Neue Anlage macht das Wasser härter

Der Rohbau des Zehn-Millionen-Euro-Projektes einer neuen Trinkwasseraufbereitungsanlage an der Steinbachtalsperre steht. Noch rund zwei Jahre wird es dauern, bis sie in Betrieb genommen wird.

 Blick über die Steinbachtalsperre: In zwei Jahren soll hier die neue Trinkwasseraufbereitungsanlage in Betrieb genommen werden.Foto: Hosser

Blick über die Steinbachtalsperre: In zwei Jahren soll hier die neue Trinkwasseraufbereitungsanlage in Betrieb genommen werden.Foto: Hosser

Kempfeld/Idar-Oberstein. (jst) Rund sieben Monate nach der Grundsteinlegung ist der Rohbau für die neue Trinkwasseraufbereitungsanlage an der Steinbachtalsperre fertiggestellt. Er hat rund 3,2 Millionen Euro gekostet, die technische Ausstattung wird noch einmal mit knapp 4,3 Millionen Euro veranschlagt. Nach der Inbetriebnahme, voraussichtlich 2010, wird in die alte Halle eine neue Anlage zur Anreicherung des Wassers mit Kalk eingebaut, mit der man den Härtegrad des Wassers erhöhen will. Die Gesamtkosten für das Projekt betragen rund zehn Millionen Euro.38 mal 25 Meter bei einer Höhe von rund zehn Metern misst die neue Halle und ist damit etwas größer als die bisherige. An der Aufbereitungs-Kapazität soll sich allerdings nichts ändern, sie wird wie bisher bei 1200 Kubikmeter pro Stunde liegen, im Normalfall wird sie aber nur mit 400 bis 600 Kubikmetern pro Stunde betrieben. Vergrößern wird sich aber durch den Neubau die Kapazität der Zwischenspeicher in der Aufbereitungsanlage. Zu den bisherigen Becken von 1500 und 300 Kubikmetern Größe kommt ein weiteres im "Keller" des Neubaus von 1500 Kubikmetern hinzu. "Diese Mehrkapazität werden wir aber irgendwann innerhalb des Netzes, etwa durch die Stilllegung oder Verkleinerung von Hochbehältern, wieder ausgleichen, so dass sich letztlich nichts verändern wird", erklärt Stephan Geyer, Leiter der Abteilung Wasserversorgung und Bäder der Idar-Obersteiner Stadtwerke.Die Halle ist durch einen Längsschnitt zweigeteilt. Im schmaleren Teil befinden sich drei Kessel, in denen das Wasser, nachdem es mit Kohlensäure angereichert wurde, noch vor dem eigentlichen Reinigungsprozess mit Kalkstein aufgehärtet wird. Ein Silo dient zur Aufbewahrung des Kalkgesteins, zwei Tanks enthalten Aluminiumsulfat, mit dem die Verunreinigungen des Rohwassers aus der Steinbachtalsperre ausgeflockt werden, um das Herausfiltern zu erleichtern.Den größten Raum im anderen Teil der Halle nehmen sechs Filterkammern mit jeweils 50 Quadratmetern Grundfläche ein. Sie werden mit Kies verschiedener Körnung gefüllt sowie, das ist eine Verbesserung zur jetzigen Anlage, mit einer Lage Hydroanthrazit, einer Filterkohle. Eine Verkeimung muss vermieden werden

"Für den Normalbetrieb bräuchten wir nur selten mehr als drei Becken mit voller Auslastung zu fahren", erläutert Geyer. "Dennoch werden alle Filter schwach belastet betrieben, um eine Verkeimung zu vermeiden und die permanente Funktion zu gewährleisten." Die Reinigung der Filterkammern erfolgt durch das Rückspülen mit Luft und Wasser, indem die Fließrichtung umgekehrt wird.Das gewonnene Reinwasser wird mit Chlordioxid desinfiziert und noch einmal mit Kalk ins Kalk-Kohlesäuregleichgewicht gebracht. Bislang geschieht dies durch die Zuführung von Kalkwasser, ein unbefriedigendes Verfahren. "Trotz der Aufhärtung bewegen wir uns in der untersten der drei Härteklassen, die in ,weich', ,mittel' und ,hart' eingeteilt sind", erläutert Geyer. "Bei uns muss sich daher niemand Sorgen machen, dass seine Waschmaschine verkalken könnte, aber dafür müssen wir als Korrosionsschutz ein Phosphat-Silikat-Gemisch ins Rohrnetz zudosieren."Ein Problem bei der Verwendung von Kalkwasser sind auch die Ablagerungen in der Dosierstrecke des Wasserwerks. Daher soll nach Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Aufbereitungsanlage die alte Anlage umgebaut werden und dann zur Aufhärtung mit Kalksteinmaterial dienen. "Das Wasser wird dann über Kalksteinkies laufen, womit wir die Härte voraussichtlich um ein Grad erhöhen können", berichtet Geyer. "Dadurch können wir auch auf das Hinzufügen von Phosphat-Silikat verzichten." EXTRA Die Steinbachtalsperre: Aus der Steinbachtalsperre, die ein Fassungsvermögen von rund 4,8 Millionen Kubikmetern hat, beziehen die Stadt Idar-Oberstein, die Stadt Baumholder, Teile der Verbandsgemeinden Herrstein und Baumholder und einige andere Abnehmer rund 3,3 Millionen Kubikmeter Trinkwasser im Jahr. Allein die Stadt Idar-Oberstein betreibt zur Verteilung des Wassers ein Rohrnetz von rund 300 Kilometer Länge. Wegen der schwierigen topografischen Lage sind elf Druckerhöhungsanlagen, 22 Druckminderanlagen und 20 Trinkwasser-Hochbehälter nötig, um den Versorgungsdruck aufzubauen. (jst)

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