Mich interessiert doch hier kein Mittelwert, sondern ich möchte wissen, wie laut der Zug ist, wenn er am Haus vorbeifährt."

Diesen sehen die Berechnungen nicht vor, musste Hans-Joachim Graetz bekennen. Grundlage des Gutachtens sei der Dauerschallpegel und kein sogenanntes Einzelereignis. "Fest steht: Für einige Anlieger wird es mit der bisherigen Ruhe vorbei sein", gab Experte Guido Wacht offen zu.

Bürgermeister Harald Rosenbaum versuchte zu schlichten, in dem er feststellte: "Diese Berechnungen geben keinen tatsächlichen Wert wieder, aber das sind die Zahlen, die vom Gericht anerkannt werden."

Rat verabschiedet Resolution



Nach dem schalltechnischen Gutachten gibt es innerhalb der Verbandsgemeinde Kirchberg gleich 31 Häuser, bei denen der erlaubte Immissionspegel durch die Hunsrückbahn übertroffen wird: 14 in der Stadt Kirchberg, jeweils sechs in Sohren und Büchenbeuren, vier in Dillendorf und eines in Unzenberg. Den betroffenen Objekten könne passiver Lärmschutz gewährt werden, wie Guido Wacht erläuterte. Dabei handele es sich allerdings um eine freiwillige Leistung, die nach einer bundesweiten Betroffenheitsliste gewährt wird. Wacht: "Wenn wir hier weitreichende Lärmsanierungen ermöglichen würden, dann würden sofort auch die Anlieger anderer Gebiete Forderungen stellen."

VG-Chef Harald Rosenbaum fasste zusammen: "Ob wir überhaupt und wenn ja wann von solchen Leistungen profitieren würden, ist völlig offen."

Ernüchternd war auch für die Ratsmitglieder, dass von Langenlonsheim bis Simmern niedrigere Lärmrichtwerte gelten, weil dort ein Planfeststellungsverfahren läuft, da in Simmern und Guldental die Bahntrasse Ausweichgleise erhält und somit als Neubau gilt. "Also bekommen die Simmerner einen besseren Lärmschutz als wir", stellte Hans Gerd Bongard (CDU) verärgert fest, "wie schon bei der B 50". Rainer Fink (SPD) zweifelte am ganzen Projekt: "Es ist doch fraglich, ob wir überhaupt die Hunsrückbahn brauchen."

Der Rat verabschiedete eine Resolution, in der er Land und Bahn auffordert, "alle technischen und rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Belastungen der Anwohner an der Bahnstrecke auf das technisch mögliche Maß zu begrenzen".

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