Neue Großpfarreien: Hochwälder haben eigene Vorschläge

Hermeskeil/Gonzerath · Eine Bistumsreform sieht künftig 35 statt bislang 887 Pfarreien vor. Im Hunsrück fürchten Gläubige weite Wege zur Kirche, wenn sie Hermeskeil zugeteilt würden. Andere zieht es gerade dorthin.

 Die Martinuskirche Hermeskeil wird Zentrum einer neuen Großpfarrei werden. Der Turm ist eingerüstet, weil der Glockenstuhl saniert wird. TV-Foto: Christa Weber

Die Martinuskirche Hermeskeil wird Zentrum einer neuen Großpfarrei werden. Der Turm ist eingerüstet, weil der Glockenstuhl saniert wird. TV-Foto: Christa Weber

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Hermeskeil/Gonzerath "Stellen Sie sich mal vor, wenn ältere Menschen im Winter von Gonzerath bis nach Hermeskeil für die Teilnahme an der Christmette fahren müssten, womöglich durch Schneetreiben. Das geht doch nicht", sagt TV-Leser Willi Gorges. Die jüngsten Pläne des Bistums Trier sehen nämlich einen Zusammenschluss der Pfarreiengemeinschaft Monzelfeld mit dem 35 Kilometer entfernten Hermeskeil vor, sagt Gorges. "Wenn das kommt, dann hätten wir möglicherweise nur noch alle vier Wochen eine Messe hier in Gonzerath", sagt der 78-Jährige.
Im Juni-Pfarrbrief hat sich der Monzelfelder Pfarrer Markus Weilhammer an die Gemeinde gewandt. Noch sei nichts festgelegt, denn die sogenannte Resonanzphase, in der die Gläubigen der Pfarreien Feedback geben dürfen, laufe bis September. Diese Zeit gelte es wahrzunehmen, um seine Meinung zu äußern, online oder in einem Fragebogen, der den Pfarrbriefen beiliege. Weilhammer schreibt: "Möglich wäre eine Pfarrei in den Grenzen des Dekanats Bernkastel, unter anderem mit Thalfang, Morbach, Monzelfeld, Bernkastel-Kues, Piesport. Es ist jetzt wichtig, dass die Leute ihre Anliegen vorbringen. Man kann auch Briefe schreiben. Wenn keine Rückmeldung kommt, dann wird sich nichts tun."
Jener Fragebogen, der den Pfarrbriefen beilag, sei aber komplex, und manch einer verstehe ihn nicht richtig, sagt Willi Gorges. Elf Feststellungen können von "sehr wichtig", bis "sehr unwichtig" eingestuft werden. "Den Leuten ist es wichtiger zu wissen, ob sie zum Gottesdienst weit wegfahren müssen oder ob sie in ihren gewohnten Pfarrgemeinschaften bleiben", findet Gorges. Judith Rupp, stellvertretende Pressesprecherin im Bistum Trier, nimmt dazu Stellung: "Beim Entwurf für die Pfarreien der Zukunft wurden auch die Verkehrswege mitbedacht. Die Sorge, dass die Erreichbarkeit von Kirchen gerade für ältere Menschen nicht mehr so gut ist, wird geäußert. Unser Anliegen ist es, dass an ganz vielen Orten innerhalb der Pfarrei der Zukunft kirchliches Leben stattfindet, so dass die Wege auch in den weiten Räumen machbar sind."
Die Textpassagen seien keine Fragen, sondern würden bestimmte Kriterien beschreiben. Dabei soll eine Balance zwischen städtischen und ländlichen Räumen gewährleistet werden.
Insgesamt gebe es viele Rückmeldungen aus dem ganzen Bistum, bestätigt der Hermeskeiler Dechant Clemens Grünebach, der die Neugliederung der Pfarreien federführend begleitet. Es gebe Signale aus dem Raum Schillingen/Kell/Mandern/Waldweiler, dass diese sich statt nach Saarburg eher nach Hermeskeil orientieren. Auch Naurath habe gebeten, statt Schweich lieber Hermeskeil zugeordnet zu werden. "Wir lesen jede einzelne Stellungnahme", sagt Grünebach. Zu den Ängsten in Gonzerath bezüglich weiterer Wege zur Christmette sagt der Dechant: "Das stimmt ja so nicht. Es geht nicht darum, alles an einem Ort zu zentralisieren." An dem Pfarrzentrum in Hermeskeil werde eine pastorale Leitung mit Pfarrbüro und entsprechenden Verwaltungsstrukturen sowie ein "verlässliches liturgisches Angebot" eingerichtet. "Christmetten gibt es aber natürlich auch weiterhin in anderen Orten." Durch das Knüpfen von Netzwerken könne das Lokale vor Ort sogar gestärkt werden.KommentarMeinung

Klare Fragen, klare Antworten
Man kann es nicht allen recht machen, sagt ein altes Sprichwort. Es ist völlig klar, dass das Bistum Trier versucht, mit der Bündelung auf besonders große Pfarreien Ressourcen besser zu nutzen. Dass dabei die Wege zu den Gotteshäusern womöglich länger werden, lässt sich dabei kaum vermeiden. Das wird wohl, neben der Häufigkeit der Gottesdienste und der Nähe der Pfarrer eines der wichtigsten Kriterien für die Gläubigen im Hunsrück und an der Mosel sein. Warum aber arbeitet der Fragebogen dann statt mit Fragen mit Feststellungen, die von wichtig bis unwichtig bewertet werden können? Es wäre zielführender gewesen, die Umfrage etwas sachlicher und verständlicher zu verfassen und dabei weniger verschwurbelte Fragen zu entwickeln, die man klar und ohne Nebensätze beantworten kann. Warum wird nicht klar und deutlich gefragt: Wie weit sind Sie bereit, zum Gottesdienst zu fahren? Fünf, 15 oder 30 Kilometer? Das wäre den Gläubigen gegenüber ehrlicher gewesen, und die Antwort wäre ihnen gewiss leichter gefallen. hp.linz@volksfreund.deExtra: UMWANDLUNG


887 Pfarreien im Bistum Trier sollen in 35 XXL-Pfarreien umgewandelt werden. Das ist das Ergebnis der Trierer Diözesansynode, die 2013 das Thema anging. Bis zum Herbst können Rückmeldungen erfolgen. Info: www.resonanz-bistum-trier.de ( www.bistum-trier.de/heraus-gerufen/35-pdz/vorstellung-am-24-maerz-2017/kriterien-fuer-die-raumzuschnitte/ ).

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