Mit Gesang Brücken bauen

Waldweiler · Zwei bekannte Gesangsformationen haben sich in der Pfarrkirche Waldweiler getroffen, um mit ihrer Kunst Geld zu sammeln. Rund 3500 Euro kamen zusammen, um den Gästen aus den Bürgerkriegsgebieten das Leben in Kell zu erleichtern. Auch die Kontakte in die Heimat sollen nicht abreißen.

 Dirigent Patrick Jungels hat die Free Voices mit einer Hand im Griff. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Dirigent Patrick Jungels hat die Free Voices mit einer Hand im Griff. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Normalerweise bekommt man etwas geschenkt, wenn man Geburtstag feiert. Der Gospelchor Free Voices aus Schillingen ist 20 Jahre alt geworden, und in diesem Fall ist es gerade andersherum: Er schenkte seinem Publikum, gemeinsam mit Chorschatten aus Reisfeld, ein Konzert in der Pfarrkirche Waldweiler, dessen Erlös für die Integration von den 74 Asylsuchenden bestimmt ist, die derzeit in Kell leben.

"Heute heben wir das Projekt aus der Taufe", erklärt die Präsidentin des Rotary-Clubs Trier-Hochwald, Margit Gellner, die auch selbst im Gospelchor singt. Brücken bauen, um in der neuen Heimat Fuß zu fassen, ohne dabei den Kontakt in die alte Heimat abreißen zu lassen, sind zwei Ziele, die unter der Federführung der Verbandsgemeinde und Ortsgemeinde Kell gelingen sollen.
Chorvorsitzende Ingrid Backes freut sich: "Die 500 Zuhörer haben nach dem Konzert rund 2000 Euro gespendet." Mit den 1500 Euro vom Rotary-Club stehen jetzt 3500 Euro zur Verfügung.

Wofür genau, das erklärte der zweite Beigeordnete der Ortsgemeinde Kell, Karl-Heinz May: "Ziel des Projekts ist es, eine Verbindung zwischen den Einheimischen und den neuen Mitbewohnern zu schaffen." Erste Maßnahme ist jedoch eine virtuelle Brücke in die alte Heimat mit einem Stützpunkt für schnelles Internet im Haus St. Michael durch die Ortsgemeinde. In zwei Wochen soll es so weit sein. "Die Leute mussten häufig ihre Familie in Trümmern und Bombenhagel zurücklassen", erklärt May das starke Bedürfnis der Betroffenen, etwas über das Schicksal ihrer Angehörigen zu erfahren.

Eine weitere konkrete Maßnahme ist der Ausbau des ehemaligen Jugendraums in der Alten Mühle, wo sich die Jugend des Dorfes mit den Altersgenossen aus den fremden Ländern treffen kann - Annäherung auf spielerische Art sozusagen. Gebrauchte Fahrräder, Roller oder Skateboards sollen mehr Mobilität bringen. Dafür wird noch eine Fahrradgarage gebraucht. "Das ist alles nur durch ehrenamtliche Hilfe möglich", macht May deutlich.
Der finanzielle Grundstein ist nun gelegt. Die Kirche in Waldweiler fasst mehr als 500 Besucher - so viele, wie manches Dorf Einwohner hat. Die Zuhörer lauschten einem außergewöhnlichen Kunstgenuss, nicht nur mit großartigen Stimmen, sondern auch in der Darstellung sind die beiden Chöre anders. Sie bewegen sich, klatschen mit, keine Notenhefte stören das Bild, und im Hintergrund wurde der Sakralraum auch noch bunt ausgeleuchtet. Gospels und die Lieder des Chorschattens zauberten eine ganz besondere Atmosphäre in die Kirche, vom New Gospeltrain, der losdampfte, bis zur Mini-Oper Bohemian Rhapsody eines Freddy Mercury, was auch ohne Gitarrensolo der legendären Band Queen funktioniert.

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