Nie mehr schweigen, niemals vergessen

Annähernd 300 Menschen haben am Wochenende der Opfer gedacht, die im SS-Sonderlager Hinzert gelitten oder gar den Tod gefunden haben.

 Nach der Erinnerungsfeier im Dokumentations- und Begegnungshaus hielten die Besucher am Mahnmal der Gedenkstätte SS-Sonderlager Hinzert inne. TV-Foto: Ursula Schmieder

Nach der Erinnerungsfeier im Dokumentations- und Begegnungshaus hielten die Besucher am Mahnmal der Gedenkstätte SS-Sonderlager Hinzert inne. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hinzert-Pölert. (urs) Ein Besuch der Gedenkstätte SS-Sonderlager Hinzert macht betroffen. Die Kreuze, das Mahnmal und das Dokumentations- und Begegnungshaus erinnern an die Menschen, die hier während der Zeit des Nationalsozialismus gelitten haben. Bei der jährlichen Erinnerungsfeier haben ihrer rund 300 Besucher - darunter Angehörige und Politiker - am Wochenende gedacht.

Zwei Personen wurden jedoch vermisst: Jos Meuniers und René Redding. Meuniers, einer der wichtigsten Zeitzeugen der Gedenkarbeit in Hinzert, ist 2008 gestorben. Redding, der, solange es seine Gesundheit zuließ, immer bei den jährlichen Erinnerungsfeiern dabei war, im Mai 2009. "Ihr Tod hat eine unwiederbringliche Lücke hinterlassen", würdigte Dieter Schiffmann, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, das Engagement der ehemaligen Hinzert-Häftlinge. Ihr Vermächtnis sei Verpflichtung, die Erinnerung wachzuhalten und jeder Form von Diskriminierung entschieden entgegenzutreten.

Thierry Zarella, stellvertretender Generalkonsul der Französischen Republik in Frankfurt, bezeichnete es als besondere Ehre, die Gedenkrede halten zu dürfen. Besonders freute ihn, dass auch ein Überlebender an der Feier teilnehme. Die Zahl der Opfer aus Luxemburg, Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Polen, die in Hinzert "kriminellem Wahn und Grausamkeit" ausgeliefert gewesen seien, bezifferte Zarella auf 13 000. Nachweislich in Hinzert den Tod gefunden haben mindestens 321 Menschen. Ihrer zu gedenken, halte er für unverzichtbar: "Diese Gedenkstelle symbolisiert die Verweigerung, zu schweigen und zu vergessen." Niemals dürfe das Leid von Menschen in Konzentrations- und Todeslagern vergessen werden und niemals das, was Menschen anderen antaten und noch antun könnten. Abgeschlossen sei hingegen die "Zeit der Versöhnung". Deutschland und Frankreich sollten mit anderen Mitgliedstaten der Europäischen Union zu einem "gemeinsamen europäischen Projekt" übergehen. "Es soll und muss weitergehen", betonte Zarella.

Nach dem Verlesen von Zeitzeugenberichten legten Politiker und Vertreter von Gedenkarbeits-Organisationen aus Luxemburg, Frankreich und Deutschland Kränze an der Gedenkstätte nieder.

Zuvor hatte an der Kapelle eine Messe der luxemburgischen "Amicale des Anciens de Hinzert", des Freundeskreises der ehemaligen Hinzert-Häftlinge, stattgefunden sowie vormittags in Reinsfeld die 26. Informationstagung zur Gedenkarbeit. Mitarbeiter der Landeszentrale und Beate Welter, Leiterin des Begegnungshauses, gaben einen Ausblick auf Projekte 2010. Dieter Burgard, Vorsitzender des Fördervereins "Gedenkstätte KZ Hinzert", und Mitarbeiter Georg Mertes informierten über den Stand der Erinnerungsarbeit.

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