Nach der Disco in den Graben

Gleich mehrere Unfälle ereigneten sich nach Discobesuchen am Wochenende. Vier Verletzte forderte ein Unfall in Lockweiler. Deshalb setzt die Polizei durch Schwerpunktkontrollen auf Abschreckung. Aber das scheint nicht alle davon abzuhalten, betrunken zu fahren.

Wadern/St.Wendel. (red) Die Nachtbusse im Landkreis St. Wendel sind im Juli gestartet, um Verkehrsunfällen heimkehrender Discobesucher vorzubeugen. Samstag und Sonntag sowie an Feiertagen ist am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) vor dem St. Wendeler Bahnhof um vier Uhr Abfahrt.

Jugendliche nehmen immer seltener ein Taxi



Trotzdem haben sich am Wochenende wieder Unglücke in der Region mit teils erheblichen Folgen ereignet: so unter anderem in Wadern-Lockweiler am frühen Sonntagmorgen, als ein Wagen mit vier jungen Männern ungebremst gegen eine Hauswand prallte. Sogar der Rettungshubschrauber Christoph 16 war im Einsatz, um ein schwerverletztes Opfer in die Klinik zu fliegen.

Erhard Herber, stellvertretender Leiter der Polizeidienststelle in Wadern: "Es handelte sich bei den Heimkehrern um Besucher aus dem Bosaarium." Dort hatte in jener Nacht die "Destination White"-Fete das junge Partyvolk aus dem Landkreis St. Wendel und angrenzenden Orten angelockt. Die Beamten gingen nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass der Fahrer übermüdet war und Alkohol getrunken hatte. Wie Herber sagte, handelte es sich bei diesem Unglück nach einem Discobesuch nicht um eines Ausnahme.

Der Polizist: "Das kommt öfters vor." Und tatsächlich hatte es am Wochenende auch in Winterbach und St. Wendel gekracht. In St. Wendel handelte es sich ebenso um Heimkehrer aus einer Disco wie auch in Winterbach, bestätigte ein St. Wendeler Polizeisprecher. In Winterbach ereignete sich der spektakulärere Unfall: Dabei kam am frühen Samstagmorgen laut Polizei ein betrunkener 20-Jähriger mit seinem Auto von der Straße ab und überschlug sich gleich mehrmals. Er wurde leicht verletzt.

Volker Klos von der St. Wendeler Polizei warnt: "Gerade bei Veranstaltungen machen wir Schwerpunktkontrollen mit den Kollegen des Verkehrskommissariats aus Bexbach." Das soll abschrecken, tut es aber nicht immer. Denn trotz der Angebote, mit Bus, Bahn und Taxi nach Hause zu kommen, setzten sich immer wieder junge Leute angetrunken hinters Steuer. Dass die Zahlen bei den Taxifahrten in dieser Zielgruppe sogar rückläufig sind, berichtet Juan Martin, Chef eines Waderner Taxiunternehmens. "Seit etwa einem halben Jahr ist das richtig spürbar." Dabei liege dies seiner Ansicht nach nicht daran, dass die Discobesuche ins benachbarte St. Wendel abnehmen. Martin: "Geld für die Disco ist immer noch da, allerdings nicht mehr fürs Taxi. Da wird an der falschen Stelle gespart."

Am Taxipreis könne es nicht liegen. Ein Großraumtaxi koste beispielsweise zwischen Weiskirchen-Thailen und St. Wendel (35 Kilometer) für acht Mitfahrer 50 Euro - 6,25 Euro für jeden. Viele Streckenpreise seien zudem verhandelbar. Ähnlich sieht es auch Martin Hene. Er ist der Vorsitzende der Taxametervereinigung in St. Wendel. Diesem Verein gehören sieben Taxiunternehmen an. Hene: "Eine Fahrt mit dem Taxi nach Freisen kostet 30 Euro, da bezahlt jeder in einem Sechser-Taxi fünf Euro." Der Taxifahrer kann betrunkene Autofahrer nicht verstehen. "Wer die ganze Nacht feiert und Geld ausgibt und dann keine fünf Euro mehr fürs Taxi übrig hat, macht was falsch." Übrigens orientieren sich die Fahrpreise für die Nachtbusse an den üblichen Tarifen des regulären Streckennetzes: Schüler können ihre Zeitkarten nutzen, Studenten ihre Semestertickets. Darauf weist Fatma Schlaub, Pressesprecherin des Landkreises St. Wendel, hin.

Die Kreisverwaltung und das saarländische Innenministerium finanzieren mit je 40 000 Euro das Nachtbus- Projekt, das vorerst auf neun Monate begrenzt ist.

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