Martin Alten setzt auf Teamgeist

Kell am See · Mit Martin Alten hat die Verbandsgemeinde (VG) Kell seit Mittwochabend einen neuen Bürgermeister. Seine offizielle Amtseinführung im VG-Rat nutzte der 45-jährige CDU-Politiker gleich zur ersten Regierungserklärung. Dabei spielte die deutsche Fußballnationalmannschaft eine wichtige Rolle. Sein in Pension gehender Vorgänger Werner Angsten (CDU) legte in seiner Abschiedsrede Alten eine Bauernweisheit ans Herz.

 Die VG Kell ist seit der Gründung 1970 mit nur drei Bürgermeistern ausgekommen. August Justen (links) regierte bis 1988. Werner Angsten (rechts) war 26 Jahre im Amt. Nun ist Martin Alten Rathauschef. TV-Foto: Axel Munsteiner

Die VG Kell ist seit der Gründung 1970 mit nur drei Bürgermeistern ausgekommen. August Justen (links) regierte bis 1988. Werner Angsten (rechts) war 26 Jahre im Amt. Nun ist Martin Alten Rathauschef. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Streng formell ging am Mittwochabend im Keller Hotel St. Michael eine VG-Ratssitzung über die Bühne. Dabei gab es aber nur einen Tagesordnungspunkt und für die VG-Politiker auch nichts zu entscheiden. Im großen Saal nahmen sie zusammen mit rund 100 Gästen an gedeckten Tischen Platz.
Denn es stand für die VG Kell eine "bedeutsame Stunde" bevor, wie es Noch-Bürgermeister Werner Angsten (CDU) formulierte. Kurz darauf war der Machtwechsel dann schon vollzogen. Nach 26 Dienstjahren geht Angsten Ende des Monats in Pension. Am heutigen Freitagabend wird es in Mandern ein großes Abschiedsfest für ihn geben.
Aus eben diesem Dorf kommt sein 45 Jahre alter Nachfolger Martin Alten. Er war dort von 2004 bis 2014 Ortschef, bevor ihn die Bürger der VG am 25. Mai per Direktwahl mit 74 Prozent Ja-Stimmen zum neuen Spitzenmann in der VG bestimmt haben. Seine Amtszeit dauert acht Jahre, also bis 2022.
Am Montag, 1. September, wird Alten seine Arbeit im Rathaus aufnehmen. Angsten hat seinen Nachfolger aber schon am Mittwochabend offiziell in sein neues Amt als Bürgermeister eingeführt und vereidigt.
Auf diesem Posten ist bisher große personelle Kontinuität das prägende Kennzeichen. "Die VG Kell hat es sich angewöhnt, dass jede Generation nur mit einem Bürgermeister klarkommt", betonte Angsten. Denn seit der Gründung 1970 ist Alten erst der dritte Regierungschef. Vor Angsten lenkte August Justen (CDU) bis 1988 die Geschicke der VG. Der 91-Jährige zählte ebenfalls zu den Gästen.

Abschiedsrede: Angsten betonte noch einmal - wie zuvor schon im TV-Bericht vom 27. August - welche Dinge ihm in seiner langen Amtszeit wichtig waren. Vor allem sei es so, dass ein Bürgermeister nicht parteipolitisch agieren sollte. "Man muss sachorientiert arbeiten, die unterschiedlichen Interessen abwägen und nach großen Gemeinsamkeiten suchen", sagte Angsten, der in diesem Zusammenhang auf eine alte Bauernweisheit verwies. "Wer eine gerade Furche ziehen will, muss einen weiten Blick haben. Es nützt nichts, auf dem Traktor zu sitzen und stur nach unten zu schauen."

Regierungserklärung: Martin Alten nahm diesen Ball auf. Er betonte, dass er seine kommende Aufgabe "nicht alleine bewältigen kann", sondern dafür die Unterstützung in den Gremien der VG und in den 13 Ortsgemeinden brauche. Gerade mit Blick auf den VG-Rat zog er dabei bewusst den Vergleich mit der deutschen Fußballnationalmannschaft. "Sie hat sich aus Spielern zusammengesetzt, die zum Teil aus sehr stark rivalisierenden Vereinen kommen. Ihr gemeinsames Ziel hat sie erreicht, weil sich eine Mannschaft formte, bei der der Teamgeist und nicht die Interessen einzelner Spieler im Vordergrund standen", so Alten. In der VG Kell gehe es zwar nicht um den Gewinn der WM. "Aber wir wollen für die Menschen in unseren Dörfern erreichen, dass sie gerne in ihrer VG Kell leben und sich dort wohl fühlen", betonte der neue Bürgermeister.

Aufgabenfelder: Schlaglichtartig nannte Alten wichtige Themen, die in Zukunft auf alle politischen Akteure zukommen werden. So wolle zwar auch die VG Kell ihren Beitrag zur Energiewende leisten. "Um einen Wildwuchs von Windrädern zu verhindern, müssen wir das Ganze aber durch einen Flächennutzungsplan in geordnete Bahnen lenken", so Alten.
Mit Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen will der CDU-Politiker zusammen mit allen Beteiligten ein "tragfähiges Grundschulkonzept für die Zukunft entwickeln". Ausdrücklich betonte Alten, "dass diese Dinge ergebnisoffen diskutiert werden müssen".
Kein Zweifel ließ Alten daran, dass auch er sich - wie sein Vorgänger - bei der Kommunalreform für den Erhalt der VG Kell einsetzen wird. "Unsere Aufgabe besteht darin, klarzustellen, dass auch eine VG unserer Größe ihre Aufgaben effektiv für die Bürger wahrnehmen kann."
Beim Schlusswort wiederholte Alten dann seinen Appell an den Teamgeist: "Ab Montag packen wir es gemeinsam an!"
Extra

Neben Grußworten von VG-Wehrleiter Bruno Merten, der Kreisbeigeordneten Stephanie Nickels und des Konzer Bürgermeisters Karl-Heinz Frieden als Vertreter der Trier-Saarburger Kreisgruppe des Gemeinde- und Städtebundes meldeten sich in der VG-Ratssitzung die Sprecher aller drei Fraktionen zu Wort. Klaus Marx (CDU) erinnerte daran, dass die aktuelle Bürgermeisterwahl für seine Partei "eher ein Schongang" war. Anders als 1988 - als es 23 Bewerber für den Bürgermeisterposten gab - sei die Personaldiskussion dieses Mal auch parteiintern sehr viel ruhiger verlaufen. Martin Alten sei "einer von hei" und "habe eine gut funktionierende VG hinter sich", betonte Marx. Ausdrücklich bot der CDU-Sprecher seinem Parteifreund die Hilfe des Rats bei den kommenden Aufgaben an. Eine "offene Zusammenarbeit" kündigte auch FWG-Sprecher Michael Lauer an. Manfred Rauber von der SPD sagte, dass er dem neuen Bürgermeister Alten "den Blick über den Tellerrand wünscht. Ich verspreche dir: Wir werden mitspielen, so lange alle fair spielen." Bemerkenswert war, dass die Vertreter aller drei Fraktionen Alten duzten. Das gilt auch für Raimund Kramp, Personalratsvorsitzender im Keller Rathaus. Er machte es kurz und knapp: "Martin. Herzlich willkommen im Team!" ax

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