"Mutter Natur" wird nicht platt gemacht

BIRKENFELD/ZÜSCH. Ein Motorsport-Großereignis wie die Deutschland-Rallye sowie Natur- und Umweltschutz sind miteinander vereinbar. Das ist das Ergebnis der Diplom-Arbeit von Wirtschaftsingenieurin Katja Arend aus Züsch.

 Preisverdächtig: Diplom-Wirtschaftsingenieurin Katja Arend aus Züsch und Armin Kohl, Leiter des deutschen Rallye-WM-Laufes, präsentieren stolz den Umweltpreis des Deutschen Motorsportbundes, den die Macher der "Deutschland" für ihr vorbildliches Engagement in Sachen Naturschutz erhielten. TV-Foto: Jürgen C. Braun.

Preisverdächtig: Diplom-Wirtschaftsingenieurin Katja Arend aus Züsch und Armin Kohl, Leiter des deutschen Rallye-WM-Laufes, präsentieren stolz den Umweltpreis des Deutschen Motorsportbundes, den die Macher der "Deutschland" für ihr vorbildliches Engagement in Sachen Naturschutz erhielten. TV-Foto: Jürgen C. Braun.

Die erste wissenschaftliche Untersuchung in Deutschland zu diesem Thema wurde im Beisein von Umwelt- und Motorsport-Experten vorgestellt. Eine besondere Beziehung hatte die 25-jährige Studentin der Fachhochschule Trier (Umweltcampus Birkenfeld) nicht zum Motorsport. Zu der "Liaison" der Studentin aus dem Hochwald damit kam es vor allem, weil "das Thema bei uns ausgeschrieben war". Ein halbes Jahr genau beobachtet

Über ein halbes Jahr begleitete Katja Arend Vorbereitungen und Aufarbeitung der Veranstaltung, die innerhalb von drei Tagen über 200 000 Menschen in die Großregion Trier lockt. Der Titel ihres umfassenden Papiers: "Umweltschutz und Großveranstaltungen - Auswirkungen der ADAC-Rallye Deutschland auf die natürlichen Lebensräume im Veranstaltungsgebiet". Am Mittwoch fand das Kolloquium als Prüfungsabschluss statt. Experten wie Heinz Finken (Umweltcampus Birkenfeld, Fachgebiet Energie und Umwelt) und Karl-Friedrich Ziegahn (Forschungszentrum Karlsruhe, Energie, Umwelt und Atmosphäre) diskutierten mit Rallye-Leiter Armin Kohl, Vertretern von BUND, Militär und hochrangigen Kommunalpolitikern das Ergebnis. "Ich bin völlig unvoreingenommen an die ganze Geschichte herangegangen. Ich war weder pro noch kontra Motorsport eingestellt. Aussagen und Ergebnisse meiner Arbeit basieren ausschließlich auf den von mir gemachten Erfahrungen und Untersuchungen", schildert die (Ex)-Studentin ihre Ausgangslage Mitte des vergangenen Jahres.Thematische Schwerpunkte

Katja Arend setzte bei der Erstellung ihrer Expertise thematische Schwerpunkte wie das Leitsystem der über 200 000 Zuschauer, die Installierung fester Zuschauerpunkte, das Errichten von Zuschauerbrücken und -schleusen, eine fachgerechte Abfallentsorgung und den effektiven Einsatz der Umweltbeauftragen. Als Ergebnis ihrer Arbeit, die sie unter anderem mit eigenen Fotos über einen längeren Zeitraum vor, während und nach der Veranstaltung dokumentierte, hält sie fest, dass "die Natur nur in einer Art und Weise beeinträchtig wird, die keine langfristigen oder nachhaltigen Schäden mit sich bringt". Insbesondere die zahlreichen Zuschauerschleusen hätten bewirkt, dass während der Rallye in Mitleidenschaft gezogene Bereiche - beispielsweise Wiesen - sich "in kurzer Zeit ohne jegliche fremde Hilfe, zum Beispiel durch Aussaat neuer Grassamen" erholten. Dabei sei zu bedenken, dass es sich bei der Regenerierungszeit (Spätsommer oder Frühherbst) "nicht um die ideale Jahreszeit für Pflanzenwachstum" handele. Die Umwelt-Experten Finken und Ziegahn ("Ich vollziehe selbst den Spagat als Umwelt-Experte und Hobby-Motorsportler") begleiteten die Arbeit Katja Arends und bekräftigten den Aussage-Gehalt der Untersuchung. "Diskussionen und Anregungen zu diesem Thema gab es schon seit Längerem, hier aber handelt es sich um die erste wissenschaftlich fundierte Untersuchung mit fest dokumentierten Ergebnissen", betonte Ziegahn. Mit Stolz, Genugtuung und der festen Gewissheit, Vorbild-Charakter in Sachen Umweltschutz bei Großveranstaltungen zu repräsentieren, nahm auch Armin Kohl, Leiter der deutschen WM-Rallye, das Ergebnis zur Kenntnis. Nicht umsonst habe die Deutschland-Rallye für ihr Engagement auf diesem Gebiet den Umweltpreis des Deutschen Motorsportbundes (DMSB) erhalten. Untersuchungen wie diese hätten auch zu einer "Versachlichung im Umgang von Motorsportlern und Umweltexperten miteinander geführt", sagte Tilmann Kluge, Leiter des Umweltamtes im Hochtaunuskreis und einer von drei Umweltberatern der ADAC-Rallye Deutschland.

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