Mit zehn Euro zum eigenen Hotel

Für zehn Euro Einsatz eine Vier-Millionen-Euro-Hotel-Immobilie im Hunsrück - davon träumen nicht nur Möchtegern-Gastronomen und Profi-Banker.

 Elfie und Friedrich Schwenk aus Kempfeld möchten ihr Hotel „Hunsrücker Fass“ per Gewinnspiel im Internet an den Mann bringen. Foto: Reiner Drumm

Elfie und Friedrich Schwenk aus Kempfeld möchten ihr Hotel „Hunsrücker Fass“ per Gewinnspiel im Internet an den Mann bringen. Foto: Reiner Drumm

Kempfeld. Das traditionsreiche Hotel "Hunsrücker Fass" in Kempfeld sucht einen neuen Besitzer. Und zwar auf ziemlich unkonventionellem Weg: Die Gastro-Immobilie - geschätzter Wert: etwa vier Millionen Euro - soll in einem Gewinnspiel an den Mann gebracht werden.

Die Regeln sind einfach: Gegen Zahlung eines Teilnahmebeitrags von zehn Euro erhalten Interessenten Zugang zu einem Internet-Quiz. In vier Runden mit dem gleichen Schwierigkeitsgrad müssen Fragen beantwortet werden. Bei der ersten falschen Antwort ist Schluss, bei zehn richtigen Antworten geht es eine Runde weiter.

Die 30 besten Teilnehmer ermitteln schließlich in einer Live-Veranstaltung - wahrscheinlich im "Hunsrücker Fass" - den Gewinner. Er könnte womöglich schon in vier oder fünf Monaten das Haus an der Hauptstraße von Kempfeld übernehmen, meint Elfie Schwenk, Noch-Eigentümerin und Veranstalterin der Rätselrunde. Der neue Besitzer darf sich nach ihren Worten auf jeden Fall auf ein schulden- und hypothekenfreies Objekt freuen, das zudem frei von Grunderwerbssteuer übergeben wird. Ob der Gewinner selbst Hotelier wird oder das Haus mit seinen 20 Gästebetten verpachtet oder weiterverkauft, ist seine Sache. Verlockend klingt auch die Möglichkeit, sich als Züchter fernöstlicher Edelkarpfen zur Ruhe zu setzen: Zum Gewinn gehört auch die Teichanlage des Hausherrn, in der sich rund 100 Kois tummeln.

Die Tochter will den Betrieb nicht übernehmen. Darum versuchen die Schwenks schon seit einigen Jahren, das 1972 erbaute Gartenhotel nebst Restaurant und 10 000 Quadratmetern Grundstück zu verkaufen. Aber schon vor der Wirtschaftsflaute waren die Banken mit Krediten fürs Gastro-Gewerbe sehr zurückhaltend. Auch möchte das Ehepaar - sie 56, ihr Mann 61 Jahre jung - endlich die Koffer packen und nicht erst bis zur Rente warten, um sich noch einige Reise- und andere Wünsche erfüllen zu können.

Aus Amerika hörte Friedrich Schwenk von Villen und Luxusherbergen als Lotteriegewinnen. In Deutschland ist solches nicht erlaubt, musste er erfahren. Ratsuchend wandte sich das Ehepaar mit seiner Idee an eine professionelle Werbeagentur.

Seit etwa einem Jahr werkeln die PR-Experten nun nicht nur am Internet-Auftritt www.Hotel-sucht-Chef.de, sie haben auch die rechtlichen Details des Gewinnspiels abgecheckt und darüber hinaus sieben Seiten Spielregeln ausgeklügelt. Seit Anfang des Monats stehen die Seiten im Netz, das Spiel hat begonnen. Bis jetzt noch mit mäßigem Erfolg: "Die Medien beginnen langsam, aufmerksam zu werden", berichtet Elfie Schwenk von ersten Radiomeldungen dieser Tage und einem ersten Fernseh-Beitrag, der nächste Woche gesendet werden soll.

Wohlmöglich sind aber auch das UN-Kinderhilfswerk Unicef und die SOS-Kinderdörfer die einzigen Gewinner des Spiels. An beide gehen nämlich die eingezahlten Startgebühren, wenn die Mindestteilnehmerzahl von 150 000 nicht innerhalb der ersten acht Wochen erreicht wird. Beide gewinnen auch, was gegebenenfalls über die angestrebten vier Millionen Euro hinaus eingenommen wird.

Dazwischen gehört das Geld den Schwenks - natürlich abzüglich der Kosten für die Werbeagentur, die Internetseiten, das Finanzamt und und und.

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