Mit gedämpftem Optimismus aus der Talsohle

KELL AM SEE/MANDERN. Zahlen, Daten und Fakten im Fremdenverkehrsjahr 2004, der Ausblick auf die Tourismus-Saison 2005 und die Perspektiven, die die Großprojekte "Hochwaldpfad" und Ruwer-Hochwald-Radweg der Verbandsgemeinde Kell am See eröffnen, standen im Mittelpunkt der VG-Ratssitzung in Mandern. Bestimmendes Thema war der Geschäftsbericht des Vereins "Hochwald Ferienland".

Die Statistik lügt nicht. Im Vergleich zu den Verbandsgemeinden (VG) auf dem Hunsrück nimmt die VG Kell am See mit über 205 000 Übernachtungen bei knapp 40 000 Gästen auch im Jahr 2004 unbestritten eine Spitzenposition ein, die sie in erster Linie dem Feriendorf in Kell mit allein rund 185 000 Übernachtungen verdankt. Wenn Walburga Meyer, die Geschäftsführerin des Vereins "Hochwald Ferienland", gleichwohl von einer "kleinen Talsohle" spricht, die im vorigen Jahr durchschritten werden musste, dann liegt das daran, dass auch die VG Kell nicht von einem allgemein zu beobachtenden Trend verschont bleibt. "Die Touristen reisen öfter, aber kürzer", sagt die Expertin. Mehr Gäste, aber weniger Übernachtungen

Die Folgen sind in der aktuellen Bilanz klar ablesbar. In Relation zu 2003 gab es 2004 zwar höhere Gästezahlen, bei einer immer kürzeren Verweildauer ist jedoch - wie in vielen anderen Regionen in Rheinland-Pfalz - ein spürbarer Rückgang an Übernachtungen im "Hochwald Ferienland" zu verzeichnen (siehe Hintergrund). Dabei dürfte die "Dunkelziffer" an Touristen in der VG weitaus höher sein, als es die offiziellen Zahlen aussagen. Ein Umstand, der nicht nur CDU-Fraktionssprecher Klaus Marx zu kritischen Bemerkungen veranlasste. Seit sieben Jahren gibt es in der VG zwar kein Tourismus-Büro im Amt mehr, sondern einen "privatisierten" Verein, was laut Bürgermeister Werner Angsten (CDU) "mehr Flexibilität" bedeutet. De facto wird "Hochwald Ferienland" aber zu einem Großteil mit jährlich rund 100 000 Euro mit öffentlichen Geldern finanziert. Umso mehr ärgert es Marx, wenn einige private Leistungsträger aus der Gastronomie, die originär vom Tourismus profitieren, eine einfache Gegenleistung wie die ordnungsgemäße Angabe ihre Gästezahl nicht erbringen. Auch Angsten nutzte die VG-Ratssitzung dazu, um mit einem "flammenden Appell" eine bessere Meldemoral anzumahnen. Das hat nichts mit Profilierungssucht zu tun, sondern hat eine handfeste Notwendigkeit. "Exakte Zahlen sind von entscheidender Bedeutung, um bei den Bewilligungsbehörden an Fördergelder für Freizeitprojekte heranzukommen", betonte Angsten. Klassisches Standbein des "Hochwald-Ferienlands" bleibt zwar nach wie vor der Wander-Tourismus. "Wir dürfen uns aber nicht auf unserer Klientel ausruhen, sondern müssen versuchen, neue Zielgruppen zu gewinnen", sagt Meyer. Schritte in diese Richtung sind bereits getan. Denn, so Meyer, vor allem die Nachfrage für Pauschal-Pakete für "Mountain-Bike-Reisen" sei gut. Dass sowohl Meyer als auch Angsten als Vereinsvorsitzender gute Gründe zu erkennen glauben, mit "verhaltenem Optimismus" ins Tourismusjahr 2005 zu gehen, liegt nicht nur daran, dass die Betriebe in den ersten vier Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Zuwächse gemeldet haben. Großprojekte sollten Impulse setzen

Wichtige Impulse für den Fremdenverkehr erwarten sich alle Fraktionen im VG-Rat von der Verwirklichung von zwei touristischen Großprojekten. Dies ist zum einen der geplante Premium-Wanderweg von Mettlach nach Idar-Oberstein mit dem vorläufigen Arbeitstitel "Hochwaldpfad". Zum anderen erhofft man sich vom Ruwer-Hochwald-Radweg, an dessen Bau die VG mit rund 300 000 Euro beteiligt ist, einen deutlichen touristischen Aufwind. Angsten betonte jedoch ausdrücklich, dass "der Radweg auch für unsere eigene Bevölkerung eine wesentliche Bereicherung ist". Einig war sich das Gremium schließlich auch in der Einschätzung von SPD-Mann Walter Rausch, "dass wir ein Gesamtkonzept brauchen, in dem alle Ortsgemeinden eingebunden sind und nicht nur die, die direkt an der Trasse liegen". Ähnlich wie bei den Nachbarn in der VG Hermeskeil laufen die Überlegungen deshalb wohl darauf hinaus, vom Radweg aus Touren-Schleifen zu den einzelnen Dörfern einzurichten.

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