Netzwerk-Administratoren auf der Kanzel

Seit genau einem Jahr steht fest, welche Gestalt das Dekanat Hermeskeil-Waldrach künftig annimmt: Statt neun pastoralen Einheiten wird es drei pastorale Räume geben. Der Strukturplan 2020 nimmt nun Schritt für Schritt Gestalt an.

Hermeskeil. Ein neu strukturiertes Dekanat, weniger Pfarrer, mehr Kompetenzen für Laien: Das Bistum Trier visiert mit dem Strukturplan 2020 viele Veränderungen an - auch für das Gebiet Hermeskeil-Waldrach. "Wir wollen die Grenzen durchlässiger machen und die Gemeinschaft zusammenführen", erläutert Dechant Clemens Grünebach. Sprich: Die verschiedenen Gemeinden sollen stärker zusammenarbeiten. Die ersten Veränderungen sind bereits vollzogen. Pastor Rainer Justen kümmert sich seit der Verabschiedung von Rudolf Laub um fünf statt zwei Pfarreien: Trier-Ruwer, Mertesdorf, Kasel, Morscheid und Waldrach. Kell und Reinsfeld - bis vor Kurzem noch unter der Oberhand von Pastor Heinz-Werner Schultes - werden künftig von Schillingen aus betreut. Die Kaplane Andreas Müller und Andreas Pauken unterstützen die beiden Pfarrer. Besonders schmerzhaft wird für viele Gläubige die geringere Zahl der Gottesdienste sein. Allerdings ist Grünebach sich sicher, dass es weiterhin an jedem Wochenende eine Heilige Messe in Hermeskeil gibt. Für die umliegenden Gemeinden kann er sich ein rotierendes System vorstellen: Gottesdienste würden dann abwechselnd in den Orten gehalten und das Angebot durch Wortgottesdienste ergänzt. Den Menschen, die nicht mobil sind, möchte der Dechant einen Fahrdienst nach dem Vorbild Gusenburgs und Grimburgs anbieten. Von den Einsparungen sind auch die Immobilien der Kirche betroffen. Grünebach schätzt, dass ein Viertel bis ein Drittel des Eigentums aufgegeben werden müssen - vor allem Pfarrheime und -häuser. Stärken will die katholische Kirche dagegen die Rolle des Ehrenamts. "Wer sich engagiert, will auch mitgestalten", sagt Grünebach. Dies soll zum einen auf der Ebene der Pfarreien- und Verwaltungsräte der Fall sein. Die Ratsmitglieder können zum Beispiel künftig freier über die Verwendung der Gelder bestimmen. Das einschneidende Datum wird hier das Jahr 2011 sein: Ab diesem Zeitpunkt trifft ein Kirchengemeindeverband für den gesamten pastoralen Raum Entscheidungen. Außerdem wird die Krankenkommunion künftig in die Hände von ehrenamtlichen Kommunionhelfern gelegt. Bislang erteilten Kapläne oder Gemeindereferenten die Krankenkommunion. Insgesamt ist Grünebach zuversichtlich, dass die Strukturreform Vieles zum Besseren wenden kann. Er hält sie aber nicht für den "Schlüssel zum Glück". Seine Vision von der Zukunft: eine Vielzahl einzelner Gruppen von Gläubigen, zwischen denen die Kirche ein Netzwerk knüpft. "Dann wird der Pfarrer zum Netzwerk-Administrator."

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