Neugier und Freundlichkeit

HERMESKEIL. 1200 Kilometer liegen zwischen der polnischen Stadt Hel in der Danziger Bucht und der Hochwaldstadt Hermeskeil. Die große Entfernung beeinflusst die Intensität der jungen Partnerschaft offenbar absolut nicht. Momentan besuchen 26 Schüler aus Hel den Hochwaldraum.

Gegensätze ziehen sich an. Wer nach Gemeinsamkeiten und Parallelen zwischen Hel und Hermeskeil sucht, wird nicht viele finden. Das an drei Seiten von Wasser umgebene ehemalige Fischerdorf, das zu einer modernen und attraktiven Stadt geworden ist, und das gelegentlich von rauen Winden geschüttelte Mittelzentrum im Hochwald passen dennoch gut zusammen. Die bisherige Entwicklung der Partnerschaft ist der Beweis.Arbeitskreis wurde 2002 gegründet

Die ersten Begegnungen fanden in der zweiten Jahreshälfte 2001 statt. Repräsentanten von Hermeskeil, darunter die Stadtratsmitglieder Norbert Klaas, Karl Heege und Karl-Heinz Dahlke, trafen mit Hels Bürgermeister Miroslav Wadolowski zusammen. Im Oktober 2001 konnte Hermeskeil zum ersten Mal eine Delegation aus Hel begrüßen. Im Juli 2002 wurde der Arbeitskreis Städtepartnerschaft Hel-Hermeskeil gegründet. Als "kleiner Baustein für ein geeintes Europa" sollte diese Partnerschaft "nicht nur einen kleinen elitären Kreis betreffen", wie es Stadtbürgermeisterin Ilona König formulierte. "Alle, besonders die Jugend, sollen beteiligt werden und davon profitieren." Im September 2002 unterzeichneten Ilona König und Miroslav Wadolowski in der Hermeskeiler Hochwaldhalle die Partnerschaftsurkunden. Im Juni 2003 besuchte Bernd Hermesdorf, Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Hermeskeil, mit einer Gruppe interessierter Jugendlicher aus dem Hochwald die Stadt Hel. Der Gegenbesuch läuft jetzt. Noch bis Samstag lernen 26 Schüler aus Hel zwischen 15 und 17 Jahren den Hochwald kennen, arbeiten mit gleichaltrigen Hermeskeiler Schülern in der Realschule zusammen, besuchen Bernkastel, Trier und Brüssel und lernen das Informationszentrum des Naturparks Saar-Hunsrück kennen. Der obligatorische feierliche Empfang im großen Sitzungssaal des Hermeskeiler Rathauses forderte Stadtbürgermeisterin König und Bürgermeister Michael Hülpes sehr. Sie stellten sich den Fragen der polnischen Schüler. Der aus Polen stammende Hermeskeiler Richard Bawelski half bei der Überwindung der Sprachbarriere.Alkoholproblem und Finanzsystem

"Wovon lebt die Stadt?" Ilona König gab sich große Mühe, der Schülerin, von der diese Frage kam, das kommunale Finanzsystem zu erläutern. "Gibt es hier Probleme mit Alkohol und Drogen?" Peinlich berührt, aber absolut ehrlich, berichtete die Stadtbürgermeisterin von den Gelagen, die immer am Tag der Zeugnisvergabe Innenstadt und Stadtpark zur Müllhalde machen. Karl Heege, einer der Initiatoren und Leistungsträger der Partnerschaft, zeigte große Begeisterung. "Diese jungen Menschen kommen mit enormer Neugier und Freundlichkeit zu uns", sagte der Mediziner im Ruhestand. "Sie haben beispielsweise ihre während einer Schulstunde in der Realschule erarbeiteten Ergebnisse in deutscher Sprache vorgetragen und dafür spontanen Applaus ihrer deutschen Mitschüler erhalten." Heute steht die Teilnahme an einem politischen Unterrichtsprojekt in der Rektor-Bach-Hauptschule auf dem Programm, am Nachmittag besucht die Gruppe das Hochwaldmuseum. Morgen ist Trier mit dem Dom, dem Landesmuseum und der Porta Nigra an der Reihe, bevor die Gruppe am Sonntag die Heimreise nach Hel antritt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort