Natürlicher, sauberer, schöner

KELL AM SEE. Vor zwölf Jahren ist an der Ruwer und ihren Nebenbächen ein 6,8 Millionen Euro teures Gewässerprojekt gestartet, das dem Flusstal wieder ein natürliches Gesicht geben sollte. Mit einer Festveranstaltung wird am morgigen Samstag in Kell am See der Abschluss des Modellvorhabens gefeiert, dem bundesweite Bedeutung zukommt.

"Die Ruwer ist ein gutes Stück naturnäher geworden, denn der Fluss kann sich so entwickeln, wie er das möchte. Auch die Gewässerqualität hat sich deutlich verbessert. Alles in allem ist das Projekt prima gelaufen." Nicht nur für Landrat Richard Groß (CDU) ist das "Gewässerprojekt Ruwer" eine Erfolgsgeschichte. Auch die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad (SPD) bezeichnet das Vorhaben als "bundesweit herausragend"."Eine Reihe von Sachen war nicht in Ordnung"

Das bestätigt auch Rainer Blanke, Leiter des Fachbereichs "Ökologie und Naturhaushalt" des Bundesamtes für Naturschutz. In der Vergangenheit sei oft die Frage aufgetaucht, warum sich der Bund an diesem Projekt beteiligt und den Löwenanteil der Kosten übernommen hat. "Heute sieht man am Erfolg, dass dies richtig war. Denn wir wollen zusammen mit den Ländern Hand in Hand die letzten Bestandteile des gemeinsamen Naturerbes in Deutschland, die wir noch haben, erhalten", sagt Blanke. Aus diesem Grund haben der Bund (75 Prozent), das Land (15 Prozent) sowie der Kreis Trier-Saarburg, die Verbandsgemeinden (VG) Kell am See und Ruwer und die Stadt Trier als Projektträger (zehn Prozent) seit 1993 rund 6,8 Millionen Euro investiert, um die Ruwer und ausgewählte Nebenbäche als naturnahe Auen- und Gewässerlandschaften wiederherzustellen. "Bevor das Projekt startete, gab es eine Reihe von Sachen, die nicht in Ordnung waren", sagt Projektleiterin Anette Haas. Durch Eingriffe in die Natur hatte die Ruwer viel von ihrer Ursprünglichkeit verloren. So floss sie als Folge von Begradigungen teilweise durch einen monotonen Graben. Zudem verhinderten Rohre und Wehre, dass Fische und andere Tiere sich ungehindert bewegen konnten. Zu den Schwerpunkten der Arbeit zählte daher laut Haas die "Wiederherstellung der biologischen Durchgängigkeit". Im Lauf der Zeit wurden mehrere Wehre umgebaut, Rohrdurchlässe vergrößert und Hindernisse beseitigt, damit die Ruwer von der Quelle bis zur Mündung für Fische und andere Wassertiere wieder frei durchwanderbar ist. Mit der Renaturierung der Ruwer bei Kell sowie des Eselsbachs in Greimerath wurde der Lauf der beiden Gewässer an zwei Stellen sichtbar verändert. Umwandlungen gab es auch im unmittelbaren Umfeld der Flüsse. So wurden entlang der Bachläufe in Zusammenarbeit mit den Forstämtern rund 47 Hektar Nadelwald, die das Gewässer ausdunkelten und damit deren Ökosystem beeinträchtigten, durch Laubwälder ersetzt. "Wir wollten den Gewässern Platz geben und die Nutzung direkt bis an den Fluss verhindern. Deshalb haben wir auch den Randstreifen der Ruwer gesichert", sagt Haas. Insbesondere diese die Landwirtschaft beeinträchtigende Veränderung hatte zu Beginn des Projekts heftige Diskussionen und Widerstände ausgelöst und viel Überzeugungsarbeit notwendig gemacht. "Bei unserer Bevölkerung die Akzeptanz für dieses Projekt herzustellen, das war anfangs unsere Hauptaufgabe", sagt Karl-Heinrich Ewald, Beigeordneter der VG Ruwer. "Unser Konzept mit den Nutzungsinteressen abzugleichen, hat länger gedauert als geplant", räumt Projektleiterin Haas ein. Aber: "Es war ein wichtiger Prozess." Weil man Grundstücksbesitzer, Landwirte und Kommunen frühzeitig in die Planung eingebunden habe, sei es letztendlich gelungen, diese Beteiligten für das Umweltprojekt zu gewinnen. Der Keller Bürgermeister Werner Angsten hebt insbesondere die Verbesserung der Gewässerqualität der Ruwer heraus, die eines der wichtigsten Ziele des Projekts war: "Die angestrebte Gewässergüte eins bis zwei, also die geringe bis mäßige Belastung, wurde in weiten Teilen erreicht." Entscheidend seien dabei Investitionen gewesen, die begleitend, aber unabhängig vom Programm getätigt wurden. "Allein unsere VG hat in den vergangenen 15 Jahren mehr als 9,5 Millionen Euro in die Abwasserbeseitigung und den Bau von neuen Kläranlagen investiert", sagt Angsten. Die Folge: Habe der Lauf der Ruwer unterhalb der alten Keller Kläranlage früher noch einem offenen Abwasserkanal geglichen, so könne man jetzt dort von einem sauberen Mittelgebirgsbach sprechen. Mit dem Abschluss der Förderphase des Gewässerprojekts ist die Arbeit jedoch nicht beendet. "Wir haben uns verpflichtet, das Projekt weiterzuführen, um das Erreichte zu erhalten und das Gebiet weiterzuentwickeln", sagt Groß stellvertretend für alle Projektträger.

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