Mehr als ein Dutzend Marias

Wenn Agnes Oest von ihrer Familie erzählt, sind ihre Gesprächspartner nicht selten erstaunt: Die 27-Jährige ist das siebte Kind ihrer Eltern — und damit genau das mittlere von 13 Kindern. Für Oest eine Normalität, die sie nicht missen will.

 Glücklich über ihre große Familie: Agnes Oest hat zwölf Geschwister — und will kein einziges davon missen. Nicht jeder Deutsche kann sich über so viele Angehörige freuen: Rein statistisch haben Menschen in der Bundesrepublik nur 0,64 Geschwister. TV-Foto: Anita Lozina

Glücklich über ihre große Familie: Agnes Oest hat zwölf Geschwister — und will kein einziges davon missen. Nicht jeder Deutsche kann sich über so viele Angehörige freuen: Rein statistisch haben Menschen in der Bundesrepublik nur 0,64 Geschwister. TV-Foto: Anita Lozina

Trier. In der Kindheit raufen sie sich, später sind sie meist ein Herz und eine Seele. Doch sie werden immer seltener: Geschwister. Das Durchschnittskind in einem Haushalt in Deutschland hat, rein statistisch gesehen, 0,64 Geschwister. Für Agnes Oest ist diese Zahl unvorstellbar gering; die Tochter eines Arztes und einer ehemaligen Biologie-Lehrerin ist mit zwölf Geschwistern groß geworden.

Die Krankenschwester, heute 27 Jahre alt, ist das siebte Kind in der Familie — also das mittlere der insgesamt 13 Kinder. Ihre neun Brüder und drei Schwestern sind heute zwischen 14 und 38 Jahren alt. Bei der genauen Altersangabe muss Oest selbst erst nachdenken. "Wir sind immer im Abstand von etwa zwei Jahren geboren worden, so merke ich mir das", sagt sie lachend.

13 Marias auf einmal



Alle Kinder heißen mit zweitem Vornamen Maria — so wie ihre Mutter mit Vornamen und ihr Vater mit zweitem Namen auch. Mittlerweile setzen bereits einige Enkel diese Tradition fort.

Wenn Oest von ihrer Familie erzählt, leuchten ihre Augen. Im Elternhaus am Niederrhein sei es immer voll und vor allem laut gewesen, auch Kabbeleien waren an der Tagesordnung, erinnert sie sich. Doch prägend war für Oest vor allem die Gemeinschaft der Familie. "Meine Mutter war die Organisatorin, und wenn wir Kinder älter wurden, haben wir die Jüngeren mitversorgt. Dadurch sind wir alle sehr kompromissbereit geworden." Auch heute noch seien die Geschwister eng miteinander verbunden.

Wie es dazu kam, dass ihre Eltern 13 Kinder bekamen, hat Oest ihre Eltern nie gefragt. "Aber uns hat es nie an etwas gefehlt. Wir haben alle mindestens ein Musik-Instrument gelernt und studiert." Im Laufe der Zeit wurde Oest durchaus mit Vorurteilen konfrontiert. "Ich kenne jeden Spruch, von der Fußballmannschaft bis zum Hartz-IV-Empfänger", sagt sie. Als Kind haben sie solche Sprüche geärgert, gibt Oest zu. Heute könne sie aber darüber lachen, außerdem seien nun die Reaktionen besser. "Vor allem ältere Leute finden es total schön, dass ich so viele Geschwister habe. Die wollen dann alles ganz genau wissen."

Dicke Bande bis heute



Überhaupt könne sie nur wenige Nachteile einer großen Familie ausmachen. "Das sind eher so Kleinigkeiten. Wir fallen uns immer ins Wort, und ich kann schlecht ,Nein' sagen." Die Vorteile überwögen diese Kleinigkeiten jedoch bei weitem. "Egal, was passiert: Wir können immer nach Hause kommen, sind immer eine Gemeinschaft. Das macht mich stolz."

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