Lieber Radio machen als Fernsehen gucken

HERMESKEIL. Drei Mal die Woche - gutes Wetter vorausgesetzt - ist in der Erich Kästner Realschule Hermeskeil Radio machen angesagt. Eine Aufgabe, mit der sich die Schüler identifizieren. Für sie ist es selbstverständlich, für die Sendungen ihre Pausen zu opfern.

Montagnachmittag, 13.45 Uhr: Redaktionskonferenz von Radio Woodstock in der Erich Kästner Realschule Hermeskeil. Was steht an, was soll auf Sendung gehen? Natürlich wird die Fastnacht auch vor dem eigenen Schulhof nicht halt machen. Es wird eine Sondersendung geben, die spannend gefüllt sein soll. Doch auch ein Bericht über die Teilnahme einiger Mitschüler an "Pol is", einem Projekt zum Thema "Politik und internationale Sicherheit" soll Sendezeit, möglicherweise in Form von Interviews, bekommen.Bleibt nur noch das Hoffen auf gutes Wetter. Ein Rest-Risiko, das vor allem in den Wintermonaten in der Hermeskeiler Realschule an der Tagesordnung ist. Schließlich kann Radio Woodstock nur bei günstiger Witterung live auf Sendung gehen, da ansonsten die teuren Boxen Schaden nehmen könnten. Was nicht im Sinne der Schüler wäre und eventuell das gesamte Projekt gefährden könnte. Denn abgesehen von gespendeten Preisen hat Radio Woodstock bisher keinen richtigen Sponsor. Alle anfallenden Kosten müssen aus dem Budget der Schule finanziert werden.Ein Technik-Ausfall hätte also den Verzicht auf das dreimal wöchentlich gesendete Pausen-Radio mit den neuesten Infos über das Schulgeschehen zur Folge. Darüber hinaus wären weder Hip-Hop noch Rock in der zweiten großen Pause zu hören. Ganz zu schweigen von Liederwünschen und Grüßen an die Mitschüler oder den beliebten Quizfragen. Bei der kürzlich gesendeten 70-er-Jahre-Motto-Show soll sogar im Lehrerzimmer getanzt worden sein. Deshalb ist es für die derzeit elf Schüler der Jahrgangsstufe Neun und die drei Schüler der Klasse Sieben, die sich zum Schuljahresbeginn für Radio Woodstock entschieden hatten, keine Frage, pfleglich mit der anvertrauten Technik umzugehen.Eine beachtliche Leistung für die Radio-Neulinge, die in die Fußstapfen versierter Vorgänger in dem 1994 gegründeten Projekt getreten waren. Und ein Engagement, das ein Vielfaches der reinen 15-minütigen Sendezeit in Anspruch nimmt. So haben die Schüler allein an den regulären Sendetagen Montag, Mittwoch und Freitag zusätzlich in der ersten großen Pause mit dem Aufbau zu tun. Was dann bei einem Wetterumschwung unter Umständen verlorene Liebesmüh war. Andererseits zeigen sich die Lehrer aber auch großzügig, wenn sich das Wetter unerwartet bessert. Techniker, Redakteure und Moderatoren erhalten dann schon mal eine Freistellung vom Unterricht.Grundvoraussetzung für die Sendungen ist die regelmäßige Redaktionskonferenz. Diese findet im Zwei-Wochen-Turnus nachmittags statt, erfordert also ebenfalls einen zusätzlichen Freizeitverzicht. Für die Schüler aber kein Problem. Anika räumt beispielsweise unumwunden ein, dass es ihr viel lieber ist "was Sinnvolles" in der Freizeit zu machen, was ihr zudem noch Spaß macht, als "vorm Fernsehen zu sitzen". Und Mitschülerin Lisa bezeichnet die Radioarbeit gar als "eine Erholung zwischen den Stunden". Es sei einfach schön mit den Freunden zusammen zu sein, mit denen sie sich im Laufe dieses Schuljahrs in die Aufgaben hineingefunden hätte, stellt Verena fest. "Es ist lustig und locker - wir kommen alle gut miteinander klar", erzählt Selina."Und man sammelt neue Erfahrungen", ist Sarah wichtig. Hannah weiß darüber hinaus die vorhandene Vielfalt der Musik zu schätzen. Wozu auch mal von zu Hause mitgebrachte CD's beitragen. Selbst Matthias, der sich als einer von nur zwei Jungs im Team behauptet, hat seine Entscheidung für Radio Woodstock nicht bereut: "Das macht schon Spaß", gesteht er unter dem Applaus der Mädchen ein.

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