Nordlichter im Hochwald

GEISFELD. Nomadisch hat Familie Habicht bis vor zwei Jahren gelebt. Mit dem Hausbau in Geisfeld, dem Ort mit "den bodenständigen Menschen", sind die Drei sesshaft geworden – jedenfalls Sabine Habicht.

"Die Männer werden das Haus wahrscheinlich noch mal verlassen, ich nicht", sagt Sabine Habicht. Sie wirkt entschlossen. In fünf Orten haben die "Berufsnomaden" bisher ihre Zelte aufgeschlagen. "Wir haben immer ländlich gewohnt." Wenn der Berufsoffizier, der zurzeit als Hörsaalleiter in der Artillerieschule in Idar-Oberstein beschäftigt ist, versetzt wurde, folgte auch die Familie dem Ruf. Sohn Timo (20) musste häufig die Schule wechseln. "Ich habe viele verschiedene Stile mitbekommen, viele Menschen kennen gelernt. Das finde ich im Nachhinein gut." Die wiederholte Suche nach einem Haus war es dann auch, die die Habichts nach Geisfeld verschlagen hat. "Es war halt frei." Geisfelder halfen beim Hausbau kräftig mit

Und: Vor zwei Jahren verlockte ein schön gelegenes freies Baugrundstück in der Straße "Auf der Reisheck" zum Hausbau. "Viele Geisfelder haben uns beim Bauen unter die Arme gegriffen", sagt Sabine Habicht. In die Dorfgemeinschaft gut integriert, fühlt sich die Kleinfamilie, die ihre Wurzeln in Niedersachsen hat, in dem lichtdurchfluteten Neubau jetzt zuhause. Die große Hilfsbereitschaft vieler Dorfbewohner wissen sie zu schätzen. "Das ist nicht selbstverständlich." Ebenso wie die vielen Veranstaltungen, die von den Vereinen das Jahr über neben der eigentlichen Arbeit noch auf die Beine gestellt werden. "Das hier viel los ist, hat viel mit Idealismus zu tun", lobt Udo Habicht, der sich im Spätsommer gerne in den angrenzenden Wald zurückzieht, um Pilze zu suchen. "Wo die guten Stellen sind, verrate ich aber nicht." Nur, dass voriges Jahr ein gutes Jahr war, um Steinpilze und Pfifferlinge zu finden, gibt er preis. Seine Frau Sabine schätzt die ländliche Umgebung derweil besonders wegen der schönen Spazierwege. Wenn der Tante-Emma-Laden und der Getränkeladen nicht genug für den Alltagsbedarf hergeben, haben die "Wahl-Geisfelder" viele Möglichkeiten Großeinkäufe außerhalb zu erledigen. "Je nach Bedarf können wir sternförmig nach Trier, Saarbrücken, Neunkirchen und Losheim fahren", sagt Timo. Er wird bald ausziehen wird, um Mathe, Physik, Informatik und Japanologie zu studieren. In der Regel erledigt Sabine Habicht den Großeinkauf nach ihrer täglichen Arbeit als Bürokauffrau in Hermeskeil. Ein unverkennbares Zeichen, dass die Integration der gebürtigen "Nordlichter" gelungen ist, war die Wahl von Udo Habicht vor einem Jahr in den Gemeinderat. "Ich hatte mir eigentlich keine Chance ausgerechnet." Doch mit 101 Stimmen erhielt er ein Mandat, ist Kassenprüfer des Rates und, "dass mehr für die Jugendarbeit getan wird", liegt ihm am Herzen. Habicht: "Als Zugezogener im Gemeinderat bin ich emotional unbelastet. Es interessiert mich nicht, wer seit dem Mittelalter aufeinander schießt." Wenn er beruflich noch einmal weiterziehen muss, dann wird er alleine gehen, seine "Burg" wird in Geisfeld stehen. "Es wurden schon genug Umzüge auf dem Rücken der Familie ausgetragen", sagt er.

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