"Lächerlich und diskriminierend"

REINSFELD/HEDDERT. Sie haben eine Ausbildung und viele Jahre Berufserfahrung, sie sind motiviert und ehrgeizig - aber sie finden keinen Job im Hochwald. "Gehören wir denn schon zum alten Eisen?", fragen Barbara Wagner (43) aus Heddert und Marie-Luise Schuld (46) aus Reinsfeld. "Aufgrund unseres Alters bekommen wir keine Chance."

"Der Arbeitsmarkt und Frauen ab 40. Welten scheinen aufeinander zu treffen". Barbara Wagner nimmt die Situation mit Humor, lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass ihre Botschaft sehr ernst gemeint ist. "Arbeitgeber ziehen jüngere Kräfte vor, obwohl diese oft weder über unsere Berufs- und Lebenserfahrung noch über eine abgeschlossene Familienplanung verfügen."Arzthelferin und Bürokauffrau

Die 43-Jährige aus Heddert und die ebenfalls von dieser Situation betroffene Marie-Luise Schuld aus Reinsfeld, beide sind verheiratet und haben Kinder, wollen ihre Aussage und auch ihren Entschluss, offen mit dem TV zu sprechen, nicht als Verzweiflungsakt von zwei arbeitslosen Frauen verstanden wissen, die hoffen, über diesen öffentlichen Appell zu einem Job zu kommen."Wir sind ganz einfach nicht bereit, diese Situation hinzunehmen, die man nur als lächerlich und diskriminierend bezeichnen kann", sagt Marie-Luise Schuld.Die 46-jährige Reinsfelderin hat 18 Jahre lang als Arzthelferin in einer Praxis in Osburg gearbeitet. Aber 1998 sollte sie von Voll- auf Teilzeit wechseln. "Das wollte ich nicht, und die Folge war die Kündigung", erzählt Schuld.Sie fand im Bereich Krankengymnastik eine neue Stelle in Hermeskeil: "Diese Stelle war mit 25 Wochenstunden als Teilzeit ausgelegt, sollte dann aber plötzlich auf 13 Stunden reduziert werden." Das Spiel wiederholte sich: "Ich weigerte mich und erhielt prompt wieder eine Kündigung. Wenn man eine Änderungskündigung nicht akzeptiert, hat man keinen Schutz in kleinen Betrieben."Barbara Wagner ist ausgebildete Bürokauffrau und hat viele Jahre Berufserfahrung als Verkäuferin und Organisationsassistentin. "Ich habe in einem Sanitätshaus in Schweich gearbeitet und erhielt eine betriebsbedingte Kündigung wegen Arbeitsmangels."Beide Frauen wollten beim Bildungsträger Ibis Acam zusätzliche Qualifikationen erwerben. "Prinzipiell eine sehr gute Sache", sagt Barbara Wagner. "Praktikumsplätze findet man auf diesem Weg wie Sand am Meer. Schließlich arbeiten Praktikanten umsonst. Aber auf eine Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis kann man lange warten."Es geht beiden Frauen nicht nur um die Finanzen. "Immer nur zu Hause ist keine Lösung. Dabei wird man depressiv. Wir suchen berufliche Herausforderungen und Bestätigung", sagt Barbara Wagner. "Ich brauche den Umgang mit Menschen", ergänzt Marie-Luise Schuld.Doch es gebe für beide keine Jobs im Hochwaldraum.Auch Blindbewerbungen bleiben ohne Erfolg

"Aus 40 Bewerbungen sind gerade mal zwei Vorstellungsgespräche geworden", erzählt Wagner. "Und diese Gespräche waren alles andere als erfreulich. Ob man denn auch wirklich belastbar sei, und wie es mit der Gesundheit aussehe - solche Fragen werden dann gestellt."Auch zehn zusätzliche Blindbewerbungen blieben ohne Erfolg. "Wir haben einen Flyer erstellt, der ein Passfoto und die persönlichen Daten in Kurzform enthält", beschreibt Schuld. "Hat auch nichts genutzt." Wie sieht es mit der Mobilität aus? Beide Frauen unisono: "Wir würden gerne 35 Kilometer zum Arbeitsplatz fahren, um auch nur einen guten Teilzeitjob zu erhalten, und für Vollzeit noch weiter."Fazit: "Es kann doch wirklich nicht sein, dass Frauen ab 40 nicht mehr als qualifizierte und erfahrene Kräfte, sondern als Risikokandidaten, denen das Alter sehr zusetzt, gesehen werden", sagt Barbara Wagner. "Wir wollen hier keine Jammerstory verkünden oder Betroffenheit auslösen, sondern auf dieses grundsätzliche Problem aufmerksam machen." Die Versorgung und Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen steht seit Jahren im Mittelpunkt der Arbeit des Hospizvereins Hochwald. Die Gründung eines ambulanten Hospizes soll der nächste Schritt in der Arbeit des sehr aktiven Vereins sein. Mit diesem Thema befasst sich "Trier-Saarburg ganz nah" am Freitag.Unser beliebtes Bilderrätsel "Dalli-Click" finden Sie übrigens auf Seite 12.

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