Mini-Holland mitten im Hochwald

Im Hochsommer haben die "Holländer" Kell am See fest im Griff. Denn Tausende Urlauber aus den Niederlanden verbringen die "schönste Zeit des Jahres" im oberhalb des Stausees gelegenen Landal-Ferienpark "Hochwald". Der TV war dort zu Besuch.

Kell am See. "Welkom" empfängt ein Schild die Besucher, nachdem sie ihr Auto auf dem Parkeerplaats" abgestellt haben und auf dem Weg zur "Receptie" sind. Für das reiselustige Völkchen der Niederländer ist der Landal-Ferienpark "Hochwald" in Kell am See eine sehr beliebte Urlaubsadresse. Vor allem im Hochsommer haben unsere westlichen Nachbarn das etwa 35 Hektar große Gelände mit seinen 234 Ferienhäusern fest im Griff. Viele von ihnen sind Wiederholungstäter: "Hier ist es zwar etwas ruhiger als in den Landal-Parks zu Hause in Holland. Dafür ist es hier, sauberer und vor allem ist die Umgebung viel schöner. Bei uns ist ja alles nur flach", sagt Rob Ester, der zusammen mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern in Kell Urlaub macht. Klar ist: Die niederländische Landal-Tourismus-Kette stellt sich auf ihre wichtigste Kunden-Klientel, die Gäste aus ihrem Herkunftsland, in vielerlei Hinsicht ein. Das merkt man an fast jeder Ecke an Kleinigkeiten: Beispielsweise dominieren im "Parkshop" am Bücherstand die Titel aus den niederländischen Bestseller-Listen. An Tageszeitungen wandern fast ausschließlich die Gazetten wie "de Telegraaf" oder "de Volkskrant" über den Verkaufstisch. Im Sortiment finden sich in Deutschland eher unbekannte, in Holland aber sehr beliebte Leckereien wie der "Ontbijtkoek" - ein lebkuchenähnlicher Frühstückskuchen - wieder. Auf der Speisekarte im Restaurant dürfen typische Klassiker wie die "Frikandel special" oder "Bitterballen" nicht fehlen. Im Animationsprogramm wird beim TV-Besuch ein "Bingo-Abend" angeboten - ein Spiel, das bei unseren Nachbarn viel populärer ist als in Deutschland. Die Kinder-Betreuer sprechen in der Regel niederländisch. "Das finde ich gut. Für meine Tochter Sarah ist es außerdem schön, dass sie hier fast alle anderen Kinder versteht und mit ihnen reden kann. Da fällt es leicht, sich anzufreunden", sagt Dieter Mischke aus Eindhoven. "Hier kann man sich fast wie zu Hause fühlen. Nur ist die Landschaft viel schöner", lobt Theo Gysbers. Dennoch: Eine abgeschottete rot-weiß-blaue (das sind die Farben der niederländischen Nationalfahne) Exklave mitten im Hochwald ist der Keller Ferienpark nicht. "Wir sind hier in Deutschland. Also ist die erste Amtssprache auch deutsch", betont Park-Manager John Schotman. Der Großteil des Personals spricht jedoch auch niederländisch. Wenn also zum Beispiel ein Gast aus Holland an die Rezeption kommt, der kein Deutsch versteht, kann ihm in dessen Muttersprache weitergeholfen werden.

Richard de Nys, der mit zwei befreundeten Familien eine Ferienwoche in Kell verbringt, findet diese Regelung gut. "Wenn ich ins Restaurant oder ins Geschäft gehe, versteht es sich für mich eigentlich von selbst, dass ich deutsch rede. Ich bin ja schließlich im Ausland im Urlaub." Eine Sache vermissen er und seine Freunde dann aber doch: Aus dem Zapfhahn an der Bar fließt im Keller Ferienpark Bier aus deutschen Landen. Dabei, so betont der Mann aus Den Haag mit dem Brustton der Überzeugung, "ist unser Bier viel besser. Eures schmeckt einfach zu streng." Extra: Das Feriendorf am Keller Stausee existiert bereits seit Anfang der 1970er Jahre. Es ist in niederländischer Hand und firmiert seit Juli 1996 unter der Marke "Landal Green Parks". In Kell werden 234 Ferienhäuser angeboten. Anders als in Saarburg ist kein Campingplatz angeschlossen. Im Ferienpark "Hochwald" arbeiten 22 Festangestellte und circa 25 Aushilfskräfte. Zurzeit ist Hochsaison, mit etwa 1100 Gästen ist die Anlage laut Park-Manager John Schotman voll belegt. Circa 85 Prozent der Gäste stammen aus den Niederlanden, zehn Prozent aus Deutschland, fünf Prozent aus anderen Ländern. Europaweit gibt es derzeit 62 Landal-Parks, darunter sieben in Deutschland. Die Gruppe macht europaweit einen Brutto-Jahresumsatz von 273 Millionen Euro. (sw/ax)

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