Mundart schlägt Rock

BALDRINGEN. In den 60er-Jahren fing es an, mit Tanzmusik. Über Rockbands führte der musikalische Weg Edmund Bohr zu einem Genre ganz anderer Art: dem Mundartgesang, dem er sich bis heute widmet.

An die Zeiten, als Bands weit mehr als heute bei öffentlichen Veranstaltungen gefragt waren, erinnert sich Edmund Bohr gerne. Anfang der 60er-Jahre hatten seine Liebe zur Musik und die Leidenschaft, Gitarre zu spielen, begonnen. Erst waren es die kleinen "Kapellen", die in den Sälen der Region zum Tanz aufspielten. "Zum Proben bin ich oft zu Fuß in den Nachbarort gelaufen, die Gitarre auf dem Rücken", erinnert sich Bohr. Doch dann wechselten ständig die Musiker die Bands, und um Bohr formierte sich eine Band, die in den 70er-Jahren weit über die Grenzen des Hochwalds bekannt wurde: "The Purple Hearts". "Wir besaßen ein weites Spektrum an Repertoire", sagt Bohr. "Beatles, Rolling Stones und Bill Haley, aber auch Simon & Garfunkel oder die Beach Boys waren die Vorbilder, deren Songs wir coverten", erinnert sich der 54 Jahre alte Krankenpfleger. Sein Beruf verlange nach Freizeitaktivitäten zum Ausgleich, sagt Bohr, der in einem Seniorenheim arbeitet. "Mir liegt an den älteren Menschen, die oftmals angewiesen sind auf fremde Hilfe. Meine Tätigkeit als Pfleger ist mir ein Bedürfnis. So bin ich auch in meiner Freizeit oft mit Senioren zusammen, wenn ich für sie musiziere." Den Grund beschreibt der Vater von zwei Kindern so: "Die Resonanz der älteren ist größer als die der jungen Menschen, sie sind einfach dankbarer." Mit den Jahren hat sich auch die musikalische Stilrichtung von Bohr gewandelt. Mundart ist angesagt, dort investiert er seine musikalische Kraft. Eine erste CD mit dem viel sagenden Titel "Da bes de Platt" hat er bereits aufgenommen. Seine Texte schreibt er selber, ebenso die Musik. Vortragsabende, die aus Musik und Lesen bestehen, seien sein Ziel. "Manche Themen sind einfach zu komplex, um sie als Lied zu bearbeiten. In einem solchen Fall wird dann eine Geschichte in Hochwälder Mundart daraus."Singen für den Teppich

Auch in der Gemeinde bringt sich Bohr ein, "wenn der Beruf dafür Zeit lässt". Dann werden Veranstaltungen von ihm musikalisch oder als Moderator begleitet. "Im Jahr 1990, als das Bürgerhaus gebaut wurde, wurde auch eine Turngruppe installiert. Dazu brauchten wir einen Bodenbelag, doch es war kein Geld da. Auch hier half die Musik." Kurz entschlossen habe er einen Oldieabend veranstaltet und mit einigen Kollegen den Abend musikalisch gestaltet. "Von den Einnahmen kauften wir Teppiche für den Bürgerhaussaal, der heute noch existiert."

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