Mit lachendem und weinendem Auge

HERMESKEIL. Ende des Jahres schließt "Juwelier Pfeiffer" seine Türen. Das Familienunternehmen in der Hermeskeiler Trierer Straße, 1933 gegründet, hat zwar Nachkommen, aber keinen Nachfolger.

Mit 67 Jahren hat sich Ria Balmes, Geschäftsfrau und Mutter von vier Kindern, ihren Ruhestand verdient. Seit mehr als 20 Jahren hält sie bei "Juwelier Pfeiffer" in Hermeskeil die Fäden in der Hand. Wie zuvor ihre Eltern, Alfons und Anna Pfeiffer, die 1933 den Grundstein für das Ladengeschäft in der Trierer Straße gelegt hatten.Geschäft war "Lebensinhalt"

Das Geschäft war daher nicht nur deren, sondern auch Tochter Rias "Lebensinhalt". Deshalb überrascht es nicht, dass diese sich von ihren Kunden nicht nur dankbar, sondern "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" verabschiedet. Die Entscheidung, zum Jahresende die Ladentür des Familienbetriebes zu schließen, hat sie sich nicht leicht gemacht. "Ich habe lange gebraucht", gesteht Balmes ein, die sich nun doch zu einem "das war´s" durchgerungen hat. "Es war schön und es hat Spaß gemacht - vor allem der Kontakt mit den Menschen", bilanziert sie den nun endenden Lebensabschnitt. Den Ausschlag für die Geschäftsaufgabe gab letztlich die fehlende Nachfolge. Keins ihrer Kinder konnte sich zur Übernahme durchringen. Und das, obwohl drei mit ihrer Ausbildung die Fortführung der Familientradition zu garantieren schienen. Tochter Mirjam (36) ist Goldschmiedemeisterin, und die beiden Söhne erlernten den Beruf des Uhrmachers. Der Ältere ist heute allerdings als Architekt tätig, und seine Schwester hatte sich von vornherein für Betriebswirtschaft entschieden. Ria Balmes hat Verständnis für ihre Nachkommen, von denen Alexander (33) noch bei ihr arbeitet, was sich für Mirjam mit der Geburt ihrer Kinder änderte. Früh verwitwet, weiß die gelernte Kauffrau um die Mühen, die es mit sich bringt, ein Geschäft zu führen. Außerdem waren die "guten Jahre" eigentlich vorbei, als sie dieses 1984 von den Eltern übernahm. In früheren Zeiten arbeiteten in dem Haus, das neben Schmuck auch Optik, Bestecke und Porzellan zu bieten hatte, zeitweise sieben Personen. "Diese Trierer Straße war eine belebte Geschäftsstraße, und das hat floriert", denkt Balmes gern zurück. Heute hingegen sagten die Leute, mit ihrem Geschäft, etwas unterhalb der geschlossenen Post, liege sie so weit ab von der Fußgängerzone. Und da zeichne sich auch keine Besserung ab, so Balmes. Vielmehr sei über Jahre eine "Rückläufigkeit der Kundenfrequenz" zu beobachten gewesen, was auf die nachfolgende Generation kaum motivierend wirken konnte: "Meine Kinder haben natürlich diesen Kampf mitbekommen." Mirjam wird daher künftig mit ihrer 1997 im Haus eingerichteten Werkstatt nach Trier-Euren umsiedeln, wo sie im März "die Goldschmiede" eröffnet. Ihre Mutter wird sich schon im Januar einer neuen Herausforderung stellen müssen. Sicher falle sie erst einmal in ein Loch, zeigt sie sich für die ungewohnte Freizeit gewappnet. Schließlich sei sie ja nichts anderes gewohnt als immer nur zu arbeiten. Auch für Hobbys sei nie Zeit gewesen. Ihr erstes Augenmerk wird daher ihrer Familie gelten mit inzwischen sieben Enkeln. Nesthäkchen Lenno, erst wenige Wochen alt, dürfte Oma Ria daher anders kennen lernen als die älteren. "Das muss ich ja auch noch lernen", gesteht Balmes ein: "Bis jetzt hatte ich ja immer eine Ausrede."

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