Mit dem Kopf gewinnen

KELL AM SEE. (jolo) Die meisten Vereine klagen über Nachwuchsmangel - die Schachabteilung im Sportverein Kell nicht. In den letzten beiden Jahren traten 35 Kinder und Jugendliche ein, um das Spiel der Könige zu erlernen.

 Immer mehr Kinder kommen zum Denksport. In der nächsten Saison wird eine zweite Jugendmannschaft für die Schachabteilung des Sportvereins Kell am See starten.Foto: Hans-Josef Loch

Immer mehr Kinder kommen zum Denksport. In der nächsten Saison wird eine zweite Jugendmannschaft für die Schachabteilung des Sportvereins Kell am See starten.Foto: Hans-Josef Loch

Es ist kurz vor halb sechs. Sieben Paar Füße trippeln ungeduldig vor dem Trainingsraum der Schachabteilung in der Alten Mühle. Patrizia Biermann, die an diesem Tag ihren neunten Geburtstag feiert, will ihren Freundinnen Lisa, Nathalie, Jasmin, Laura, Inka und Elisabeth zeigen, wohin sie seit kurzem jeden Freitag geht.Etliche Züge vom Vater gelernt

Als sich die Tür öffnet, schnappt sie sich schnell ein Schachbrett, setzt die Figuren drauf - und ist mit Freundin Lisa, ihrer Gegnerin auf Zeit, in einer anderen Welt. Trainer Georg Michels gibt den beiden Tipps. Matthias Klaeser sitzt am Nachbartisch. "Mein Vater hat mich zum Schach gebracht, mir etliche Züge verraten und mich für den Denksport begeistert", verrät der 17-Jährige. Seit sechs Jahren spielt Klaeser Schach. Im letzten Jahr noch Ersatzspieler, hat er in der jetzt ausgelaufenen Saison seine Leistung in der Stammformation der zweiten Schachmannschaft bestätigt. Seit fünf Jahren ist Jens Anell, 15, dabei. Ihn hat Matthias Klaeser mitgebracht in die Schachabteilung, die 1950 gegründet wurde und lange Zeit als selbstständiger Verein fungierte. Etwas Gutes hat der Kopfsport. Der 15-Jährige Schillinger hat seine Zappeligkeit abgelegt, und Klaeser brachte das Brettspiel eine größere Konzentrationsfähigkeit für seinen Beruf als Fachkraft für Lagerwirtschaft. Mehr als 30 junge Leute kamen in den letzten beiden Jahren zur Denksportabteilung.Sinnvolle Freizeitbeschäftigung

,,Mit diesem Zulauf haben wir nie und nimmer gerechnet", sagt Georg Michels. Der 46-jährige gebürtige Kölner, der zwischen der Rheinstadt, in der er als Musiklehrer arbeitet, und dem Hochwaldort hin- und herpendelt, sieht in dem faszinierenden Denkspiel eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Zum Training - von 17.30 bis 18.45 Uhr Sechs- bis Elfjährige, nachher bis 20 Uhr die Älteren - kommen zwischen 18 und 22 junge Denksportler. Unter ihnen seit drei Monaten der sechsjährige Johannes Huwer, dessen Vater Stephan seit Jahrzehnten Schach spielt. "Ein schöner Nebeneffekt des Brettspiels ist, dass hyperaktive Kinder ruhiger werden, andere in der Schule und der Freizeit konzentrierter sind", sagt der Trainer. ,,Schach ist ein dauernder Lernprozess. Ich spiele schon seit 37 Jahren, und manchmal meine ich, dass ich es immer noch nicht richtig kann", sagt der leidenschaftliche Brett- und Fernschachspieler Stephan Huwer. Der Sportverein Kell am See wird in der nächsten Saison eine zweite vierköpfige Jugendmannschaft ins Rennen schicken. Wer jetzt Lust bekommen hat, Schach zu lernen, meldet sich bei Manfred Hornetz, Telefon 06589/485, oder Winfried Klaeser, Telefon 06589/840.

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